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Amsel auf einem Baum

Das Usutu-Virus wird durch heimische Stechmückenarten übertragen. Es wurde 2011 erstmals in Amseln nachgewiesen. © Markus Hentschel / iStock / Getty Images Plus

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Vogelsterben: Anstieg von Usutu-Virus-Fällen in Deutschland

In Deutschland kommt es offenbar erneut zu einem massiven Amselsterben durch das Usutu-Virus. Derzeit treffen täglich Dutzende Päckchen mit verendeten Vögeln am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ein. Auch dem Naturschutzbund NABU werden deutlich mehr kranke oder verendete Vögel gemeldet als sonst um diese Jahreszeit. Die Expert:innen führen dies auf eine verstärkte Zirkulation des durch Stechmücken übertragenen Usutu-Virus zurück. Es hatte zuletzt 2018 ein schweres Vogelsterben in Deutschland ausgelöst.

Rund 200 Einsendungen verendeter Amseln, Drosseln, Falken und weiterer Vogelarten: Das ist die vorläufige Bilanz am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) für das laufende Jahr. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr waren es „nur“ 100 Päckchen, die Bürgerinnen und Bürger dem Institut zur Untersuchung geschickt oder persönlich vorbeigebracht hatten.

Auch der Naturschutzbund NABU verzeichnet deutlich erhöhte Klickzahlen auf seiner Internetseite zum Thema Amseln und Usutu-Virus: Die Zahl der täglichen Aufrufe, in der Regel via Suchmaschinen, habe sich in den letzten drei Wochen mehr als verdoppelt. Gegenüber dem Vorjahr werde das Thema sogar drei- bis viermal stärker nachgefragt. Über seine Meldeseite wurden dem NABU in den zurückliegenden sechs Monaten mehr als doppelt so viele kranke oder tote Vögel gemeldet als im Vergleichszeitraum 2023. 2024 liefen bislang 1.536 Meldungen mit 1.806 toten / 1.060 krank gemeldeten Amseln und anderen Vögeln auf (Stand 14.08.24).

Hohe Melderate in Sachsen

Sowohl die Einsendungen als auch die Meldungen stammen aus dem gesamten Bundesgebiet. Besonderer Schwerpunkt scheint diesmal Niedersachsen zu sein. Von dort kamen laut NABU in der ersten Jahreshälfte sechs Mal mehr Meldungen als im Vergleichszeitraum für 2023. Als Ursache vermuten BNITM und NABU, dass das Usutu-Virus (USUV) derzeit noch stärker zirkuliert als sonst ohnehin während der Stechmückensaison zwischen Mai und September. Der warme und vor allem feuchte Sommer habe die starke Aktivität des Virus in Stechmücken begünstigt.

Am BNITM werden die eingesandten Tierkadaver seziert und auf Usutu- bzw. West-Nil-Viren (WNV, ein weiterer Erreger, der Vogelsterben verursachen kann) getestet. Bisher erwiesen sich 25 Prozent der bereits untersuchten Tiere als Usutu-Virus-positiv. Beim großen Ausbruch von 2018 waren es sogar 40 Prozent. West-Nil-Viren konnte das BNITM bei den bisher untersuchten Einsendungen dieses Jahres noch nicht nachweisen.

Bedrohung für Vogelpopulationen

„Der Anstieg der USUV-positiven Fälle in diesem Jahr zeigt, wie wichtig es ist, die Ausbreitung des Virus zu beobachten, zu dokumentieren und wissenschaftlich auszuwerten“, sagt Dr. Renke Lühken, Leiter der BMBF-Nachwuchsgruppe Arbovirus-Ökologie und der Arbeitsgruppe Vektorbekämpfung am BNITM. „Dabei sind wir auf die Unterstützung durch die Bevölkerung angewiesen. Vielen Dank an alle, die sich die Mühe machen, uns verendete Tiere einzusenden und so einen Beitrag zur Forschung zu leisten.“

Auch Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim NABU Hamburg, findet die aktuellen Zahlen der Einsendungen und Meldungen besorgniserregend. Ihm zufolge könnte sich das Amselsterben erneut verheerend auf den Vogelbestand auswirken: „2018 ist der Amselbestand beispielsweise in Hamburg um etwa 40 Prozent eingebrochen. Seitdem hat er sich noch nicht wieder erholt. Bei so einer häufigen Art ist das erschreckend.“ Außerdem hat Sommerfeld den Eindruck, dass damals auch andere Vögel wie Sing- und Misteldrosseln betroffen waren. Es sei daher wichtig, auch die Populationsentwicklungen weiterer Arten zu beobachten.

Übertragung durch heimische Stechmücke

Das Usutu-Virus wird durch heimische Stechmückenarten übertragen. Es wurde 2011 erstmals in Amseln nachgewiesen. Seit 2018 zirkuliert es deutschlandweit. Im selben Jahr wurde erstmals das West-Nil-Virus in Zoo- und Wildvögeln nachgewiesen. USUV-erkrankte Vögel wirken meist apathisch, flüchten nicht mehr und sind entweder leichte Beute für Räuber oder sterben innerhalb weniger Tage.

Auch Säugetiere können sich durch Stechmücken sowohl mit dem Usutu-Virus als auch mit dem West-Nil-Virus infizieren. Bei Menschen verlaufen die meisten Infektionen ohne oder mit nur leichten Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und im Fall von USUV mit Hautausschlägen. Nur selten kommt es zu Komplikationen wie Gehirn(haut)entzündungen.

Verdachtsfälle im Labor bestätigen

Um die tatsächliche Ausbreitung der Viren dokumentieren zu können, ist es wichtig, möglichst viele Verdachtsfälle im Labor bestätigen zu können. Entsprechende Untersuchungen nehmen das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) sowie manche veterinärmedizinischen Untersuchungsämter vor.

Das BNITM ruft die Bevölkerung dazu auf, tote oder kranke Vögel zu melden und gegebenenfalls dem Institut zu senden. Weitere Informationen über das Usutu-Virus und die Meldewege finden Sie auf den Webseiten des BNITM und des NABU.

Quelle: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

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