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Symbolbild für Epilepsie.

Die Rolle von Dopamin bei fokaler kortikaler Dysplasie war bislang weitgehend ungeklärt. © Artur Plawgo / iStock / Getty Images Plus

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Neuronale Netzwerke: Veränderte Dopamin-Signale als Auslöser therapieresistenter Epilepsie

Die fokale kortikale Dysplasie (FCD) Typ 2 ist eine angeborene Fehlbildung der Großhirnrinde, die häufig mit einer schwer behandelbaren Epilepsie einhergeht. In den betroffenen Arealen sind Nervenzellen und ihre Schichtstrukturen untypisch angeordnet, was eine medikamentöse Therapie oft erschwert. Ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn hat nun, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Hinweise auf tiefgreifende Veränderungen im Dopamin-System bei FCD Typ 2 gefunden.

Dopamin ist ein zentraler Neurotransmitter, der unter anderem Aufmerksamkeit, Lernen und die Erregbarkeit neuronaler Netzwerke reguliert. Ob und wie dieses System bei FCD betroffen ist, war bislang weitgehend ungeklärt. Die aktuelle Studie zeigt, dass die dopaminerge Versorgung in den betroffenen Hirnarealen verändert ist. Zudem wurde eine gesteigerte Expression bestimmter Dopaminrezeptoren beobachtet – sowohl im menschlichen Gewebe als auch in einem korrespondierenden Mausmodell.

Gestörte Modulation im Gehirn

„Unsere Daten deuten auf ein gestörtes dopaminerges System bei FCD Typ 2 hin“, erklärt Norisa Meli, Doktorandin der Universität Bonn am Institut für Rekonstruktive Neurobiologie des UKB und Erstautorin der Studie. „Auffällig war dabei insbesondere die deutlich erhöhte Expression dopaminerger Rezeptoren in den Neuronen, die eine zentrale Rolle im Krankheitsgeschehen spielen.“

Diese Veränderungen könnten eine Rolle bei der Entstehung epileptischer Anfälle spielen – und möglicherweise auch erklären, warum viele Betroffene zusätzlich unter Konzentrationsproblemen oder Stimmungsschwankungen leiden.

„Dopamin moduliert die Erregbarkeit neuronaler Netzwerke sowie deren Ausbildung im sich entwickelnden Kortex“, betont Prof. Sandra Blaess, Professorin für Neuroentwicklung am UKB und Mitglied im TRA „Life & Health“ der Universität Bonn. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Modulation bei FCD Typ 2 möglicherweise gestört ist – ein bislang kaum untersuchter Aspekt.“

Neue Ansätze bei Hirndysplasien

Prof. Albert Becker, Abteilungsleiter am Institut für Zelluläre Neurowissenschaften II des UKB und ebenfalls Mitglied im TRA „Life & Health“ der Universität Bonn, ergänzt: „Diese Erkenntnisse erweitern unser Verständnis der komplexen Neuropathologie von Dysplasien. Sie liefern wichtige Anhaltspunkte für neue potenzielle Therapieansätze, die über die reine Kontrolle der Anfälle hinausgehen könnten.“

Die Studie kombiniert umfassende molekulare Analysen menschlicher Gewebeproben mit einem präklinischen Mausmodell, das die genetischen Veränderungen bei FCD Typ 2 abbildet. Die Forschenden hoffen, mit diesen Ergebnissen langfristig zu gezielteren und wirksameren Behandlungsstrategien beitragen zu können.

Quelle: Universitätsklinikum Bonn


Originalpublikation: Norisa Meli et al.; Alterations in dopaminergic innervation and receptors in focal cortical dysplasia; Brain, April 2025, DOI: 10.1093/brain/awaf080

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