In Deutschland versterben laut des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch Instituts jährlich rund 24 000 Menschen an Darmkrebs. Trotzdem ist die Teilnahmerate an der Darmkrebsvorsorge immer noch niedrig. „Die Bereitschaft der Patientinnen und Patienten, vor einer Koloskopie den Darm richtig vorzubereiten, ist eine tragende Säule für eine optimale Dickdarmspiegelung. Leider empfinden viele Menschen die Vorbereitungsmaßnahmen als äußerst belastend.
Zu bestimmten Zeiten sind Abführmittel einzunehmen oder ganz generelle Ernährungsvorschriften einzuhalten“, schildert PD Dr. Benjamin Walter. In vielen Fällen sei die Vorbereitung sogar ein Grund, überhaupt nicht an der Darmkrebsvorsorge teilzunehmen. „Wir müssen daher die Menschen noch besser begleiten und das ist auf digitalem Wege möglich“ so Walter.
Schritt für Schritt durch die Maßnahmen
Die App führt Patientinnen und Patienten Schritt für Schritt durch die Maßnahmen bei der Vorbereitung einer Darmspiegelung. Dazu müssen die User nur den Termin ihrer Koloskopie eingeben. Zum richtigen Zeitpunkt erinnert die App dann daran, Abführmittel einzunehmen oder informiert über geeignete Lebensmittel. Fotos und Illustrationen veranschaulichen die Informationen.
„In einer Studie mit 500 Probanden konnten wir zeigen, dass bei Patientinnen und Patienten, die die App genutzt hatten, der Darm bei der Spiegelung sauberer war als bei herkömmlicher Vorbereitung. Dadurch konnten wir mehr Polypen, also Vorstufen von Darmkrebs, entdecken und entfernen“, resümiert der Gastroenterologe Walter.
Anstoß zu Verbesserung der Darmkrebsfrüherkennung
Die „digitale Patientenbetreuung“ durch eine App überzeugte auch die fünfköpfige Jury der Stiftung Lebensblicke aus Ludwighafen. „Wir freuen uns, dass wir mit dieser Preisverleihung einen wichtigen Anstoß zur weiteren Verbesserung der Darmkrebsfrüherkennung leisten können“, so Professor Jürgen Riemann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lebensblicke. Die Stiftung setzt sich seit über zwanzig Jahren für die umfassende Information der Bevölkerung über die Möglichkeiten der Darmkrebsfrüherkennung ein.
Überreicht wurde die Auszeichnung anlässlich des diesjährigen Darmkrebsmonats März unter dem Motto: "Darmkrebsvorsorge schützt vor bösen Überraschungen". „Wir freuen uns außerordentlich über die Auszeichnung und möchten in Zukunft die digitale Patientenbegleitung auch für andere Untersuchungsformen etablieren. So kann es gelingen, den Nutzen für unsere Patienten noch zu vergrößern“, erklärt Walter. Auch ist in diesem Forschungsbereich ein größerer Einsatz der künstlichen Intelligenz denkbar.
Quelle: Universität Ulm