Branche
on
Forscher finden Arsen in Muttermilch

Mutter stillt Baby: Manche Arsen-Lipide sind toxisch. © szeyuen / iStock / Thinkstock

| | |

Uni Graz: Forscher finden Arsen in Muttermilch

In geringer Konzentration ist das Spurenelement Arsen fast überall in der Natur zu finden. Im Gegensatz zum giftigen anorganischen Arsen sind die fettlöslichen Arsen-Lipide und ihre eventuelle Toxizität noch kaum erforscht. Chemikern der Karl-Franzens-Universität Graz ist es erstmals gelungen, Arsen-Lipide in menschlicher Muttermilch zu identifizieren.

„Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Arsen unter anderem in Wasser, Reis und Meereslebewesen zu finden ist“, weiß Univ.-Prof. Dr. Kevin Francesconi von der . Um zu klären, ob das Spurenelement über die Nahrung auch in die Muttermilch gelangt, wurde der für seine Arsen-Forschungen international renommierte Chemiker mit seinem Team beauftragt, Proben von Frauen aus Norwegen, wo viel Fisch und Meeresfrüchte gegessen werden, zu analysieren. Glücklicherweise fanden die Grazer Wissenschafter kaum toxisches, anorganisches Arsen in der Milch, sehr wohl aber unterschiedliche Arsen-Lipide. Von diesen fettlöslichen Verbindungen, die von Algen aus anorganischem Arsen im Wasser produziert werden, ist bekannt, dass sie sich in Meereslebewesen anreichern.

„Wir konnten acht verschiedene Arsen-Lipide identifizieren“, berichtet Mag. Michael Stiboller, Erstautor der aktuellen Studie und Doktorand an der Uni Graz. Der Nachweis stellte eine große Herausforderung dar, da die fettlöslichen Verbindungen schwer zu isolieren und analysieren sind. Eine von Stiboller entwickelte Methode zur Fraktionierung von Arsen – zur Aufspaltung in wasser- und lipidlösliche Formen – trug wesentlich zur Lösung des Problems bei. Das extrem hochauflösende Massenspektrometer des „NAWI Graz Central Lab – Environmental, Plant & Microbial Metabolomics“, das von Karl-Franzens-Universität und TU Graz gemeinsam betrieben wird, ermöglichte die anschließende exakte Analyse.

Weitere Forschung geplant

Interessant sind die Ergebnisse vor allem, weil zum ersten Mal Arsen-Lipide in Muttermilch nachgewiesen werden konnten. Grund zur Sorge liefern sie aber noch nicht. „Die Konzentration aller in der Muttermilch entdeckten organischen Arsen-Verbindungen betrug insgesamt rund 0,5 Mikrogramm pro Kilogramm. Der derzeit empfohlene Grenzwert für Arsen in Trinkwasser liegt bei zehn Mikrogramm pro Liter“, beruhigt Stiboller. „Angesichts der Bedeutung von Muttermilch für die Entwicklung eines Kindes sollten die neuen Erkenntnisse aber auf jeden Fall weitere Forschungen anregen, da die Toxizität und die Auswirkungen von organischem Arsen auf den Organismus noch weitgehend ungeklärt sind“, mahnt Francesconi. Frühere Studien an menschlichen Zellen hätten gezeigt, dass manche Arsen-Lipide toxisch seien, und kürzlich durchgeführte Untersuchungen an Fruchtfliegen würden darauf hindeuten, dass Arsen-Lipide die Blut-Hirn-Schranke passieren könnten.

Quelle: Uni Graz

Original-Publikation:

Arsenolipids Detected in the Milk of Nursing Mothers Michael Stiboller, Georg Raber, Virissa Lenters, Elin Lovise Folven Gjengedal, Merete Eggesbø, and Kevin A. Francesconi Environmental Science & Technology Letters, June 12, 2017 DOI: 10.1021/acs.estlett.7b00181

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Zwei Laboranten im Labor
Netz aus Zellen.

Das könnte Sie auch interessieren

Schwangere Frau kontrolliert ihren Blutzuckerspiegel
Niere
Zytomembranstruktur