Das Hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist die häufigste Form von Leberkrebs und zählt mit rund 9800 Neuerkrankungen pro Jahr zu den seltenen Krebserkrankungen. Mit zugleich schlechter Prognose und fast 8.200 Todesfällen gehört Leberkrebs zu den häufigsten Krebstodesursachen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören die Leberzirrhose und eine chronische Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus.
Neuerungen in der Systemtherapie
„Für nicht operable Patient:innen stehen verschiedene medikamentöse Therapien zur Erstlinienbehandlung zur Verfügung, die in der aktualisierten Leitlinie aufgrund neuer Studiendaten angepasst wurden“, sagt Prof. Nisar Malek, Medizinische Klinik Universitätsklinikum Tübingen. Zusammen mit Prof. Michael Bitzer und Dr. Sabrina Groß – beide ebenfalls vom Universitätsklinikum Tübingen – sowie Prof. Peter Galle, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, ist er Koordinator der S3-Leitlinie.
Er führt weiter aus: „Bei den Wirkstoffen handelt es sich um Checkpoint-Inhibitoren, VEGF-Inhibitoren und Tyrokinase-Inhibitoren, die in unterschiedlichen Kombinationen oder auch als Monotherapie zur Anwendung kommen.“ Zudem betont Malek, dass Patient:innen mit einem Hepatozellulären Karzinom vor einer Behandlung und auch bei Änderung der Therapiestrategie in einer interdisziplinären Tumorkonferenz vorgestellt werden sollen.
Fettlebererkrankung: Stigmatisierung vermeiden
Eine weitere Neuerung in der aktualisierten Leitlinie betrifft die Terminologie: Hier wurde die neue Nomenklatur zur MASLD (Metabolic Dysfunction Associated Steatotic Liver Disease; metabolische Dysfunktion assoziierte steatotische Lebererkrankung) anstelle der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung umgesetzt und die NASH wurde dementsprechend zu MASH (metabolic dysfunction-associated steatohepatitis).
„Die neuen Fachbegriffe ermöglichen exaktere Diagnosen, und die vorherigen Bezeichnungen, die als stigmatisierend empfunden werden könnten, werden dadurch vermieden“, erläutert Galle.
Biliäre Karzinome
Zu biliären Karzinomen (auch Cholangiokarzinome, CCA) zählen Gallenblasenkarzinome und Tumoren der Gallenwege. In Deutschland gibt es etwa 7.000 Neuerkrankungen pro Jahr, wobei Frauen häufiger erkranken als Männer. Der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung eines Gallenblasenkarzinoms sind Gallensteine.
Neben weiteren Risikofaktoren wurden neu in der Leitlinie bestimmte erbliche Veranlagungen wie das Vorliegen eines Lynch-Syndroms und BRCA-Keimbahnmutationen als Risikofaktoren benannt. Die langfristige Prognose des Gallenblasenkarzinoms ist insgesamt sehr schlecht, mit einer 5-Jahres-Überlebensrate zwischen fünf bis 15 Prozent.
Wenn der Krebs jedoch in einem frühen Stadium erkannt und angemessen behandelt wird, können 5-Jahres-Überlebensraten von 75 Prozent erreicht werden. Aktuell bietet die komplette chirurgische Resektion den einzigen kurativen Therapieansatz. Postoperativ sollte eine adjuvante Therapie erfolgen.
Bedeutung der molekularen Tumorcharakterisierung
Die Empfehlungen zur systemischen Erstlinientherapie wurden erneut modifiziert und um eine Kombinationstherapie mit einem weiteren Antikörper erweitert. „Wenn eine Erstlinientherapie nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, sollte spätestens vor Beginn einer Zweitlinientherapie eine molekulare Charakterisierung des Tumors erfolgen und Patient:innen sollten in einem molekularen Tumorboard vorgestellt werden“, so Malek.
„Denn diese Tumorentität eignet sich – je nach Art der Veränderungen – in besonderem Maße für eine Behandlung mit einer molekular gerichteten Therapie.“ Die S3-Leitlinie zum Hepatozellulären Karzinom (HCC) und zu biliären Karzinomen ist auf dieser Webseite abrufbar.
Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft e. V.