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Erfolgreicher Nachwuchs in der Wissenschaft

Mit dem Wissen um den entdeckten Mechanismus können die Mediziner die Wirkungsweise bisheriger Therapien besser nachvollziehen und passgenauere Behandlungen entwickeln. © Hoda Bogdan / Fotolia.com

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Multiple Sklerose-Forschung: Erfolgreicher Nachwuchs in der Wissenschaft

Dr. Katja Thomas, Leiterin des Neuroimmunologischen Labors an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, wurde bereits zum zweiten Mal für ihre Forschung im Bereich Multiple Sklerose mit einem Preis ausgezeichnet. Die Ergebnisse der Untersuchungen können dabei helfen spezifischere Behandlungen für die Patienten zu entwickeln.

Die Untersuchungen zur Multiplen Sklerose (MS) zeigen, dass sich hochentzündlich aktive sogenannte dendritische Zellen im Gehirngewebe der erkrankten Patienten anreichern. Dort aktivieren sie die sogenannten T-Zellen, die für gewöhnlich bei der Immunabwehr zum Einsatz kommen und bei MS fälschlicherweise Nervenfasern attackieren und schädigen.

Mit dem Wissen um diesen Mechanismus können die Mediziner die Wirkungsweise bisheriger Therapien besser nachvollziehen und passgenauere Behandlungen entwickeln. Für Ihre Forschungen zur Rolle der dendritischen Zellen beim Ausbruch einer Multiple Sklerose-Erkrankung machte die junge Neurologin einen beruflichen Spagat: Neben ihrer Arbeit im Labor betreute Sie auch Patienten in der MS-Ambulanz des Universitätsklinikum.

„Multiple Sklerose ist auch heute noch eine Erkrankung die uns Rätsel aufgibt“, sagt Prof. Tjalf Ziemssen, Leiter der MS-Ambulanz der Klinik für Neurologie am Uniklinikum Dresden. „Zwar gibt es schon eine Reihe an Behandlungsmöglichkeiten, doch deren Wirkung unterscheidet sich von Patient zu Patient. Das Hauptproblem für uns Mediziner besteht darin, dass wir noch dabei sind, die Grundmechanismen der Nervenkrankheit zu erforschen, um die bestehenden Therapien zu optimieren und neue auf die Patienten zugeschnittene Ansätze entwickeln zu können.“

Einen ersten Erfolg hierfür liefert unter anderem die Dissertation von Dr. Katja Thomas, die Prof. Tjalf Ziemssen als Doktorvater betreute. Im Rahmen Ihrer Promotion analysierte Dr. Katja Thomas umfangreiche Gewebe-, Liquor- und Blutproben.

In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Göttingen konnte sie so eine Fülle an Daten gewinnen und zeigen, dass die sogenannten SLAN-DC, eine spezielle Form dendritischer Zellen, bei MS-Patienten aus dem Blut ins Gehirn gelangen. Dort lösen die fehlgeleiteten Zellen Entzündungen aus, indem sie T-Zellen anstiften, Nervenfasern zu attackieren. Die jetzt ausgezeichnete Promotionsarbeit konnte diesen Vorgang für die SLAN-DC nun erstmals nachweisen.

Verknüpfung von Wissenschaft und Krankenversorgung

Die Arbeitsweise der jungen Medizinerin wies dabei vor allem eine Besonderheit auf: Viele der untersuchten Proben stammten von Patienten, die Dr. Katja Thomas persönlich betreut. „Mein Berufsleben ist ein ständiger Wechsel zwischen Theorie und Praxis verbunden mit einem täglichen Spagat zwischen Labor und Patientenversorgung“, lacht die vielseitige Ärztin, die seit dem Abschluss der Promotion 2015 das Neuroimmunologische Labor der Klinik für Neurologie leitet.

Die beiden unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche sind für die junge Medizinerin ein unschätzbarer Vorteil: „Die enge Verknüpfung von Wissenschaft und Krankenversorgung hilft mir realitätsnäher zu forschen. Denn die Multiple Sklerose ist eine Erkrankung, die oft erstmals im jungen Erwachsenenalter auftritt und die Menschen ihr Leben lang begleitet. Wenn ich mit einem Patienten über seine Pläne im Job oder der Familie spreche, dann möchte ich, dass er diese trotz MS verwirklichen kann. Diese Motivation nehme ich aus dem Behandlungszimmer mit ins Labor.“

Bei ihren Forschungen werden die Mediziner auch aktiv von Betroffenen unterstützt: „Unsere Patienten sind äußerst studienbegeistert und helfen unseren Forschungsprojekten gerne durch freiwillige Proben, um die Behandlungsmöglichkeiten weiter zu verbessern“, weiß Dr. Katja Thomas.

Der Commerzbankpreis, der jährlich fächerübergreifend die herausragendste Promotion an der Technischen Universität Dresden auszeichnet und mit 1 000 Euro dotiert ist, ist bereits die zweite Auszeichnung für die außergewöhnliche Forschungsarbeit von Dr. Katja Thomas. Gemeinsam mit ihrem Doktorvater Prof. Tjalf Ziemssen veröffentlichte die junge Medizinerin ihre Arbeit auch im „Neurology: Neuroimmunology and Neuroinflammation“, einem renommierten und international anerkannten Forschungsmagazin.

In ihren Funktionen als Leiterin des Neuroimmunologischen Labors und als Ärztin in der Krankenversorgung wird sich Dr. Katja Thomas auch zukünftig für eine realitätsnahe Forschung zum Wohle der Patienten einsetzen.

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

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