Das Darmmikrobiom setzt sich zusammen aus zahlreichen Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und Viren. Diese verstoffwechseln die Nahrung, die wir zu uns nehmen und beeinflussen durch ihre Stoffwechselprodukte wiederum unseren Organismus. Eine ausgewogene Ernährung unterstützt diese Prozesse und trägt zur Darmgesundheit bei. Durch die typischen modernen Ernährungsgewohnheiten nehmen wir zu viel Fett, Lebensmittelzusatzstoffe und Zucker zu uns. Dies führt zu einer signifikanten Abnahme der Diversität im Darmmikrobiom und die Entstehung chronischer Erkrankungen können dadurch begünstigt werden.
Westliche Ernährung und ihre Auswirkungen
Die MedUni Innsbruck zeigte in einem Review auf, wie sich die westliche Ernährung auf das Darmmikrobiom auswirkt und wie dies zu chronischen Erkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. In das Review flossen 300 aktuelle Studien, die einen Zusammenhang zwischen der Ernährung sowie Erkrankungen wie Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes aufzeigen. Timon E. Adolph und Herbert Tilg, die Autoren des Reviews, möchten auf die schädlichen Auswirkungen der Ernährung hinweisen, um langfristig durch ein Umdenken die Gesundheit zu verbessern.
Auch eine Forschungsgruppe an der Universität Groningen hat sich mit der Thematik beschäftigt, und sich mit dem Einfluss der Ernährungsgewohnheiten auf entzündungsfördernde sowie entzündungshemmende Eigenschaften des Darmmikrobioms befasst. Sie warfen einen ganzheitlichen Blick auf Nahrungsmittel und die Auswirkungen, anstatt sich nur mit einzelnen Komponenten der Ernährung zu beschäftigen.
Einfluss des Mikrobioms
Konkret beschäftigten sie sich mit den Wechselwirkungen zwischen der Ernährung, dem Mikrobiom und der Entstehung von Darmentzündungen. In die Untersuchung flossen die Daten von 1425 Personen ein, die Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Reizdarmsyndrom hatten, sowie eine Kontrollgruppe ohne Beschwerden.
Über eine Genomsequenzierung untersuchten sie die Zusammensetzung des Darmmikrobioms und setzten dies in Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme. So fand die Forschungsgruppe heraus, dass entzündliche Darmerkrankungen und die Ernährung zusammenhängen. Zudem spielen Menge, Inhalte und Zeitpunkt eine Rolle bei der Zusammensetzung und Funktion des Darmmikrobioms.
Tierische contra pflanzliche Lebensmittel
Eine höhere Aufnahme von tierischen- und verarbeiteten Lebensmitteln, Alkohol und Zucker fördert entzündliche Prozesse im Darm, während pflanzliche Lebensmittel sich schützend auf das Darmmikrobiom auswirken. Die Umstellung der Ernährung mit Schwerpunkt auf einer pflanzlichen Ernährung beugt potenziell entzündlichen Prozessen vor.
Eine Ernährung, die auf pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Obst basiert, sowie der regelmäßige Verzehr von fettarmen, fermentierten Milchprodukten und Fisch, wirkt schützend auf das Darmmikrobiom und beugt entzündlichen Prozessen vor. Eine Vielzahl an günstigen Mikroorganismen wird durch eine solche Ernährung gefördert.
Kurzkettige Fettsäuren
Diese produzieren wiederum schützende, kurzkettige Fettsäuren, welche eine entzündungshemmende Wirkung haben und die Darmschleimhaut schützen. Ein Ungleichgewicht im Darm führt nicht nur zu Darmerkrankungen, sondern spielt auch bei chronischen Erkrankungen eine Rolle. Daher ist es wichtig, durch eine ausgewogene Ernährung die Vielfalt im Darmmikrobiom zu erhalten und dadurch einen gesunden Organismus zu unterstützen.
Eine pflanzenbasierte Ernährung hat das Potenzial, zahlreiche chronische Erkrankungen positiv in ihrem Verlauf zu beeinflussen. Es brauche nun weitere Ernährungsstudien, welche Ernährung für welchen Personenkreis am besten geeignet ist, um die gesundheitsschädlichen Auswirkungen zu vermeiden.
Heike Lachnit
Quellen:
- Timon E. Adolph et al.; Western diets and chronic diseases; Nature Medicine, 2024, DOI: 10.1038/s41591-024-03165-6
- Verwestlichung der Ernährung fördert chronische Erkrankungen; Medonline
- Laura A. Bolte et al.; Long-term dietary patterns are associated with pro-inflammatory and anti-inflammatory features of the gut microbiome; Gut, 2021, DOI: 10.1136/gutjnl-2020-322670
- Gesunde Ernährung unterstützt das Darmmikrobiom bei CED; Medical Tribune