Der Deutsche Lebertag wird von der Gastro-Liga e. V., der Deutschen Leberhilfe e. V. und der Deutschen Leberstiftung ausgerichtet. Mit dem diesjährigen Motto „Leber gut – alles gut“ betonen die Ausrichter die Bedeutung der Leber als zentrales Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers und weisen darauf hin, dass in den meisten Fällen virale und nicht-virale Lebererkrankungen und ihre Folgen umso besser behandelt und gegebenenfalls sogar geheilt werden können, desto früher sie erkannt werden.
Verbreitung von Hepatitis
Virushepatitis umfasst eine Gruppe von entzündlichen Lebererkrankungen, die durch verschiedene Viren verursacht werden. Derzeit unterscheidet man – abhängig vom Virustyp – Hepatitis A, B, C, D (delta) und E. Besonders Hepatitis B und C stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, da sie chronisch verlaufen und unbehandelt zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen können.
Im April 2024 schätzte die WHO, dass derzeit 254 Millionen Menschen an chronischer Hepatitis B und 50 Millionen Menschen an chronischer Hepatitis C leiden. Zusätzlich geht die WHO von jährlich etwa 1,5 Millionen Neuinfektionen von Hepatitis B und einer Million Neuinfektionen von Hepatitis C aus.
Alarmierende Sterblichkeitsrate
Und auch die Prognose der WHO zur Sterblichkeit ist alarmierend: Weltweit sterben täglich 3500 Menschen an viralen Hepatitis-Infektionen. Diese Daten verdeutlichen die globale Gesundheitsbelastung durch Virushepatitis und unterstreichen die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen, frühzeitiger Diagnose und effektiven Behandlungsstrategien.
„In den meisten Fällen, wenn Viren in den menschlichen Körper gelangen, sind die Symptome unangenehm, aber schnell wieder vorbei. Unser Immunsystem kann die Eindringlinge, die beispielsweise Magen-Darm-Infekte, Schnupfen oder Husten verursachen, effektiv eliminieren. Anschließend ist der Patient wieder gesund. Doch es gibt Virusinfektionen, bei denen es dem körpereigenen Abwehrsystem nicht gelingt, sämtliche Viren komplett zu eliminieren. Wenn zum Beispiel Hepatitis-B-Viren (HBV) oder Hepatitis-C-Viren (HCV) einen Menschen infizieren, können sie Leberentzündungen verursachen, die häufig chronisch werden und weitere schwere Folge-Erkrankungen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebs zur Folge haben“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.
Direkt wirkende antivirale Mittel
Und berichtet von einem bisher einmaligen Erfolg: „In der Regel können Menschen, die an einer chronischen Virusinfektion leiden, nicht geheilt werden. Bislang gibt es nur eine Ausnahme, die Hepatitis C. Seit 2014 sind in Deutschland zahlreiche Medikamente zur Behandlung der Erkrankung zugelassen, die direkt in den Vermehrungszyklus des Virus eingreifen, die sogenannten DAAs – Direct Acting Antiviral Agents. Die Heilungsraten dieser nahezu nebenwirkungsfreien Tablettentherapien mit einer Dauer von acht bis zwölf Wochen sind sehr hoch, sie liegen bei circa 90 bis 100 Prozent. Doch wir können Hepatitis-C-Patienten nur dann einer heilenden Therapie zuführen, wenn ihre Erkrankung diagnostiziert wird. Auch gegen Hepatitis B gibt es effektive Therapien, die allerdings meist dauerhaft genommen werden müssen, und Impfstoffe, die eine Infektion verhindern können. So kann das Risiko einer Chronifizierung und schwerwiegender gesundheitlicher Folgen verringert werden. Viele Betroffene bemerken ihre Erkrankung jedoch lange Zeit gar nicht, weil chronische Infektionen mit einem Hepatitis-Virus über Jahre symptomlos verlaufen können.“
Hepatitis-Vorsorge ab 35 Jahren
Bereits im Jahr 2016 hat die WHO das Ziel ausgerufen, bis 2030 die Virushepatitiden B und C zu eliminieren. Diesem Ziel hat sich die deutsche Bundesregierung mit der BIS2030-Strategie angeschlossen.
Um der von Prof. Manns thematisierten Problematik der Identifizierung von unentdeckten Hepatitis-Virusinfektionen entgegenzuwirken, wurde der Katalog für Vorsorgeleistungen erweitert: Im Rahmen des Präventionsprogramms „Gesundheitsuntersuchung“ für gesetzlich Versicherte, vormals als „Check-up 35“ bezeichnet, besteht ab dem vollendeten 35. Lebensjahr alle drei Jahre ein Anspruch auf eine Vorsorge-Untersuchung.
Schutz für Risikogruppen
Seit 2021 wird als neue Vorsorgeleistung auch ein einmaliges Screening auf Hepatitis B und C angeboten. Erste Studienergebnisse zeigen, dass durch die Screenings die Zahl der Diagnosen von Hepatitis B und C angestiegen ist.
Wer noch keinen Kontakt mit Hepatitis-A- oder -B-Viren hatte, sollte sich in der hausärztlichen Praxis dagegen impfen lassen. Die Hepatitis-A- und -B-Schutzimpfungen sind insbesondere für Leberkranke wichtig, da die Leber hier schon vorgeschädigt ist: Eine zusätzliche Infektion mit einem Hepatitis-Virus kann den Krankheitsverlauf bei diesen Patienten verschlechtern oder sogar ein Leberversagen auslösen.
Erhöhte Leberwerte: Ein Warnsignal?
Eine Impfung gegen das Hepatitis B-Virus schützt gleichzeitig gegen das Hepatitis-D-Virus (Hepatitis delta): Das Hepatitis-D-Virus kann nur zusammen mit dem Hepatitis-B-Virus auftreten, da es dessen Hüllprotein braucht. Die chronische Hepatitis delta ist die Virushepatitis-Erkrankung mit dem schwerwiegendsten Verlauf. Für die Therapie einer Hepatitis-D-Infektion ist seit einiger Zeit ein neues Medikament verfügbar.
Der Verlauf und die Prognose jeder Erkrankung mit einem Hepatitis-Virus hängen unter anderem von der Fähigkeit des Immunsystems, das Virus zu bekämpfen sowie der physischen Konstitution des Patienten ab. Von großer Bedeutung ist, ob eine frühe Diagnose und eine gezielte Behandlung erfolgen. Deswegen ist es auch für Menschen, die sich eigentlich gesund fühlen, sinnvoll, die Leberwerte in der hausärztlichen Praxis untersuchen zu lassen. Erhöhte Leberwerte können ein erstes Zeichen sein, dass mit der Leber etwas nicht stimmt.
Quelle: Deutsche Leberstiftung