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Das Präeklampsie-Risiko ist vor allem bei Frauen erhöht, die mit Hilfe künstlicher Befruchtung schwanger werden. © Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus

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Präeklampsie-Risiko: Zusammenhang von Gelbkörper und störungsfreier Schwangerschaft untersucht

Ein MHH-Forschungsteam untersucht Mechanismen zur Entstehung der Präeklampsie. Dadurch könnte ein neuer Therapieansatz für die Erkrankung gefunden werden.

Die Präeklampsie – früher auch Schwangerschaftsvergiftung oder Gestose genannt – gehört zu den häufigsten Erkrankungen der werdenden Mutter während der Schwangerschaft. Sie tritt bei etwa fünf Prozent aller Schwangerschaften auf und kann unbehandelt sogar tödlich verlaufen. Zwar sind Risikofaktoren wie starkes Übergewicht und höheres Alter der Mutter sowie vorbestehender Bluthochdruck oder Mehrlingsschwangerschaften bekannt. Die genauen Ursachen für die Entstehung und Entwicklung der Krankheit sind jedoch nicht vollständig erforscht, weshalb es auch keine gezielten Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Eine wichtige Rolle scheint aber der sogenannte Gelbkörper zu spielen, der verschiedene für den reibungslosen Verlauf der Schwangerschaft wichtige Hormone freisetzt. Fehlt dieser in der Fachsprache als Corpus luteum bezeichnete Hormonproduzent oder ist er zu schwach ausgeprägt, erhöht sich das Risiko einer Präeklampsie deutlich. Ein Forschungsteam um Professorin Dr. Frauke von Versen-Höynck, Oberärztin an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), will jetzt die genauen Abläufe aufklären und dadurch einen neuen Therapieansatz finden. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 630.00 Euro unterstützt.

Umbau der Gebärmutterschleimhaut gestört

„Präeklampsie tritt vor allem in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf und sorgt für hohen Blutdruck, häufig verbunden mit einer vermehrten Eiweißausscheidung im Urin“, sagt Professorin von Versen-Höynck. In besonders schweren Fällen können eine Störung der Leber- und Nierenfunktion und Krampfanfälle folgen. Gleichzeitig kann es zu einer verminderten Durchblutung der für die Entwicklung des Embryos lebensnotwendigen Plazenta kommen. Infolgedessen führt die Präeklampsie beim ungeborenen Kind im Mutterleib zu vermindertem Wachstum und verringertem Geburtsgewicht. Nicht selten ist es zwingend notwendig, als Therapie eine vorzeitige Entbindung einzuleiten, um Mutter und Kind vor lebensbedrohlichen Komplikationen zu schützen.

Die Weichen für die Erkrankung werden jedoch bereits in der frühen Phase der Schwangerschaft und möglicherweise bereits vor Eintreten dieser gestellt. Bei betroffenen Frauen ist der Umbau der Gebärmutterschleimhaut gestört, an der die Plazenta andockt. Dieser in der Fachsprache Dezidualisierung genannte Prozess ist Voraussetzung dafür, dass sich der Embryo reibungslos einnisten kann und mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. „Wir vermuten, dass bestimmte vom Gelbkörper gebildete Hormone für eine ungestörte Dezidualisierung wichtig sind“, erklärt die Oberärztin.

Höheres Risiko bei künstlicher Befruchtung

Das Präeklampsie-Risiko ist vor allem bei Frauen erhöht, die mit Hilfe künstlicher Befruchtung schwanger werden. „Solche assistierten Reproduktionstechniken werden weltweit zunehmend eingesetzt und können eine Schwangerschaft ermöglichen, ohne dass sich ein Gelbkörper bildet“, betont die Leiterin der Arbeitsgruppe Reproduktionsmedizin und Molekulare Perinatologie. Oft ist in solchen Fällen in der Phase der frühen Schwangerschaft die Gefäßfunktion eingeschränkt.

„Interessanterweise lässt sich bei diesen Schwangeren das gefäßerweiternde Hormon Relaxin nicht nachweisen, das beim Menschen fast ausschließlich vom Corpus luteum freigesetzt wird und zur besseren Durchblutung von Gebärmutter und Plazenta beiträgt“, sagt die Medizinerin. In dem Forschungsprojekt wollen Professorin von Versen-Höynck und ihr Team nun Plazenta- und Gebärmutterschleimhaut-Proben aus Schwangerschaften untersuchen und vergleichen, die zum einen mit und ohne Corpus luteum entstanden und zum anderen normal verlaufen sind oder zu einer Präeklampsie geführt haben.

Dadurch möchten die Forschenden den regulatorischen Mechanismen auf die Spur kommen, die zu den krankhaften Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut führen. „Wenn wir wissen, welche fehlenden Hormone eine wichtige Rolle bei der Erkrankung spielen, könnten wir diese präventiv einsetzen, um Frauen mit fehlendem oder zu schwachem Gelbkörper vor Präeklampsie zu schützen“, hofft die Oberärztin.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover

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