Branche
on
3D-animierte Darstellung von Stammzellen.

Die Umwandlung von Stammzellen zu funktionsfähigen Leberzellen hängt entscheidend vom Transkriptionsfaktor CDX2 ab. © anusorn nakdee / iStock / Getty Images Plus

|

Hepatozyten: Funktionale Leberzellen durch gezielte Genregulation in Stammzellen

Leberzellen sind für die Forschung unverzichtbar – für Arzneimitteltests, zum besseren Verständnis von Krankheiten wie Hepatitis, Fettleber, Leberzirrhose oder Leberkrebs und für die Entwicklung zukünftiger Zelltherapien. Die Verfügbarkeit menschlicher Leberzellen aus Biopsien und Spenderorganen ist jedoch stark limitiert. Daher benötigt die Forschung alternative Quellen für Leberzellen.

Enormes Potential für die Forschung und künftige Therapien bietet die Erzeugung von Hepatozyten (Leberzellen) aus pluripotenten Stammzellen. Doch bislang ist nicht hinreichend erforscht, welche Prozesse Stammzellen dazu bringen, wie echte Leberzellen zu funktionieren. Eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung in Dortmund (IfADo) zeigt nun: Das genregulatorische Netzwerk des DNA Transkriptionsfaktors CDX2 spielt eine entscheidende Rolle bei diesem Problem.

Zellen zeigen hybride Eigenschaften

In früheren Forschungsarbeiten hatte die Forschungsgruppe „Regulatorische Netzwerke der Stammzelldifferenzierung (StemNet)” unter der Leitung von Dr. Patrick Nell gezeigt, dass die derzeitigen Methoden zur Gewinnung von Hepatozyten aus Stammzellen zu sogenannten Hybridzellen führen – Zellen, die sowohl Eigenschaften von Leber- als auch von Darmzellen besitzen.

„Hepatozyten und Epithelzellen des Darmtraktes haben einen gemeinsamen Ursprung in der Embryonalentwicklung, da sich die Leber aus einem Teil des primitiven Darmtraktes entwickelt. In der späteren Entwicklung reifen die unterschiedlichen Zelltypen heran, was durch unterschiedliche Aktivitätsniveaus in den Gen-Netzwerken gesteuert wird, die mit den jeweiligen Zelltypen assoziiert sind”, erklärt Antonia Thomitzek, Doktorandin bei StemNet. „Unsere begrenzte Kontrolle über diesen Prozess führt zur Bildung von Hybridzellen, die die Funktion physiologischer Leberzellen noch nicht getreu widerspiegeln.“

Die StemNet-Forschungsgruppe hat nun entdeckt, dass das CDX2-Netzwerk, das während der Bildung von Leberzellen aus Stammzellen unerwartet aktiv ist, eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des hybriden Phänotyps von aus Stammzellen gewonnenen Hepatozyten spielt. Durch das Ausschalten von CDX2 konnten sie die Entstehung unerwünschter Eigenschaften verhindern, die eher für Darmzellen als für Hepatozyten typisch sind.

Funktionalere Leberzellen

In ihrer aktuellen Studie verwendeten die Forschenden das „Genschere“-System CRISPR-Cas9, um selektiv das CDX2-Gen auszuschalten. CRISPR-Cas9 ist eine molekularbiologische Methode zum Schneiden und Modifizieren von DNA an einer ausgewählten Stelle. Wird CDX2 mit dieser Methode ausgeschaltet, wird die Entwicklung von darmtypischen Eigenschaften fast vollständig verhindert. Stattdessen entwickeln die Zellen einen eindeutigen Leberphänotyp. Sie zeigen verbesserte Leberfunktionen wie die korrekte Bildung von Gallengängen und einen effizienteren Transport von Gallensäuren. Diese Eigenschaften sind für funktionelle Leberzellen essenziell.

„Das Verständnis der Einflüsse von Gen-Netzwerken auf die Entstehung der zellulären Identität ist grundlegend für die Entwicklung zuverlässiger Zell- und Gewebemodellsysteme auf Basis der Stammzelltechnologie“, erklärt Dr. Patrick Nell. „Auf diese Weise treiben wir die Forschung zu geeigneten Alternativen zu Tierversuchen und die verantwortungsvolle Entwicklung zukünftiger Zelltherapien voran.“

Quelle: Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund


Originalpublikationen: 

  • Patrick Nell et al.; Elimination of CDX2 restricts intestinal hybrid differentiation signatures in stem cell-derived hepatocyte-like cells; Stem Cell Research & Therapy, Oktober 2025, DOI: 10.1186/s13287-025-04696-6
  • Patrick Nell et al.; Identification of an FXR-modulated liver-intestine hybrid state in iPSC-derived hepatocyte-like cells; Journal of Hepatology, November 2022, DOI: 10.1016/j.jhep.2022.07.009

Bleibe informiert: Jetzt Newsletter abonnieren »

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Computeranimierte Darstellung des Gehirns im Kopf, rechts daneben die Doppelhelix der DNA.
3D-animierte Illustration von vier Stammzellen, im Hintergrund die Doppelhelix-Struktur der DNA.

Das könnte Sie auch interessieren

3D-animierte Darstellung von rosa eingefärbten Bakterien.
Computeranimierte Darstellung eines Bluttropfens mit sich darin befindenden Zuckerwürfeln.
Nahaufnahme eines Mikroskops in einem Labor, Laborant im Hintergrund.