Im Gegensatz zur Computertomographie (CT) werden bei der MRT neben den Knochen auch die Weichteile abgebildet. Moderne Geräte zeigen die Bilder in so kurzer Abfolge, dass sogar die Herzaktivitäten aufgezeichnet werden können. Doch nicht nur die Bewegungen des Herzmuskels und der Herzklappen sind sichtbar, sogar der Durchfluss und die Strömung des Blutes werden erkennbar.
Professor Dr. Michael Markl von der Feinberg School of Medicine der Northwestern University, Chicago, erklärte dazu auf der Pressekonferenz der Medica Education Conference: „Über die Verfolgung der dynamischen Veränderung der Fließprofile über den Herzzyklus lässt sich die Ausbreitung der Flusswelle quantitativ exakt nachvollziehen. So können bereits kleine Verengungen an der Aorta – etwa durch häufig auftretende Herzklappenerkrankungen – zu einer Verwirbelung führen und den regelmäßigen Bluttransport beeinträchtigen."
Die Kardio-MRT ermöglicht ferner die Beurteilung der Struktur und Funktion des Herzmuskels. Mit Hilfe von Kontrastmittelgabe sieht der Arzt, ob alle Anteile des Herzmuskels gleichmäßig durchblutet werden. Nach einem Herzinfarkt erkennt er beispielsweise, welche Muskelbereiche abgestorben sind. Beim "Stresstest" sieht er, wie der Herzmuskel auf Belastung reagiert. – Solche Untersuchungen finden immer mit einem begleitenden EKG statt, damit bei Gefahr für den Patienten eingegriffen werden kann.
Einsatz in der Herzfehlerdiagnose
In der Forschung spielt die Kardio-MRT als neue dreidimensionale Bildgebung eine wichtige Rolle. Nicht nur in den USA, auch in europäischen Zentren wie Berlin, Freiburg und London wird sie zur Förderung eines individuellen Therapiemanagements eingesetzt. „Wir wissen bisher wenig über das Zusammenspiel der Herzaktivität mit den elastischen Blutgefäßen", so Professor Markl.
„Das Herz pumpt normalerweise pro Minute fünf Liter Blut durch das Röhrensystem der bis zu 0,01 Millimeter dünnen Kapillaren durch den gesamten Körper und zurück bis zum Ausgangspunkt – mit nur einem Watt Leistung. Diese Effizienz hat bisher kein vom Menschen entwickeltes Röhrensystem je erreicht."
Die Softwaretechnik für diese Herzuntersuchungen kann herstellerunabhängig auf alle neueren 1,5- bis 3-Tesla-MRTs aufgespielt werden. Zum Einsatz kommt sie heute bereits in zwei Anwendungsgebieten: Zum einen bei der Diagnose komplexer angeborener Herzfehler bei Kindern, zum anderen bei Aortenklappenkrankheiten, die mit Aussackungen oder Verformungen einhergehen. Künftig könnte die Technik auch Anwendung finden, um die Fließgeschwindigkeit des Blutes in der Leber abzubilden.
Mirjam Bauer