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Kälte mit Folgen

In vielen Fällen schafft der Verzicht auf Rauchen, Stress, Verletzungen oder Kälte Linderung. © mirlenges / iStock / Getty Images Plus

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Raynaud-Syndrom: Kälte mit Folgen

Beim Raynaud-Syndrom, auch Weißfinger-Krankheit oder Leichenfinger genannt, kommt es zu plötzlich auftretenden Durchblutungsstörungen, bei denen die Finger zunächst blass werden und erst nach einiger Zeit wieder ihre ursprüngliche Farbe annehmen.

Betroffene des Raynaud-Syndroms reagieren empfindlich auf niedrige Temperaturen, sie entwickeln bei plötzlichen Temperaturwechseln oftmals die typischen Beschwerden des Syndroms. Die Häufigkeit und Dauer der Attacken variieren inter- und intraindividuell, sie können Stunden andauern oder bereits nach wenigen Minuten wieder abklingen.

Man unterscheidet zwischen dem idiopathischen und dem sekundären Raynaud-Syndrom: Die idiopathische Form, eine Ersterkrankung, kommt sehr häufig vor, betrifft meist Frauen und macht sich bereits in der Pubertät bemerkbar, während die sekundäre Variante aufgrund einer vorliegenden Grunderkrankung entsteht, seltener ist und sich erst nach dem 35. Lebensjahr zeigt.

Chemikalien, Medikamente oder äußere Einflüsse wie Erfrierungen oder Vibrationen können ebenfalls für die Erkrankung verantwortlich sein. Typisch für das sekundäre Raynaud-Syndrom sind der asymmetrische Fingerbefall, der Verschluss großer Arterien sowie die Darmbeteiligung. In der Nagelfalz, also in der halbmondförmigen Nagelfalte, kann die Kapillardichte vermindert sein.

Zu den zugrundeliegenden Grundleiden zählen entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie die systemische Sklerodermie. Hierbei handelt es sich um eine seltene Autoimmunerkrankung, bei der sich die Blutgefäße sowie die Haut verändern, und die von Nieren-, Gelenk-, Herz-, Lungen- und Verdauungssystemschädigungen begleitet wird. Ungefähr 80 Prozent der Sklerodermiepatienten weisen das Weißfinger-Syndrom auf.

Tricolore-Phänomen

Bei einem akuten Raynaud-Anfall, der vor allem bei Kälteeinwirkung oder Stress auftritt, verfärben sich die Finger durch die Gefäßkontraktion zunächst weiß, bevor sie aufgrund des Sauerstoffmangels zyanotisch werden und schließlich wegen der reaktiven Durchblutung erröten. Taubheitsgefühle und Schmerzen gehören ebenfalls zu den möglichen Symptomen. In der Regel sind mehrere Finger betroffen, manchmal auch nur die Fingerkuppen – die Daumen bleiben meist verschont.

In vielen Fällen schafft der Verzicht auf Rauchen, Stress, Verletzungen oder Kälte Linderung. Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training eignen sich gut für Betroffene, auch muskelstärkendes Fingertraining mit Griptrainern wirkt sich positiv aus. Sklerodermie-Patienten können sich mit beheizten Handschuhen, die beispielsweise in Motorradgeschäften erhältlich sind, helfen.

Medikamentöse Therapie

Mittel erster Wahl sind Calciumantagonisten vom Dihydropyridintyp, wie etwa Nifedipin oder Amlodipin, sie wirken gefäßerweiternd und blutdrucksenkend. In einer niedrigen Dosierung dürfen sie auch bei Personen mit normalen Blutdruckwerten angewendet werden, Kontraindikationen sind Hypotonie, dekompensierte Herzinsuffizienz sowie schwere gastrointestinale Motilitätsstörungen.

Dass die Frequenz, Dauer und Schwere der Attacken durch die Calciumantagonisten abnehmen, konnte anhand einer Metaanalyse bestätigt werden. In der Zweitlinientherapie sind Prostaglandine wie Ilomedin oder Alprostadil zur intravenösen Applikation indiziert, sie bewirken insbesondere beim sekundären Raynaud-Syndrom eine Verbesserung.

Topische Nitrate wirken gefäßerweiternd und kommen bei Patienten, die eine Dauertherapie ablehnen oder zu schweren Symptomen neigen, zum Einsatz. PDE-5-Hemmer wie Sildenafil werden in anderen Ländern häufig zur Therapie des Raynaud-Syndroms verwendet, allerdings ist der Wirkstoff in Deutschland nicht im Zusammenhang mit der Weißfinger-Krankheit zugelassen.

Martina Görz


Quellen:

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