Mikroplastikpartikel wirken auf verschiedenen Ebenen im menschlichen Körper. Sie können Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Schlaganfall beeinflussen oder sich im menschlichen Gewebe ansammeln. Plastik umgibt uns überall – als Verpackungsmaterial, als Gebrauchsgegenstände oder in der Medizin. In Form kleiner Partikel können sie sich zu einem wachsenden Gesundheitsproblem entwickeln.
Von Kunststoffprodukten zu Mikroplastik
Wenn Kunststoffprodukte zerfallen, werden sie nicht abgebaut, sondern nur immer kleiner. Bei Partikeln von wenigen Nanometern bis maximal fünf Millimetern spricht man von Mikroplastikpartikeln. Kunststoff wird sehr vielfältig eingesetzt – als Verpackungsmaterialien in der Lebensmittelindustrie, in der Baustoffindustrie oder in der Medizin. Zudem gibt es kosmetische Produkte und auch Reinigungsprodukte, denen primäres Mikroplastik als Bestandteil beigesetzt wird, beispielsweise in Peelings.
Die Partikel gelangen ins Wasser, in die Luft und in unsere Nahrung. Weil die Menschen von Plastik umgeben sind, hat die Umweltkonzentration im letzten halben Jahrhundert exponentiell zugenommen. In welchem Umfang Mikroplastikpartikel gesundheitliche Folgen haben oder toxisch wirken, ist noch unklar, auch wenn aktuelle Studien auf kardiovaskuläre Auswirkungen sowie erhöhte Entzündungsreaktionen hinweisen.
Mikroplastik & chronische Erkrankungen
Eine aktuelle amerikanische Studie liefert nun genauere Hinweise auf mögliche Zusammenhänge. In Regionen mit hohen Konzentrationen an Mikroplastik gibt es mehr Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes oder Schlaganfällen. Diese korrelierten Daten hat Sai Rahul Ponnana, Hauptautor der Studie sowie Datenwissenschaftler an der Case Western Reserve School of Medicine in Ohio auf der Jahrestagung der American College of Cardiology vorgestellt.
In der Studie haben sich die Wissenschaftler mit 154 ökologischen sowie sozioökologischen Faktoren und ihren Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit beschäftigt. Es hat die Forschenden überrascht, dass Mikroplastik unter den Top 10 zu finden war. In Bezug auf das Schlaganfallrisiko ist Mikroplastik vergleichbar mit Faktoren wie ethnischer Zugehörigkeit und fehlender Krankenversicherung.
Die Forscher sehen zwischen den Daten eine Korrelation, aber es sind weitere Untersuchungen notwendig, um aufzuzeigen, ob ein kausaler Zusammenhang besteht. Derzeit ist nicht bekannt, in welchem Zeitraum eine Mikroplastikbelastung zu Erkrankungen führen kann.
Mikroplastik im Gewebe
Eine weitere amerikanische Studie verglich Gewebeproben von Verstorbenen aus dem Gehirn, der Leber und den Nieren im Jahr 2016 sowie im Jahr 2024. In den untersuchten Lebern und Gehirnen wiesen sie eine höhere Mikroplastikkonzentration als vor acht Jahren nach, im Gehirn war diese sogar 30-mal höher. Dies ist erstaunlich, da das Gehirn durch die Blut-Hirn-Schranke eigentlich gut geschützt ist.
Es braucht weltweit weitere Untersuchungen, um eine Anreicherung von Mikroplastik im menschlichen Gewebe zu verfolgen und eine Aussage zu den gesundheitlichen Schäden treffen zu können. Bereits heute weiß man, dass Mikroplastik bei Mäusen zu Schlaganfall führen kann und auch in Gehirnen von Demenzerkrankten wurden hohe Konzentrationen gefunden. Aber vieles ist noch unklar. Wie genau Mikroplastik in unseren Körper gelangt, wie es sich dort verteilt und welche Schäden es langfristig anrichten kann, ist Gegenstand aktueller Forschung.
Die bisherigen Hinweise reichen aus, um die Problematik ernst zu nehmen. Je weniger Kunststoff wir in unserem Alltag verwenden, desto geringer ist die Belastung – für unseren Körper und für die Umwelt. Die Prävention beginnt im Kleinen, etwa beim Verzicht auf Kosmetikprodukte mit Mikroplastik oder dem Griff zu plastikfreien Verpackungen. Es liegt auch an uns, diesen unsichtbaren Risikofaktor einzudämmen und etwas für unsere Gesundheit zu tun.
Heike Lachnit
Quellen
- Deutsches Ärzteblatt – Mikroplastikartikel können Erkrankungen wie Diabetes und Schlaganfall begünstigen
- American College of Cardiology – New Evidence Links Microplastics with Chronic Disease
- Alexander J. Nihart et al.; Bioaccumulation of microplastics in decedent human brains; Nature Medicine, Februar 2025, DOI: 10.1038/s41591-024-03453-1