Branche
on
HIV-1-Subtyp C zuverlässig durch NAT-Testung erkennen

Die Forscher haben mit verschiedenen Testmethoden überprüft, wie sicher der HIV-1-Subtyp C nachgewiesen werden kann. © Motortion / iStock / Getty Images Plus

| | | | |

Standardisierung von In-vitro-Diagnostika: HIV-1-Subtyp C zuverlässig durch NAT-Testung erkennen

In den 2000er Jahren führten Mutationen des Humanen Immundefizienz-Virus-1 (HIV-1) zu negativen Testergebnissen und zwei HIV-Übertragungen durch Blutspenden. Daraufhin wurden die sogenannten Dual-Target-NAT-Testungen im Blutspendewesen durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eingeführt. Forscher des PEI haben nun gemeinsam mit dem Blutspendedienst Südafrika sieben zertifizierte NAT-Testsysteme hinsichtlich Erkennung des weltweit vorherrschenden HIV-1-Subtyps C untersucht.

Blutspenden werden in Deutschland auf verschiedene Infektionserreger, darunter auch das Humane Immundefizienz-Virus Typ 1 (HIV-1) getestet. Vor einigen Jahren kam es in Europa bei HIV-Tests von Blutspenden zu falsch-negativen Ergebnissen bei mit HIV-1- infizierten Personen. In Deutschland führte dies in den Jahren 2007 und 2010 zu jeweils einer HIV-Übertragung durch eine Blutspende.

Die HIV-1-Testung war mit Nukleinsäure-Amplifikationstests (NAT; z. B. Polymerase-Ketten-Reaktion, PCR) erfolgt. Die Methode beruht darauf, dass bestimmte Genabschnitte des Virus vervielfältigt und dadurch nachgewiesen werden.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Paul-Ehrlich-Instituts und anderer Institute identifizierten damals natürlich auftretende genetische Veränderungen (Mutationen) im Erbgut des Virus als Ursache für die falschen Testergebnisse. Die Mutationen lagen in dem Abschnitt des Virusgenoms, der für die Testung relevant war.

Subtyp C global für 48 Prozent aller HIV-1-Infektionen verantwortlich

Als Konsequenz ordnete das in Deutschland für die Sicherheit von Blut und Blutprodukten zuständige Paul-Ehrlich-Institut im Jahr 2012 an, dass bei der Testung mindestens zwei verschiedene Abschnitte des Virusgenoms unabhängig voneinander nachzuweisen sind (sog. "Dual-Target-NAT").

Bei Auftreten einer Veränderung in einem testrelevanten Genabschnitt ermöglicht der zweite Abschnitt dennoch den Virusnachweis. Mit dieser Testmethode sind seither in Deutschland keine Zwischenfälle mehr berichtet worden. Fälle von falsch-negativen Ergebnissen bei "Mono-Target-NATs" waren in Europa und Kanada beschrieben worden, in denen der HIV-1-Subtyp B vorherrscht.

Weltweit ist der HIV-1-Subtyp B aber nur für elf Prozent der HIV-Infektionen verantwortlich. Am häufigsten tritt der HIV-1-Subtyp C auf, der global für 48 Prozent aller HIV-1-Infektionen verantwortlich ist. Schwerpunkte sind Indien oder Südafrika, wo über 98 Prozent der HIV-1-Infektionen auf Subtyp C zurückgeführt werden.

Untersuchung von 398 Plasmaproben von HIV-infizierten

Um zu prüfen, ob ähnliche Mutationen wie bei dem HIV-1-Subtyp B mit entsprechenden Konsequenzen für die NAT-Testung auch beim HIV-1-Subtyp C auftreten, untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Paul-Ehrlich-Instituts in enger Zusammenarbeit mit dem Blutspendedienst Südafrika 398 Plasmaproben von HIV-infizierten Blutspenderinnen und Blutspendern aus Südafrika, wobei sieben auf dem europäischen Markt erhältliche HIV-1-NATs mit unterschiedlichen Designs (Mono-Target, Dual-Target; verschiedene Zielabschnitte im Erbgut) zum Einsatz kamen.

Anders als beim Subtyp B wurden alle untersuchten HIV-1-Subtyp-C-positive Proben positiv getestet – auch mit Mono-Target-NATs. Zudem zeigten bei der Bestimmung der Viruslast sechs quantitativ ausgelegte Tests eine sehr hohe Übereinstimmung, unabhängig von Testdesign oder Hersteller.

„Die Ergebnisse bestätigen zum einen, dass der weltweit am häufigsten auftretende HIV-1-Subtyp C sehr zuverlässig nachgewiesen werden kann. Auch zeigen die guten Übereinstimmungen, dass die internationalen Bestrebungen zur Standardisierung dieser wichtigen In-vitro-Diagnostika erfolgreich sind", erläutert PD Dr. Micha Nübling, Leiter der Abteilung Grundsatzfragen, Koordination des Paul-Ehrlich-Instituts, die Bedeutung der Ergebnisse.

Quelle: Paul-Ehrlich-Institut (PEI)


Originalpublikation: Kress J. et al.; Reliability of CE-marked NATs for HIV-1 subtype C detection and quantitation; J Clin Virol, 2020; DOI: 10.1016/j.jcv.2020.104649

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Erkrankte Leber
Abbildung einer Zellstruktur

Das könnte Sie auch interessieren

Mikroplastik
Petrischale mit Mikroorganismen
Krebszelle