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Verschiedene sehr wichtige Laborparameter werden nicht mehr kostendeckend vergütet und sind in ihrer in der für medizinische Prozesse wichtigen Erbringung gefährdet. © everythingpossible / iStock / Getty Images Plus

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Versorgungsengpass: Laborreform könnte bedarfsgerechte Patientenversorgung gefährden

Die Labore in Deutschland sind weiterhin sehr besorgt um die bedarfs- und patientengerechte Laborversorgung: In ihrem offenen Brief vom 24. Juli 2024 hatten der Berufsverband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) und der Berufsverband der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (BÄMI e.V.) ihre deutliche Kritik am Beschluss des Bewertungsausschusses und den geplanten Vorgaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zur Honorarverteilung geäußert. Die Fachärzte aus dem Labor hatten konkrete Vorschläge zur Lösung übermittelt. Die geplante Reform gefährdet nach Einschätzung der Verbände die bedarfsgerechte labordiagnostische Patientenversorgung in Deutschland durch die fachärztlichen Labore.

Die Unterstützung für den offenen Brief, der inzwischen von etwa 4500 Personen unterzeichnet wurde, wächst stetig. Die breite Resonanz, zunehmend bei Patientinnen und Patienten, niedergelassenen Arztpraxen und Krankenhäusern, zeigt, wie gravierend die Folgen der geplanten Reform mittlerweile auch außerhalb der Labormedizin wahrgenommen werden. Die Sorgen um die Patientenversorgung und die Kritik am Reformvorhaben werden zunehmend sowohl von Ärztinnen und Ärzten verschiedenster Fachgruppen als auch von anderen fachärztlichen Berufsverbänden mitgetragen.

Dringender Appell an die KBV

„Die geplanten systematischen Kürzungen setzen die flächendeckende, qualitativ hochwertige labordiagnostische Versorgung durch die Facharztlabore aufs Spiel. Dies ist besonders kritisch für kranke Patienten, die auf eine schnelle und präzise Diagnostik angewiesen sind“, warnt ALM-Vorsitzender Dr. Michael Müller.

„Wir bitten den KBV-Vorstand erneut und nachdrücklich darum, mit uns Laboren gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Eine Laborreform sollte in erster Linie die Versorgung der Patientinnen und Patienten in den Blick nehmen und gleichzeitig planbare und stabile Rahmenbedingungen für die Labore ermöglichen, damit diese ihren Versorgungsauftrag auch erfüllen können. Eine Gelder umverteilende Reform zulasten der Facharztlabore und damit entgegen der Patientenversorgung ist nicht zielführend“, so Müller weiter.

Existenzbedrohung der Labore

Während Arztpraxen rund 48,7 Prozent ihrer Einnahmen für Betriebskosten aufwenden müssen, liegt dieser Anteil bei den Facharztlaboren aufgrund der speziellen Infrastruktur und hohen technischen Anforderungen bei 88 Prozent. Darauf hatte der Verband der Akkreditierten Labore in einem bereits veröffentlichten Dokument zur Kostenstruktur hingewiesen.

Darüber hinaus verweisen die Verbände darauf, dass in den letzten 15 Jahren bereits rund 30 Prozent der Vergütung für laborärztliche Leistungen gestrichen wurden, während die Kosten stetig gestiegen sind. Die geplanten Kürzungen um weitere durchschnittlich 10 Prozent, neben der labormedizinischen und mikrobiologischen Labordiagnostik auch in den Präventionsleistungen, in der Humangenetik und in der Pathologie, sind für viele Labore existenzbedrohend.

Senkung der Vergütung für Fachärzte

„Es ist nicht akzeptabel, dass die Fachgebiete der ärztlichen Labordiagnostik den Fortschritt, wie beispielsweise in der Digitalisierung und damit Prozessverbesserung zwischen Arztpraxen und Facharztlaboren, im Kern allein finanzieren sollen und zugleich ihre Vergütung für die fachärztliche Kernleistung, die Durchführung der für die medizinische Versorgung so wesentlichen Laboruntersuchungen, kontinuierlich sinkt. Verschiedene sehr wichtige Laborparameter werden nicht mehr kostendeckend vergütet und sind in ihrer in der für medizinische Prozesse wichtigen Erbringung gefährdet. Die Rationalisierungsreserven in den Laboren sind ausgereizt. Hier bedarf es eines Umdenkens, damit die für die medizinische Versorgung essenzielle ärztliche Labordiagnostik inhaltlich und auch organisatorisch auf dem für alle gewohnten und für die Patientinnen und Patienten auch erforderlichen Leistungsniveau erhalten bleiben kann“, kritisiert Müller erneut.

Neue GOÄ-Bewertungen: Unzureichend?

Der ALM e.V. hat die Kostensituation der Labore bereits mehrfach gegenüber den relevanten Akteuren transparent dargestellt und fordert eine realistische Anpassung der Vergütung an die steigenden Kosten. Vor diesem Hintergrund sehen die fachärztlichen Labore auch die kürzlich durch die Bundesärztekammer (BÄK) den Ärzteverbänden bekanntgemachte und mit dem PKV-Verband geeinte Version einer reformierten Gebührenordnung für Ärztinnen und Ärzte sehr kritisch

„Wir werden uns das Leistungsverzeichnis und die enthaltenen neuen Bewertungen im Detail ansehen und einer Folgenabschätzung unterziehen“, so Müller. Dass die Abwertungen in der ärztlichen Laboratoriumsmedizin im Umfang von etwa 30 Prozent zur aktuellen GOÄ deutlicher ausfallen, als vor einigen Jahren konsentiert, verwundere die Mitarbeitenden in den Facharztlaboren sehr. Dies könne nicht das letzte Wort sein, ist aus dem ALM e.V. und von vielen Mitarbeitenden in den Facharztlaboren zu hören.

Quelle: Akkreditierte Labore in der Medizin e.V.

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