Chemotherapien scheitern bei Leukämie oft daran, dass resistente Zellen die Behandlung überleben und einen Krankheitsrückfall (Rezidiv) herbeiführen. Daher sind neue Therapien nötig, die diese Zellen beseitigen. Den Wissenschaftlern um Jeremias, Leiterin der Forschungsgruppe „Apoptosis" in der Abteilung Genvektoren (AGV) am Helmholtz Zentrum München ist es erstmals gelungen, therapieresistente Zellen zu isolieren und zu charakterisieren.
„Bisher waren die verantwortlichen biologischen Prinzipien des Rückfalls bei Leukämie nicht vollständig verstanden“, sagt Jeremias. „Mit unserem neuen Ansatz, schlafende Zellen zu isolieren, haben wir erstmals die Möglichkeit Therapien zu entwickeln, die diese Zellen ausschalten“.
Isolierte Zellen sprechen auf Medikamente an
„Wir haben eine Methode gefunden, die schlafenden Leukämiezellen aus ihrer Umgebung herauszulösen. In dieser sind sie nämlich nicht für Therapeutika angreifbar“, erklärt Sarah Ebinger, Doktorandin der AGV und Erstautorin des Artikels.
Mit Hilfe von moderner Gentechnik und Farbstoffen, die Wucherungen markieren, isolierten die Wissenschaftler Zellen und fanden dabei eine selten auftretende Art, die in ihren Eigenschaften den Rückfall auslösenden Zellen glichen.
Sie waren inaktiv und therapieresistent. „Wir haben dann festgestellt, dass diese Zellen, sind sie einmal aus ihrer Umgebung herausgelöst, sehr wohl therapiesensitiv sind und auf Therapeutika gut reagieren“, fügt Erbey Özdemir, Doktorand der AGV, hinzu.
„Wir sind damit dem Ziel, einen Krankheitsrückfall bei Leukämieerkrankten zu verhindern, einen kleinen Schritt näher gekommen“, sagt Jeremias. „Dies kann die Grundlage dafür sein, eine Therapieform zu finden, um verbliebene Leukämiezellen nach einer Chemotherapie zu vernichten und so einen Rückfall auszuschließen".
Quelle: Helmholtz Zentrum München
Originalpublikation: Ebinger S. et al.; Characterization of Rare, Dormant, and Therapy-Resistant Cells in Acute Lymphoblastic Leukemia; Cancer Cell, 2016; DOI: 10.1016/j.ccell.2016.11.002