Es wird seit langem angenommen, dass die mehrfach ungesättigten Omega-3 Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), die in fettreichen Meeresfischen (Lachs, Makrele, Hering) vorkommen, gesundheitsfördernde und lebensverlängernde Wirkungen besitzen. Hingegen war der Zusammenhang zwischen der pflanzlichen Omega-3 Fettsäure alpha-Linolensäure (ALA) und der Sterblichkeit bisher weniger gut untersucht.
Omega-3-Fettsäuren
Die LURIC-Studie hat zwischen 1997 und 2000 insgesamt 3316 Personen aus Südwest-Deutschland eingeschlossen, nachdem diese stationär wegen des Verdachtes auf eine Herzerkrankung einer Koronarangiographie unterzogen worden waren; die Daten von 3259 Personen gingen in die Auswertung ein. Während der Nachverfolgung über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren verstarben 975 (30 Prozent) dieser Patienten.
In der aktuell publizierten, wissenschaftlichen Untersuchung wurden die Omega-3 Fettsäuren in den roten Blutkörperchen der Studienteilnehmer bestimmt und die Messergebnisse in Beziehung gesetzt zu Todesfällen, Todesursachen, Krankengeschichte und anderen Faktoren, die Einfluss auf die Ergebnisse hätten haben können, wie die Einnahme von Cholesterin-Senkern oder Risikofaktoren wie Rauchen, Mangel an Bewegung, body mass index (BMI), Diabetes mellitus und hoher Blutdruck.
Bedeutung der ALA
Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass hohe Spiegel von EPA und DHA einzeln und gemeinsam mit einem längeren Leben assoziiert sind, unabhängig von allen anderen Einflüssen oder Risikofaktoren. „Das bedeutet, dass niedrige Spiegel von EPA und DHA eigenständig ein Risiko für einen frühen Tod bedeuten", erläutert Professor Dr. Clemens von Schacky von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Klinikum der Universität München (LMU), der die Untersuchung initiiert und koordiniert hat.
Bisher war man sich uneinig darüber, ob dies auch für ALA gilt. Die neuen, aus der LURIC-Studie gewonnenen Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse zur Bedeutung der ALA. Nur ein relativ geringer Teil der ALA wird im Körper in EPA umgewandelt, wobei Frauen dazu eher in der Lage sind als Männer. „Dies könnte der Grund sein, warum nur bei Frauen, aber nicht bei Männern, hohe Spiegel von ALA eine positive Bedeutung haben", ergänzt Dr. Marcus Kleber von der V. Medizinischen Klinik der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und Erstautor der Studie.
Umfangreiche Beobachtungsstudie
Die von Professor Dr. Winfried März (Medizinische Fakultät Mannheim und Universität Graz) geleitete LURIC-Studie zeichnet eine große Teilnehmerzahl und die lange Beobachtungszeit aus; zudem ist LURIC eine der umfangreichsten Beobachtungs-Studien in Europa. Die aktuellen Ergebnisse konnten nur mittels einer spezifischen, sehr gut standardisierten Methode zur Analyse von Fettsäuren in roten Blutkörperchen erzielt werden, der die LURIC-Proben unterzogen wurden.
Die Fettsäurezusammensetzung roter Blutkörperchen schwankt nur gering und ist daher sehr gut geeignet, die langfristige Versorgung mit Omega-3 Fettsäuren aus der Nahrung abzubilden. Wird ein Mangel festgestellt, sollte dies Anlass zur Umstellung der Ernährung sein. Alternativ kann eine Substitution von Omega-3 Fettsäuren erwogen werden.
Quelle: Universitätsmedizin Mannheim
Publikation: von Schacky C. et al.; Omega-3 fatty acids and mortality in patients referred for coronary angiography – The Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health Study; Atherosclerosis, 2016; DOI: 10.1016/j.atherosclerosis.2016.06.049