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Helicobacter-Beseitigung beugt Magenkrebs vor

Das erste Zeichen einer Helicobacter-Infektion ist häufig eine Entzündung der Magenschleimhaut: die akute Gastritis. © royaltystockphoto / iStock / Thinkstock

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Magenschleimhaut in Gefahr: Helicobacter-Beseitigung beugt Magenkrebs vor

Etwa die Hälfte der erwachsenen Menschen in Deutschland ist mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori infiziert. Bei jedem Fünften kommt es im Verlauf des Lebens zu Magenbeschwerden oder zur Ausbildung von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren. Doch auch wenn der Keim keine Beschwerden verursacht, erhöht er langfristig das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. Die neu überarbeitete Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) empfiehlt eine „Eradikationstherapie“ daher auch für bestimmte Risikogruppen.

Das erste Zeichen einer Helicobacter-Infektion ist häufig eine Entzündung der Magenschleimhaut: die akute Gastritis. Geht diese, meist in der Kindheit unbemerkt, in eine chronische Entzündung über, kann es zu einer Reihe von Komplikationen kommen. Auf dem Boden der chronischen Gastritis entstehen bei jedem fünften Patienten Magenbeschwerden bis hin zu Geschwüren im Magen- und Zwölffingerdarm.

Langfristig erhöht der Keim das Magenkrebsrisiko, und er ist auch für das MALT-Lymphom, einen seltenen Lymphdrüsenkrebs, verantwortlich. „Eine Eradikationstherapie, also die Beseitigung von Helicobacter pylori, lindert nicht nur die akuten Beschwerden bei einer Magenschleimhautentzündung, einem Magen- oder einem Zwöffingerdarmgeschwür“, sagt Professor Dr. med. Peter Malfertheiner, Direktor der Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie in Magdeburg und einer der beiden Leitlinienkoordinatoren.

„Sie hat auch das Potential, das Widerauftreten von Geschwüren und die Entstehung eines Magenkarzinoms zu verhindern.“ Bei nahen Verwandten von Magenkrebspatienten oder bei Menschen, die bereits eine Krebserkrankung in der Frühphase durchgemacht haben, rät die DGVS daher zu einer Behandlung, auch dann, wenn die Patienten keine Beschwerden haben. Auch Menschen, die länger als ein Jahr sogenannte Protonenpumpeninhibitoren einnehmen, sollten den Magenkeim entfernen lassen.

„Denn die Behandlung mit diesen Säureregulatoren führt auf Dauer zu einer Atrophie oder zu einer Intestinalen Metaplasie der Magenschleimhaut. Diese nicht mehr rückbildungsfähigen Veränderungen erhöhen wiederum das Magenkrebsrisiko“, erläutert Malfertheiner. Protonenpumpeninhibitoren, kurz „PPI“, hemmen die Bildung von Magensäure. Ärzte verschreiben sie häufig zur Behandlung der Refluxkrankheit, also bei Sodbrennen.

Therapie in der Regel erfolgreich

Auch bei Patienten, die ein erhöhtes Risiko für Magenblutungen mitbringen, sollten Ärzte eine Helicobacter-Behandlung erwägen. „Die dauerhafte Einnahme von ASS oder bestimmten Rheumamedikamenten, den nicht-steroidalen Antirheumatika, sollte Anlass sein, über eine vorsorgliche Beseitigung des Keims nachzudenken“, erklärt Leitlinienkoordinator Professor Dr. med. Wolfgang Fischbach, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau.

Denn die Beseitigung des Keims kann das Risiko für Magenblutungen senken. Voraussetzung für eine Behandlung sei der Nachweis des Keims, betont der Experte. Da kein Testverfahren hundertprozentig sicher ist, sollten zwei Tests positiv ausfallen. Die neue Version der Leitlinie lässt jedoch auch eine Ausnahme zu: Wird der Keim bei einer Magenschleimhautentzündung in einer Gewebeprobe nachgewiesen, sind weitere Tests nicht mehr nötig.

Die Eradikationstherapie ist heute in der Regel erfolgreich. Sie erfordert jedoch die Mitarbeit und die Geduld des Patienten, der mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen muss. Standard ist eine Tripeltherapie aus zwei Antibiotika und einem Protonenpumpeninhibitor. Ist der Keim gegen eines der Antibiotika resistent, sollten Ärzte zu einer Therapie mit vier Wirkstoffen wie der Bismut-basierten Quadrupeltherapie greifen.

„Dies betrifft häufig Menschen mit Migrationshintergrund oder Patienten, die zuvor schon mit Clarithromycin oder einem verwandten Antibiotikum behandelt wurden“, erklärt Fischbach: „In diesen Fällen ist das Risiko hoch, dass die klassische Tripeltherapie nicht anschlägt.“ „Mit der neuen Leitlinie liegt uns ein gut funktionierendes Konzept zum Umgang mit Helicobacter vor, das sich an den aktuellen Erkenntnissen orientiert“, so die beiden Experten.

Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft

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