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Darmkrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebserkrankung. © mr.suphachai praserdumrongchai / iStock / Getty Images Plus

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Therapieversagen: Darmkrebszellen entwickeln fötusähnlichen Zustand zur Resistenz

Ein bestimmter Zustand von Krebszellen fördert die Therapieresistenz bei Darmkrebs, schreiben Forschende des Mount Sinai, des Max Delbrück Center und anderer internationaler Zentren in „Nature Genetics“. Ihre Ergebnisse zeigen einen neuen Mechanismus und einen potenziellen Angriffspunkt für Medikamente.

Tumorzellen können in einen fötusähnlichen Zustand übergehen, so einer Chemotherapie entgehen und weiter wachsen. Durch diesen Mechanismus widerstehen einige Darmkrebsarten der Behandlung, schreibt ein internationales Forschungsteam, einschließlich Dr. Gaetano Gargiulo, Leiter der Arbeitsgruppe „Molekulare Onkologie“ am Max Delbrück Center, in „Nature Genetics“.

Versteckter Mechanismus ermöglicht das Entkommen

Darmkrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebserkrankung. Nach Angaben des „World Cancer Research Fund“ endet er außerdem besonders oft tödlich. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate für Darmkrebspatient*innen, deren Krebs im Körper gestreut hat, liegt bei etwa 15 Prozent – vor allem weil der Krebs schafft, gegen die Behandlung resistent zu werden.

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass LGR5+-Krebsstammzellen das Fortschreiten von Darmkrebs begünstigen. Nur diese Zellen zu zerstören, führt aber nicht zu einer Remission. In der aktuellen Studie haben Dr. Slim Mzoughi und Dr. Ernesto Guccione und ihre Kolleg*innen von der Mount Sinai’s Icahn School of Medicine jetzt einen weiteren, bisher unbekannten Zellzustand identifiziert, der Darmkrebs begünstigt. Das Team nannte ihn „onkofötal“ (OnF), weil er fötalen Darmzellen ähnelt.

Genetische Rückverfolgung lieferte Hinweise

Um die aktive Rolle dieser Zellen bei der Tumorentwicklung und der Therapieresistenz zu bestätigen, wendete sich das Mount Sinai-Team an Gargiulo und seine Kolleg*innen. Bei Mausdarm-Organoiden, die menschlichen Darmkrebs nachbilden, nutzen sie eine synthetische Tracing-Technologie, die die AG Gargiulo entwickelt hat: Dieses genetische Tracing kann Zellzustände wie bei den OnF-Zellen markieren und in Echtzeit verfolgen. Die Ergebnisse lieferten den direkten Nachweis, dass die OnF-Zellen nicht nur passive Zuschauer sind, sondern eine Schlüsselrolle beim Fortschreiten des Tumors spielen.

„Wir wissen jetzt, dass nicht nur eine einzige Stammzellpopulation, sondern mehrere Zellzustände bei dem Krebs koexistieren und kooperieren. Das macht es sehr viel schwieriger, die Tumoren zu eliminieren“, sagt Gargiulo. „Dank unserer vielseitigen Technologie konnten wir sehr gut eine neue Zellpopulation verfolgen sowie ihre Rolle bei der Tumorevolution und Therapieresistenz nachweisen. Diese Studie gewährt einen völlig neuen Einblick in die Art und Weise, wie sich Tumore anpassen, um eine Behandlung zu überleben. Das ist ein erster Schritt auf dem Weg zu neuen Medikamenten, die die Behandlungsergebnisse der Patient*innen dramatisch verbessern und ihr Überleben verlängern können.“

Quelle: Max Delbrück Center

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