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3D-animierte Darstellung von Prostatakrebszellen.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern, in Deutschland erhalten jährlich etwa 75.000 diese Diagnose. © Nungning20 / iStock / Getty Images Plus

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Prostatakrebs: Strahlentherapie kombiniert mit Hormonentzug zeigt positive Ergebnisse

Eine italienische Phase-2-Studie zeigte bei Patienten mit regionalem und nicht-regionalem Lymphknotenbefall oder mit Knochenmetastasen, dass die Hinzunahme einer kurzen, lediglich sechsmonatigen Hormonentzugstherapie zur Strahlentherapie das klinische progressionsfreie Überleben signifikant verbesserte. Im Median verdoppelte sie im Vergleich zur alleinigen Bestrahlung die Zeit bis zur Progression. Ob jedoch auch ein Überlebensvorteil erzielt werden kann, konnte die Studie nicht beantworten.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern, in Deutschland erhalten jährlich etwa 75.000 Männer diese Diagnose. Zwar können auch jüngere Männer an diesem Krebs erkranken, insgesamt gelten Prostatatumoren aber als Alterserkrankung: Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 72 Jahren. Aufgrund des demographischen Wandels ist perspektivisch mit einem Anstieg der absoluten Fallzahlen zu rechnen.

Früherkennung durch PSA-Testung

Glücklicherweise wird die Erkrankung in den meisten Fällen frühzeitig erkannt, der Anteil der Diagnosen in den Frühstadien steigt – nach Ansicht der Autorinnen und Autoren der aktuellen S3-Leitlinie kann das auf die PSA-Testung zurückgeführt werden. Dennoch werden noch immer 18 Prozent aller Betroffenen, das ist fast jeder Fünfte, erst im metastasierten Stadium diagnostiziert, wenn keine Heilung mehr möglich ist.

Auch schreitet bei einigen Patienten, die bei Erstdiagnose noch metastasenfrei waren und eine Primärbehandlung erhielten (Entfernung der Prostata, oft auch eine Hormontherapie), die Erkrankung voran und es kommt im Verlauf zum Befall der Lymphknoten oder es bilden sich Metastasen. Doch auch für diese Stadien stehen zunehmend mehr Behandlungsoptionen zur Verfügung; die durchschnittliche Überlebenszeit hat sich deutlich verbessert.

Therapieoptionen bei Prostatakarzinom

Eine aktuelle italienische Studie untersuchte nun zwei Therapieoptionen bei Patienten mit hormonsensitiven Prostatakarzinomen, bei denen es nach lokaler Therapie des Tumors im weiteren Verlauf der Erkrankung zum (regionalen oder nicht-regionalen) Lymphknotenbefall oder zur Bildung von bis zu drei Knochenmetastasen gekommen war: 105 Patienten wurden randomisiert, 52 erhielten eine stereotaktische Strahlentherapie (SBRT/30 Gy in drei Fraktionen jeden zweiten Tag), 53 Patienten erhielten zusätzlich zur Bestrahlung eine Hormonentzugstherapie mit einem luteinisierenden Hormon-Releasing-Hormon-Analogon über sechs Monate (zwei Injektionen: die erste innerhalb von einer Woche nach Beginn der SBRT, die zweite nach drei Monaten). Der primäre Endpunkt war das klinische progressionsfreie Überleben.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Patienten von der Zusatztherapie profitierten. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 31 Monaten (IQR 16-36) wurde bei 60 der 105 Patienten ein Fortschreiten beobachtet: Bei 35 in der Gruppe, die nur bestrahlt wurde, und bei 25 in der Gruppe, die zusätzlich die Antihormontherapie erhalten hatte (69 % vs. 49 %). Bei letzterer dauerte es im Median 32,2 Monate, bis es zur Progression kam, bei den ausschließlich bestrahlten Patienten hingegen nur 15,1 Monate.

Kombinationstherapie gegen Rückfälle

„Das demonstriert nicht nur den additiven Effekt beider Therapien, sondern zeigt, dass auch mit einer verkürzten Hormonentzugstherapie sehr gute Therapieergebnisse erzielt werden können“, erklärt DEGRO-Generalsekretär Prof. Dr. Wilfried Budach. Etwa 60 % der Patienten hatten in dieser Studie einen Lymphknotenbefall außerhalb des Beckens. In der Regel wird in dieser Situation zunächst eine stereotaktische Strahlentherapie durchgeführt, um dann bei einem erneuten biochemischen Rückfall, gemessen an einem PSA-Anstieg im Blut, eine Hormonentzugstherapie zu beginnen.

Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass durch die Strahlentherapie die Zeit bis zum Auftreten eines Rückfalls um ca. acht Monate nach hinten verschoben konnte (im Median betrug die Zeit bis zum Rückfall bei den bestrahlten Patienten 21 Monate, bei den nicht bestrahlten 13 Monate), und zwar bei einem tolerablen Nebenwirkungsprofil: Sechs von 31 Patienten entwickelten leichte Nebenwirkungen, schwerere traten nicht auf. In der aktuellen italienischen Studie konnten hingegen durch die Kombination der Strahlentherapie mit einer verkürzten Hormonentzugstherapie die Zeit bis zum Rückfall auf 17,1 Monate verlängert werden.

Lymphknotenbefall und Prognose

Universitätsprofessorin Dr. Stephanie Combs, Pressesprecherin der DEGRO, betont, dass der Outcome der italienischen Studie sehr gut sei, aber dennoch differenziert werden müsse. Die Studienpopulation war heterogen, da sowohl Betroffene mit regionalem und nicht-regionalem Lymphknotenbefall sowie auch Patienten mit Knochenmetastasen eingeschlossen worden waren.

„Man muss in Betracht ziehen, dass immerhin 40 % der Patienten nur einen Lymphknotenbefall im Becken aufwiesen, eine Situation, die mit einer besseren Prognose einhergeht, grundsätzlich sogar heilbar ist. Es ist davon auszugehen, dass diese im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben besser abschnitten als die übrigen 60 Prozent – und daher bei Männern mit nicht-regionalem Lymphknotenbefall oder Knochenmetastasen die Therapiekombination nicht zu den gleichen guten Ergebnissen führt.“ Die Expertin verweist in diesen Zusammenhang auf eine weitere Limitation der Studie hin: So handelte es sich um eine Open-label-Studie der Phase-2, die weniger Patienten als ursprünglich vorgesehen rekrutiert hatte.

DEGRO-Generalsekretär, Prof. Wilfried Budach ergänzt: „Auch die eigentliche Frage, ob ein Überlebensvorteil durch die Strahlentherapie mit antihormoneller Therapie erreicht werden kann, wurde von dieser Studie nicht beantwortet. Unklar bleibt zudem, ob es für einen kleinen Teil der Patienten, die nur wenige Metastasen hatten, vielleicht doch noch eine kurative Chance gibt. Dazu sind größerer Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit erforderlich.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e. V.

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