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Impfung nach Stammzellentransplantation

Der Therapieansatz hat das Potenzial Abstoßungsreaktionen nach der Stammzellentransplantation zu verhindern. © Esben H / iStock / Thinkstock Photos

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Leukämie: Impfung nach Stammzellentransplantation

Neuer Therapieansatz von Freiburger Forschern verhindert im Mausmodell schwerwiegende Komplikationen nach einer Stammzelltransplantation. Eine Aktive und passive Impfung erhöht die Überlebensrate deutlich.

Bei einigen Leukämien ist die Transplantation fremder Blutstammzellen die einzig mögliche Therapie. Doch bei mehr als jedem zweiten Patienten kommt es zu einem Angriff der neuen Immunzellen auf den Körper des Patienten. Aktiviert oder verstärkt werden kann diese gefährliche Abstoßungsreaktion, wenn Darmbakterien durch die geschädigte Darmwand ins Blut übergehen.

Gemeinsam mit Schweizer Kollegen haben Forscherinnen und Forscher des Universitätsklinikums Freiburg jetzt bei Mäusen erfolgreich eine Impfung getestet, mit der die eindringenden Bakterien bekämpft und so die Abstoßungsreaktion weitgehend vermieden wird. Nur eines von zehn Tieren entwickelte die gefährliche Graft-versus-Host-Immunreaktion. „Die Impfungen sind ein völlig neuer Ansatz, mit denen wir ein großes Risiko von Stammzelltransplantationen in den Griff bekommen könnten“, sagt Prof. Dr. Robert Zeiser, Leiter der Abteilung Tumorimmunologie der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Freiburg.

Medikamentöse Antikörper bekämpfen Bakterien

Die Forscher verabreichten den Tieren einen medikamentösen Antikörper, der an die ins Blut eingedrungenen Bakterien bindet. So markiert, wurden die Bakterien schnell vom Immunsystem erkannt und gezielt zerstört. Eine gefährliche Abstoßungsreaktion blieb weitgehend aus, die für die Genesung wichtige Vielfalt der Bakterien im Darm wurde nicht angegriffen. „Der Einsatz der Antikörper könnte den bisher genutzten Antibiotika überlegen sein. So werden vor allem die Bakterien abgetötet, die in die Darmwand einwandern, ohne die Darmflora zu beschädigen“, sagt Zeiser. Eine solche Antikörpergabe wird auch als passive Impfung bezeichnet.

Auch eine aktive Impfung zeigte Erfolg. Dafür wurden den Tieren die bakteriellen Oberflächenproteine in niedriger Dosierung gespritzt. „Das Immunsystem lernt auf diese Weise, die Bakterien gezielt zu bekämpfen und die überschießende Reaktion bleibt aus“, so Zeiser. Dass die durch den Darm eingedrungenen Bakterien die lebensgefährliche Graft-versus-Host-Abwehrreaktion auslösen, hatten die Forscher in einer vorangegangenen Studie gezeigt. Bis entsprechende Impfungen bei Patienten eingesetzt werden können, wird es allerdings voraussichtlich noch einige Jahre dauern.

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg 


Originalpublikation: Jan Hulsdünker et al.; Immunization against Poly-N-acetylglucosamine reduces neutrophil activation and GVHD while sparing microbial diversity; PNAS, 2019, DOI: 10.1073/pnas.1908549116

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