Im letzten Jahr war der Hautpilz Trichophyton tonsurans in aller Munde, da sich deutschlandweit die Infektionen nach einem Besuch in einem Barbershop bei jungen Männern häuften.
Hautprobleme nach einer Rasur
Die Zunahme der Hauterkrankung im letzten Jahr brachte das Thema in die Öffentlichkeit. Vor allem im Nacken, wo die Haare ausrasiert werden, entstanden juckende, ringförmige, gerötete Flecken. Manche begannen zu schuppen oder auch Bläschen zu bilden. Unbehandelt kann es passieren, dass sich auf die entzündeten Bereiche zusätzlich Bakterien breitmachen.
In einigen Fällen kam es an den betroffenen Stellen zu Haarausfall. Bei diesem Hautpilz handelt es sich um einen hochansteckenden Keim und wenn Rasierklingen in den Barbershops nicht ausreichend gereinigt werden, kann es schnell zu einer Übertragung kommen.
Pilze als Erreger
Der Hautpilz Trichophyton tonsurans gehört zu den Dermatophyten, einer Gattung der Fadenpilze, welche sich von Keratin ernährt. Die durch Dermatophyten verursachten Hautinfektionen oder Dermatophytose werden als Ringelflechte oder Tinea bezeichnet. Mit Antimykotika lassen sich diese Infektionen behandeln, in schweren Fällen werden Corticosteroide gegen die Entzündung eingesetzt.
Menschliche Dermatophyteninfektionen werden neben Trichophyton ebenfalls auch durch Pilze der Gattungen Epidermophyton und Microsporum verursacht. Sie ernähren sich ebenfalls von Keratin, dem Eiweiß der äußeren menschlichen Haut sowie von Haaren und Nägeln. Daher können diese Pilzinfektionen neben den verschiedenen Hautstellen am Körper, wie dem Bartbereich, in der Leiste oder an der Kopfhaut, auch an den Hand- und Fußnägeln auftreten.
Eine Besiedlung kann dauerhaft erfolgen, ohne dass eine Dermatophytose ausgelöst wird. Hat ein Mensch jedoch ein geschwächtes oder unterdrücktes Immunsystem wie bei Diabetes, Krebs oder einer HIV-Infektion, kann eine Infektion auf schlecht durchbluteten Hautstellen sichtbar werden. Die Pilze können von Mensch zu Mensch übertragen werden oder auch, wie im Fall der Barbershops, über Werkzeuge, die Einsatz bei verschiedenen Personen finden.
Nachweis einer Dermatophytose
Bereits das äußere Erscheinungsbild einer Hautentzündung lässt auf eine Infektion mit Pilzen schließen. Zur sicheren Diagnose kann eine Haut- oder Haarprobe mit Kaliumhydroxid untersucht werden, um Pilzstrukturen sichtbar zu machen. Lassen sich in diesem Präparat Hyphen nachweisen, ist eine Infektion diagnostiziert.
Dieser Nachweis spielt zum Beispiel eine Rolle, wenn eine Diagnose erschwert wird durch eine überlagerte, bakterielle Entzündung oder bei einer Kopfhautinfektion, bei der auch ein Tier verantwortlich sein kann oder bei einer Nagelinfektion, welche nicht durch Pilze verursacht wird. Ist eine Pilzinfektion diagnostiziert, dann helfen Antimykotika und in schweren Fällen mit starkem Juckreiz und bei Entzündungen auch Corticosteroide.
Alters- und Erregerspezifität
Dabei ist es jedoch nicht sinnvoll, das Antimykotikum bei jeder Infektion in gleicher Weise anzuwenden, wie eine deutsche Forschungsgruppe in einer multizentrischen Studie nachgewiesen hat. Sie verglichen vorkommende Dermatophytosen in Deutschland bei Kindern und Erwachsenen und stellten fest, dass die Therapie optimal verläuft, wenn die Unterschiede bei den Erregern sowie zwischen den Altersgruppen berücksichtigt werden.
In der Studie wurden 1136 Fälle analysiert. Die Studie lieferte zudem Daten zur Häufigkeit der Erreger in Deutschland. Die Studie zeigte auch, dass Trichophyton rubrum der dominierende Erreger von Dermatophyten-Infektionen in Deutschland ist. Bei Kindern tritt häufiger Microsporum canis auf Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer alters- und erregerspezifischen Diagnostik und Therapie von Dermatophyten-Infektionen.
Heike Lachnit
Quellen
- MSD Manuel – Übersicht zu Dermatophytien
- Christian Kromer et al.; Dermatophyten-Infektionen bei Kindern und Erwachsenen in Deutschland – eine restropektive multizentrische Studie; Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Juli 2021, DOI: 10.1111/ddg.14432_g
- Apotheken Umschau: Hautpilz aus dem Barbershop – wie man ihn erkennt und behandelt