Branche
on
Papillomviren durchbrechen Schutzbarrieren

Viele unterschätzen die Auswirkungen der UV-Strahlung auf die Haut. Durch den neu entdeckten Mechanismus wird die Entstehung von Hautkrebs begünstigt. © grinvalds / iStock / Thinkstock

| | | | |

Hautkrebs: Papillomviren durchbrechen Schutzbarrieren

Wer ohne Sonnenschutz im Sommer unterwegs ist, setzt seine Haut mitunter zu viel UV-Strahlung aus, die Hautkrebs verursachen kann. Forschern der Universität des Saarlandes um Professorin Sigrun Smola ist es nun gelungen, einen bisher unbekannten Mechanismus zu entschlüsseln, der Hautkrebs fördern kann. Dabei spielen Haut-Papillomviren eine zentrale Rolle. Vor allem Patienten, die an einer seltenen Hautkrankheit „Epidermodysplasia verruciformis“ leiden sind besonders anfällig.

Die Rolle humaner Papillomviren ist bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs gut erforscht. Auch bei Hautkrebs wird schon seit längerem vermutet, dass bestimmte Haut-Papillomviren eine Rolle spielen und die krebsfördernde Wirkung von UV-Licht begünstigen können. Anna Marthaler, weitere Mitarbeiter aus dem Team von Sigrun Smola und ihre Projektpartner aus dem Universitätsklinikum des Saarlandes bringen mit ihren Forschungsergebnissen nun Licht ins Dunkel.

Stammzellen in Schach halten

Bei gesunden Menschen dämmen bestimmte Moleküle, wie der Faktor C/EBPa, die schädliche Wirkung von UV-Licht auf die Haut ein. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Papillomviren in den befallenen Hautpartien diesen Schutzmechanismus unterbrechen können. Hierfür reichte in ihren Experimenten mit organotypischen Hautkulturen ein einziges virales Protein, das so genannte HPV8 E6 Onkoprotein, aus.

Als Folge wird die Arbeit einer bestimmten microRNA-203 gestört, die Stammzellen in Schach hält. Der Einfluss des viralen Onkoproteins führte daher dazu, dass diese „Bremse“ gelöst wird und sich Hautzellen mit Stammzellcharakter besser vermehren können. Viele Tumorarten haben ihren Ursprung in Stammzellen, die sich dann, wie im Falle des Hautkrebses durch zu viel UV-Licht, in Tumore verändern können.

Unterbrochenen Wirkmechanismus nachweisen

Beobachten konnten die Wissenschaftler um Professorin Smola diese Ereigniskette an Patienten, die an der seltenen Erkrankung „Epidermodysplasia verruciformis“ leiden. Menschen, die diesen Gendefekt tragen, sind an den betroffenen Hautpartien sehr anfällig für bestimmte Haut-Papillomviren und erkranken infolgedessen vermehrt an Hautkrebs. Die saarländischen Forscher arbeiteten mit Gewebeproben der Erkrankten und konnten an diesen den unterbrochenen Wirkmechanismus nachweisen.

„Dieser Zusammenhang war bisher nicht bekannt. Interessant wird es sein, ob dieser Mechanismus auch für die Entstehung von Tumoren in anderen Gewebearten verantwortlich sein kann“, erklärt Sigrun Smola. „Außerdem eröffnet unsere Studie neue Möglichkeiten für die pharmazeutische Forschung an Medikamenten, die diesen Mechanismus wieder herstellen können.“

Quelle: Universität des Saarlandes


Publikation: Sigrun Smola et al.; Identification of C/EBPa as a novel target of the HPV8 E6 protein regulating miR-203 in human keratinocytes; PLOS Pathogens, 2017; doi: 10.1371/journal.ppat.1006406

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Erkrankte Leber
Abbildung einer Zellstruktur

Das könnte Sie auch interessieren

Mikroplastik
Petrischale mit Mikroorganismen
Krebszelle