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Forscher entnimmt Wasserprobe.

Durch die Erwärmung des Wassers können sich Bakterien stärker vermehren und zur Gefahr werden. © Unya-MT / iStock / Getty Images Plus

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Wachsende Sorge: Welchen Einfluss der Klimawandel auf Magen-Darm-Erkrankungen hat

Der Klimawandel mit seinen steigenden Temperaturen und der Zunahme an Extremwetter kann zu einem Anstieg der Magen-Darm-Erkrankungen führen, weil die Gegebenheiten die Ausbreitung von Durchfallerregern unterstützen.

Der Klimawandel wirkt sich auf verschiedene Lebensbereiche aus. Eine Korrelation mit dem Gesundheitsbereich wird seit Jahren immer wieder angesprochen, ist aber nicht so präsent. Besonders die Magen-Darm-Krankheiten und ihre Ausbreitungen werden durch den Klimawandel begünstigt. Vor kurzem gab es im MT-Portal einen Blick auf die aktuell stärkste Ausbreitung von Cholera, doch auch andere Magen-Darm-Keime befinden sich auf dem Vormarsch.

Modellierungsstudie weist erhöhte Sterblichkeit nach

Eine Modellierungsstudie aus dem Jahr 2021 wies bereits auf diese Problematik hin. Das Forschungsteam betrachtete die globale temperaturbedingte Sterblichkeit aufgrund enterischer Infektionen unter Beachtung verschiedener soziodemografischer und klimatischer Szenarien. Damals erregte diese Studie nicht so viel Aufmerksamkeit, vielleicht auch, weil sich die Welt mit einer Corona-Pandemie beschäftigte.

Doch nun wurde diese Studie erneut nachrichtlich aufgegriffen. Eventuell liegt dies daran, dass es seit Jahren zu warm ist und dass 2022 eines der zwei wärmsten Jahre seit Messbeginn war. Somit rückt das Thema stärker in den Fokus.

Diese Modellstudie hatte zum ersten Mal die Temperaturauswirkungen auf Magen-Darm-Erkrankungen betrachtet. Das Team fand heraus, dass „eine Zukunft mit einem wärmeren Klima eine höhere Darminfektionssterblichkeit aufweisen könnte als eine Zukunft, in der es weniger Erwärmung gibt“.

Begünstigungen von Bakterien

Die Forscher prognostizieren, dass durch die steigenden Temperaturen die Übertragung der Krankheitserreger von Mensch zu Mensch begünstigt wird und dass die Bioverfügbarkeit zunimmt. Bereits jetzt gibt es immer wieder Warnungen für Badeseen oder aber auch die Ostsee, weil sich durch die Erwärmung des Wassers Bakterien stärker vermehren und zur Gefahr werden.

Weiterhin können zunehmende Extremwetterereignisse die Verbreitung begünstigen, weil diese sich auf die Verfügbarkeit von sauberen Wasser negativ auswirken können. Dabei beziehen sich diese Prognosen vor allem auf die Betrachtung bakterieller Keime.

Für Viren wie den Rota- oder Norovirus prognostizieren die Wissenschaftler eher einen Rückgang der Sterblichkeit, weil sie bereits heute in Ländern mit wärmeren Klima einen solchen Zusammenhang erkennen. Steigt die Temperatur, überleben die Viren deutlich seltener als Bakterien.

Gefahr in Deutschland

An dieser Modellstudie war Dr. Veronika Huber vom Helmholtz Zentrum München beteiligt. Sie beschäftigt sich in mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit. Den Forschern sei bekannt, dass sich Bakterien bei höheren Temperaturen besser vermehren, und daher geht das Team von bis zu 100 000 zusätzlichen Toten pro Jahr aus, welche aufgrund von Durchfallerkrankungen sterben.

Huber weist darauf hin, dass es in der Modellierungsstudie bisher nur um die Auswirkung steigender Temperaturen geht. Weitere Veränderungen durch den Klimawandel wie Dürren, Überschwemmungen oder auch damit verbundene Fluchtbewegungen sind noch nicht mit einbezogen. Die Sterblichkeit würde dann noch höher liegen. Auch wenn die ärmsten Länder der Welt am häufigsten betroffen sind, kann diese Entwicklung auch eine Gefahr für Deutschland sein.

Die häufigsten Durchfallerreger in Deutschland sind Salmonellen und Campylobacter. Laut der Epidemiologin Maylin Meinecke vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg sowie Mitglied der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, profitieren auch diese von den steigenden Temperaturen.

Zudem können sich die Bakterien sehr gut verbreiten, wenn durch Extremwetterereignisse Kläranlagen und Abwasserkanäle überspült werden. Es ist wichtig, so Dr. Veronika Huber, gegen eine weitere Erwärmung zu kämpfen, sich an Hygieneregeln zu halten und bei Extremwetterereignissen zügig für eine Notfallversorgung mit sauberen Trinkwasser zu sorgen.

Heike Lachnit


Quellen:

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