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Lebensmittel und Darm

Jeder kann durch eine bewusste Ernährung ein antientzündliches Darm-Ökosystem unterstützen. © piotr_malczyk / iStock / Getty Images Plus

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Stabiles Mikrobiom: Gesunde Ernährung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa betreffen viele Menschen und gehen mit Symptomen wie Bauchschmerzen, Durchfall und Gewichtsverlust einher. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Mikrobiom des Darms – und unsere Ernährung kann dessen Zusammensetzung und das Entzündungsniveau des Darms beeinflussen.

Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms ist ausschlaggeben, ob im Darm ein entzündliches oder antientzündliches Milieu vorherrscht. Die Ernährungsgewohnheiten stehen in Zusammenhang damit. Daher unterstützt eine gesunde Ernährung die Mikroorganismen des Darmmikrobioms bei CED.

Blick auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Die genauen Ursachen von CED sind noch unklar. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass betroffene Personen eine genetische Prädisposition haben, sodass normale Darmbakterien eine überzogene Immunreaktion auslösen. Das Gleichgewicht zwischen den Darmbakterien und dem Darm-Immunsystem gerät aus dem Lot, was eine sogenannte Darmdysbiose und damit chronische Entzündungen zur Folge hat. Meist beginnt die Erkrankung zwischen dem 14. und 24. Lebensjahr, manche Personen haben auch erst mit über 50 Jahren den ersten Schub.

Beide Geschlechter sind davon betroffen, hauptsächlich Menschen nordeuropäischer oder angelsächsischer Abstammung. Ein 4- bis 20-fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer CED besteht bei Verwandten ersten Grades von CED-Patienten. Bei Morbus Crohn ist die familiäre Vorbelastung tendenziell noch stärker ausgeprägt als bei Colitis ulcerosa.

Neben Durchfall und Bauchschmerzen kann sich die Erkrankung auf andere Körperteile wie Gelenke, Haut, Augen, Mund, Gallenblase oder Leber auswirken, da insgesamt die Nährstoffaufnahme verschlechtert ist. Zudem ist das Krebsrisiko im betroffenen Darmbereich erhöht.

Zusammenhang Ernährung und Darmmikrobiom

An der Universität Groningen haben Wissenschaftler untersucht, wie die Ernährung entzündliche sowie antientzündliche Prozesse im Darm beeinflusst. Darmmikroben sind auf die Zufuhr bestimmter Nährstoffe angewiesen, daher beeinflusst unsere Ernährung deren Stoffwechselwege und somit die Entzündungsaktivität im Darm.

Für die Studie befragten die Wissenschaftler 1425 Erwachsene zu ihrer Ernährung, darunter 554 Personen mit CED oder Reizdarmsyndrom sowie 871 gesunde Probanden. Der komplexe Zusammenhang von 173 Ernährungsfaktoren und dem Darmmikrobiom wurden unter die Lupe genommen. Parallel dazu untersuchten sie Stuhlproben der Teilnehmer mittels Genomsequenzierung auf die vorhandenen Mikroorganismen und ihr Funktionsprofil sowie auf intestinale Entzündungsmarker.

Einfluss tierischer Lebensmittel

Die Ergebnisse zeigten deutliche Zusammenhänge zwischen langfristigen Ernährungsmustern, speziellen bakteriellen Gruppen sowie Markern für Darmentzündungen. Beispielsweise korrelierten verarbeitete und tierische Lebensmittel mit einem höheren Vorkommen von Firmicutes sowie Ruminococcus -Arten der Gattung Blautia. Weiterhin konnten sie mit Endotoxinsynthesewegen in Verbindung gesetzt werden.

Auf der anderen Seite zeigten sie, dass eine pflanzenbasierte Ernährung negativ mit Stoffwechselwegen assoziiert war, die an der Synthese von Endotoxinen, Wachstumsfaktoren und Zellwandbestandteilen beteiligt sind. Sie wirkten positiv auf das Vorkommen von Faecalibacterium prausnitzii sowie Roseburia hominis, welche die Schleimhaut schützen und eine entzündungshemmende Wirkung haben.

Rolle der Ernährung bei Entzündungsprozessen

Die Wissenschaftler wiesen in der Studie nach, dass bestimmte Ernährungsmuster das Wachstum proinflammatorischer Spezies begünstigen, darunter tierische Produkte, fettes Fleisch, verarbeitete Lebensmittel, hochprozentige Alkoholika und Zucker. Die Konzentration an lokalen Entzündungsmarkern war dadurch erhöht. Demgegenüber wurden Bakterien mit einer antientzündlichen Wirkung durch eine pflanzenbasierte Ernährung mit Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst und Nüssen sowie fettarmen Milchprodukten und Fisch gefördert.

Schützende Stoffwechselwege wurden unterstützt und das Wachstum von möglichen Krankheitserregern gehemmt. Die Studie verdeutlicht: Jeder kann durch eine bewusste Ernährung ein antientzündliches Darm-Ökosystem unterstützen und damit den Verlauf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen positiv beeinflussen.

Heike Lachnit 


Quellen: 

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