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Hand arrangiert hölzerne Blockleiter mit Abschlusshut.

Die MT-Ausbildung ist nun komplett neu strukturiert, modularisiert und modernisiert. © cagkansayin / iStock / Getty Images Plus

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MTA-Reformgesetz: Alles unter Dach und Fach? – Teil 3

Am 1. Januar 2023 tritt das neue MTA-Reformgesetz in Kraft. In einem großen Kraftakt entwickelte eine Kommission der Berufsverbände DVTA und DIW-MTA die neuen Lehrpläne. Die MT-Ausbildung ist nun komplett neu strukturiert, modularisiert und modernisiert.

Am 1. Januar 2023 tritt das neue MTA-Reformgesetz in Kraft. Das Wichtigste in Kürze: Azubis erhalten eine Ausbildungsvergütung. Sie schließen einen Ausbildungsvertrag ab. Die bisherige Berufsbezeichnung MTA (Medizinisch-Technische Assistentin beziehungsweise Medizinisch-Technischer Assistent) wird ersetzt durch die Abkürzung MT + Fachrichtung, das heißt Medizinische Technologin oder Medizinischer Technologe mit dem beruflichen Zusatz Laboratoriumsanalytik, Radiologie, Funktionsdiagnostik oder Veterinärmedizin. In einem großen Kraftakt entwickelte eine Kommission der Berufsverbände DVTA und DIW-MTA die neuen Lehrpläne1 und beendete ihre Arbeit in rekordverdächtiger Zeit. Die 37-köpfige Lehrplankommission arbeitete ehrenamtlich. Sie bestand aus praxiserfahrenen lehrenden und leitenden Bildungsfachleuten aus den vier MT-Berufen.

Die MT-Ausbildung ist nun komplett neu strukturiert, modularisiert und modernisiert. Es geht nicht mehr um reine Wissensvermittlung in den vier Hauptfächern wie früher. Vielmehr dreht sich alles um das Erlernen der beruflichen Handlungskompetenz. Der Praxisanteil gewinnt mit fast 50 Prozent am Lernort einen wesentlich höheren Stellenwert. Darüber wird hier MTA-Das Portal in Kürze im Interview mit Daniel Möller, Mitglied der Ausbildungs- und Lehrplankommission und Leiter der MTA-Schule Labor an der Universitätsklinik Köln, ausführlicher berichten.

Die Rahmenlehrpläne liegen derzeit den Bundesländern als Empfehlung vor. Die Kommission hofft, dass die entwickelten Rahmenpläne Grundlage für die curriculare Arbeit in den MT-Schulen der gesamten Bundesrepublik werden. Denn es ist vorgesehen, dass alle MT-Schulen ihre eigenen Curricula für den theoretisch-praktischen Unterricht und einen Ausbildungsplan für die praktische Ausbildung entwickeln. Diese sollen sich dann an den neuen Ausbildungsplänen orientieren.

Katja Blum, Schulleiterin MTL-Schule Eisenhüttenstadt © Rene Matschkowiak

Alle zuvor interviewten MT-Schulen begrüßen das MTA-Reformgesetz. So auch Katja Blum, Leiterin der Schule für Med.-techn. Laborassistenz an der Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe e.V. in Eisenhüttenstadt2. „Diese Reform war notwendig, um mit der Entwicklung der Medizin Schritt zu halten. Mehr und mehr ergaben sich Schwierigkeiten für die Schulen, besonders in der praktischen Ausbildung im Lehrlabor und mit den zum Teil überholten Anforderungen in der praktischen Abschlussprüfung.

Die noch engere Zusammenarbeit mit der Routine ist eine gute Lösung“, bekräftigt Katja Blum. Vor allem sieht sie Vorteile in der praktischen Ausbildung. Durch den häufigeren Einsatz in der Routine würden die Auszubildenden eine bessere Vorbereitung auf reale Gegebenheiten erfahren. Ebenso begrüßt sie die neue pädagogische Praxisanleitung, die den Azubis zur Seite steht. Somit gebe es immer eine Person zur Ansprache, die detailliert über die MT-Ausbildungs- und Prüfungsinhalte informiert sei und die Azubis am Arbeitsplatz pädagogisch betreut.

Umsetzung der Teilzeitausbildung erscheint vielen derzeit schwierig

Karina Winter, Auszubildende Synlab Trier © Beate Winter

Im neuen MTA-Reformgesetz ist nun verankert, dass Azubis auch die Möglichkeit haben, ihre Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren, die sich dann auf höchstens fünf Jahre verlängern würde. „Die Ausbildung ist schon ziemlich umfangreich und lernintensiv, daher sind die drei Jahre Regelausbildungszeit schon gut ausgefüllt“, findet Karina Winter, Auszubildende Medizinische Technologin in einem Labor in Trier: „Wenn ich mir vorstelle, dass die Ausbildung bis zu fünf Jahre dauert, dann ist das zwar beispielsweise für Eltern sehr praktisch, aber alles andere als einfach, wenn auch sicher nicht unmöglich.“

Zudem dürfte eine Teilzeitausbildung organisatorisch Schulen und Ausbildungsstätten in der Praxis vor einige Herausforderungen stellen. Ähnlich sieht es Schulleiterin Katja Blum: „In unserer Einrichtung sehen wir momentan wenig Umsetzungschancen. Aber generell ist die Idee gut, vor allem für Azubis, die Familie mit Kindern haben.“

Fachkräftemangel in den MT-Berufen

Dr. Katrin Scholz, Schulleiterin MTA-Schule am RBZ Köln © Fabian Gehrmann

Zahlreiche offene MT-Fachkräftestellen können nicht besetzt werden. Zudem war und ist wegen der Corona-Pandemie besonders der MT-Zweig Laboratoriumsmedizin gefordert wie nie zuvor. Aber auch in den anderen Berufsrichtungen wie Radiologie oder Funktionsdiagnostik ist es nicht einfach, ausreichend geeignetes Personal zu finden. Erschwerend kommt hinzu: „In den nächsten Jahren gehen viele MT-Fachkräfte in Rente, sodass sich der Fachkräftemangel dann noch verstärken wird,“ sagt Katrin Scholz, Schulleiterin der MTA-Schule am RBZ Rheinisches Bildungszentrum Köln3.

Davor warnte bereits 2019 die DVTA-Studie4. Der Mehrbedarf an MT-Fachkräften werde bis 2030 aufgrund der zu erwartenden Fallzahlentwicklung im Krankenhaus um etwa 4000 Vollzeitkräfte steigen. Hinzu komme der Bedarf für altersbedingt ausscheidende MT-Fachkräfte, die nach diesen Berechnungen bei 7600 Vollzeitkräften lägen, bemerkte Studienleiter Dr. Karl Blum, Vorstand des Deutschen Krankenhausinstituts. Mehrbedarf gebe es auch außerhalb von Kliniken etwa in Großlaboren und radiologischen Netzwerken4.

Einige Schulen verzeichnen jedoch jetzt schon mehr Interesse aufgrund der ersten Schritte der Reformierung: „Wir sehen bereits einen Anstieg der Bewerbungszahlen seit Einführung der Ausbildungsvergütung“, sagt Schulleiterin Katja Blum. Auch die MTA-Schule für Labor und Radiologie am Klinikum Fulda5 strebt ab 2023 mehr Ausbildungsplätze an, „das wird durch den Lehrerschlüssel 1:20 möglich werden“, sagt Schulleiter Axel Müller.

Martin Überall, Leiter Personal Synlab Holding © Simon Koy

Anders sieht es Martin Überall, Personalchef der Synlab Holding Deutschland6. Er befürchtet, dass es wegen des akuten Fachkräftemangels und durch die gestiegene Arbeitsbelastung durch Covid in den niedergelassenen Laboren weniger MT-Ausbildungsplätze geben wird, solange die Finanzierungslücke durch die Legislative nicht geschlossen wird. Mehr dazu in Teil II. Denn die Ausbildungskosten (derzeit noch von den Ländern finanziert) werden laut MTA-Reformgesetz später nur für Krankenhäuser und krankenhausangeschlossene Schulen getragen, nicht jedoch für ambulante Einrichtungen.

„Wenn die niedergelassenen Labore die Ausbildungskosten vollständig selbst tragen müssen, wird die Ausbildung von MTL im jetzigen Umfang schlichtweg zu teuer werden“, meint Überall. Das könnte zu einem Wegfall von Ausbildungsplätzen führen und hätte zudem negative Auswirkungen auf die verfügbaren labordiagnostischen Kapazitäten, somit auch auf das Gesundheitswesen, so Martin Überall.

Was machen Schulen, um mehr Interesse für den MT-Beruf zu wecken?

Axel Müller, Schulleiter MTA-Schule Klinikum Fulda © Peter Jacobs / Bildungszentrum Fulda

Alle befragten Schulen zeigen intensives Engagement in der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit für die Ausbildung in der Medizinischen Technologie. Viele sind aktiv in den Social Media unterwegs. „Das trägt bereits Früchte“, sagt Schulleiterin Katja Blum. Einige Schulen haben Videos über Beruf und Ausbildung gedreht, die sie auf ihrer Homepage oder in die Social Media eingestellt haben.

Fast alle MTA-Schulen besuchen regionale Bildungsmessen, offerieren Informationsveranstaltungen an den Schulen oder online. Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt, den Axel Müller aus Fulda erwähnt: „Wir müssen versuchen, die ausgebildeten MT-Fachkräfte im Beruf zu halten und nicht an ein Medizin-Studium zu verlieren.“

Daniel Josef Möller, Schulleiter MTA-Labor-Schule, Universitätsklinik Köln © Michael Wodak / Medizinfotoköln

Im vierten Teil geht es im Interview um die neu entwickelten Rahmenlehr- und Rahmenausbildungspläne für die Medizinische Technologie. Analog zu den Vorgaben im MTA-Reformgesetz gibt es in den Lehrplänen neue Ausbildungsziele, Inhalte und einen komplett modularen Lernaufbau.

Daniel Möller, Schulleiter der MTA-Labor-Schule an der Uniklinik Köln7, war Mitglied in der Lehrplan-Kommission der DVTA und des DIW-MTA. Als Experte wird er detailliert Fragen beantworten, die Schulen, Ausbildungsstätten und Azubis zum neuen Gesetz und zur Übergangszeit haben.

Beatrix Polgar-Stüwe


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