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Laut Studienergebnissen besteht ein Zusammenhang zwischen Defiziten des Kurzzeitgedächtnisses und einer späteren Demenzerkrankung. © Naeblys / iStock / Getty Images

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Studie: Probleme des Kurzzeitgedächtnisses weisen auf erhöhtes Demenz-Risiko hin

Bei Defiziten des Kurzzeitgedächtnisses im mittleren Lebensalter könnte es sich um frühe Vorboten einer späteren Demenz handeln. Das fanden Forschende vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), der Universität Heidelberg sowie dem Krebsregister des Saarlands heraus. Das Team hat untersucht, ob Personen ab einem Alter von 50 Jahren, die über Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis berichteten, später häufiger an Demenz erkranken.

Für ältere Menschen gilt als belegt, dass das subjektiv wahrgenommene Nachlassen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses (Subjectiv cognitive decline; SCD) einen Risikofaktor für Demenzerkrankungen darstellt. Forschende unter der Leitung des Epidemiologen Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg sind der Frage auf den Grund gegangen, ob dies auch für Jüngere zutrifft.

Mithilfe statistischer Verfahren untersuchten sie in der Altersgruppe der Über-50-Jährigen den Zusammenhang zwischen SCD und dem Risiko, innerhalb von 17 Jahren eine Demenz zu entwickeln.

Für ihre Analysen nutzten sie Daten von insgesamt 6.190 Teilnehmern, die zwischen 2000 und 2002 im Alter von 50 bis 75 Jahren in die Kohortenstudie ESTHER* eingeschlossen worden waren. Dabei hatten die Teilnehmer mit Hilfe eines Fragebogens Angaben zu den subjektiv wahrgenommenen Fähigkeiten des Kurz- und des Langzeitgedächtnisses gemacht.

Die Wissenschaftler*innen stellten fest, dass die Studienteilnehmer*innen, die Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis angaben, gegenüber dem Rest der Gruppe ein bis zu doppelt so hohes Risiko hatten, später eine Demenz zu entwickeln.

Assoziation mit Merkschwierigkeiten

Am deutlichsten war der Zusammenhang für die so genannte vaskuläre Demenz. Diese zweithäufigste Demenzform entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn und tritt meist als Folge kleinerer Schlaganfälle auf. Auch für den bekannten Morbus Alzheimer, die häufigste Form der Demenz, konnten die Wissenschaftler*innen in den ersten Jahren nach der Untersuchung eine Assoziation mit den Merkschwierigkeiten erkennen.

„Subjektiv wahrgenommene Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis können schon bei Menschen ab einem Alter von 50 Jahren auf ein erhöhtes Risiko einer Demenz hinweisen – und das bereits viele Jahre vor der Diagnosestellung“, fasst Brenner die Ergebnisse zusammen.

„Unsere Beobachtungen unterstreichen die Bedeutung frühzeitiger präventiver Maßnahmen zur Vermeidung von Gefäßerkrankungen, die zumindest für einen Teil der Demenzerkrankungen mit verantwortlich sind.“

Kein Zusammenhang mit Langzeitgedächtnis zu erkennen

Bei Proband*innen, bei denen zusätzlich zu den Kurzzeitgedächtnisstörungen bereits eine Depression aufgetreten war, lag das Risiko einer Demenzdiagnose im höheren Alter noch höher.

„Depression und SCD sind unabhängig voneinander mit Demenz assoziiert. Treten beide Faktoren zusammen auf, erhöht sich das Risiko der Betroffenen, später an einer Demenz zu erkranken, noch einmal deutlich“, so Brenner. „Gerade für diese Personen wären deshalb frühzeitige präventive Maßnahmen besonders wichtig.“

Anderes als mit den subjektiv wahrgenommenen Störungen im Kurzzeitgedächtnis verhielt es sich in der Studie mit Problemen des Langzeitgedächtnisses. Hier stellten die Wissenschaftler keinen Zusammenhang mit Demenzerkrankungen fest.

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)


* ESTHER: Epidemiologische Studie zu Chancen der Verhütung, Früherkennung und optimierten Therapie chronischer Erkrankungen in der älteren Bevölkerung. Die ESTHER-Studie wird seit dem Jahr 2000 vom DKFZ in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Krebsregister durchgeführt und von Hermann Brenner (DKFZ) geleitet.

Publikation: Hermann Brenner et al.; Subjective short-term memory difficulties at ages 50-75 predict dementia risk in a community-based cohort followed over 17 years; Age and Aging, 2022; doi: 10.1093/ageing/afac113

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