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Kleine Hand von Neugeborenen

Frühchen sind alle Kinder, welche vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. © chaunpis / iStock / Getty Images Plus

Hitzestress: Mehr Frühgeburten durch den Klimawandel

Das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) sowie eine australische Forschungsgruppe belegen einen Zusammenhang zwischen hohen Temperaturen und Frühgeburten. Sie zeigen auf, dass Hitzestress die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt erhöhen kann.

Durch den Klimawandel nehmen Hitzeperioden zu, was vielfältige Auswirkungen auf Umwelt, Leben und Gesundheit hat. Verschiedene Forschungsgruppen haben nachgewiesen, dass durch den Klimawandel auch die Zahl der Frühgeburten steigt. Bei Temperaturen über 35 Grad erhöht sich das Risiko für eine Frühgeburt um 45 Prozent. Es besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen den steigenden Temperaturen und der Gesundheit.

Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche

Frühchen sind alle Kinder, welche vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Dabei unterteilt man die Frühchen weiter: Kinder, die vor der 30. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, gelten als frühe Frühchen. Ihre Organe sind noch nicht vollständig ausgebildet, sie können noch nicht eigenständig atmen. Ab der 31. Schwangerschaftswoche sind die Organe zwar gut entwickelt, müssen aber noch wachsen und reifen.

Zudem fehlen den Kindern die Abwehrstoffe der Mutter. Alle Geburten vor der 37. Woche können jedoch für das Kind Langzeitfolgen haben wie Konzentrationsstörungen, Allergien, Asthma, ein höheres Risiko für Infektionen oder Übergewicht.  Prof. Dr. Petra Arck, Forschungsdekanin am UKE und Leiterin des Labors für Experimentelle Feto-Maternale Medizin, fasst die Wichtigkeit der Studie zusammen: „Jeder Tag zu früh bedeutet ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme im späteren Leben“.

Vergleichen der Daten mit Wetterdaten

Das Uniklinikum in Hamburg erhebt seit über 20 Jahren Daten zu Frühgeburten und wie sich diese entwickeln. Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. Petra Arck hat nun mehr als 42 000 Daten zu Frühgeburten mit Daten des Deutschen Wetterdienstes verglichen. Dieser Vergleich ist ein Teil der Langzeitstudie PRINCE, in der untersucht wird, welche Faktoren in der Schwangerschaft einen Einfluss auf die Gesundheit der Kinder haben können.

Sie fanden heraus, dass ab Temperaturen über 30 Grad Hitzestress im Körper ausgelöst wird, der zu einem 20-prozentigen Anstieg an Frühgeburten führt. Ab 35 Grad ist fast jede zweite Schwangere betroffen, insbesondere mit weiblichen ungeborenen Babys. Dabei sind vor allem die Frauen betroffen, welche sich zwischen der 34. und 37. Schwangerschaftswoche befinden.

Die Frauen sind bei großer Hitze damit beschäftigt, ihren Körper und ihr ungeborenes Baby zu kühlen. Zudem müssen sie das ungeborene Baby weiterhin versorgen. Dadurch entsteht im Körper Hitzestress und dies kann wiederum vorzeitige Wehen auslösen. Die Schwangeren waren in der Lage, ein bis zwei heiße Tage zu überbrücken. Mit jedem weiteren heißen Tag ohne Abkühlung stieg das Risiko von frühzeitigen Wehen. Besonders kritisch wurde es, wenn zu den hohen Temperaturen eine hohe Luftfeuchtigkeit hinzukam, welche das Wärmeempfinden nochmals erhöhte.

Klimawandel und menschliche Gesundheit

In einer großen Metaanalyse hat sich eine australische Forschungsgruppe mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit von Kindern beschäftigt und ebenfalls festgestellt, dass Temperaturextreme zu einer Zunahme von Frühgeburten führen. Dafür wurden Online-Datenbanken nach Studien durchsucht und diese miteinander nach verschiedenen Parametern verglichen.

163 Studien flossen in die Analyse ein und die Forschungsgruppe stellte zahlreiche Zusammenhänge zwischen der Kindergesundheit und dem Klimawandel her. Die stärkste Auswirkung war die von Temperaturextremen auf die Zunahme von Frühgeburten. Bei erhöhten Temperaturen nahm das Frühgeburtenrisiko durchschnittlich um 60 Prozent zu.

Diese Analyse zeigte jedoch auch, dass es noch viele Wissenslücken gibt und weitere Forschungen notwendig sind, um zukünftig Kinder vor der Belastung durch klimabedingte Krankheiten zu schützen. Werdende Mütter können sich bereits heute schützen, um eine Frühgeburt zu vermeiden. Dazu gehören der Aufenthalt in gekühlten Räumen an heißen Tagen und viel trinken. Sie sollten es vermeiden, sich an heißen Tagen der Hitze und somit dem Hitzestress auszusetzen.

Heike Lachnit


Quellen: 

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