Immer mehr junge Leute verbringen überdurchschnittlich viel Zeit an Computer, Smartphone oder Tablet. 5,8 Prozent der 12- bis 17-Jährigen sind Computerspiel- oder Internet-abhängig – dies zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters aus dem Jahr 2018.
Bei der Störung handelt sich um ein relativ junges Phänomen, welches einen schleichenden Verlauf von einem normalen Nutzungs- bis hin zu einem Suchtverhalten aufweist. Das Störungsbild gehört zu den stoffungebundenen Suchterkrankungen und wird auch als Internetsucht, Computerspielabhängigkeit oder als pathologischer Internetgebrauch bezeichnet.
Belege gibt es vor allem für die pathologische Computerspielnutzung, sodass die Diagnose „Internet Gaming Disorder“ festgesetzt wurde. In der ICD-11 (International Statistical Classification of Deseases and Related Health Problems) wurde die Kategorie „Störungen durch süchtiges Verhalten“ als offizielles Krankheitsbild aufgenommen und somit von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt, hierunter fällt die Computerspielstörung. Die elfte Revision der ICD ist seit dem 1. Januar 2022 gültig.
Durch die Aufnahme der Gaming Disorder in die ICD-11 erhält die Problematik Aufmerksamkeit, sodass es zukünftig mehr Therapiemöglichkeiten geben wird. Bis die ICD-11 in Deutschland genutzt wird, dauert es jedoch noch einige Zeit, da das Handbuch zunächst übersetzt, modifiziert und in die in Deutschland bestehenden Strukturen integriert werden muss. Die deutschen Krankenkassen orientieren sich an dem ICD-Katalog der WHO: Verfügt eine Diagnose über einen ICD-Diagnoseschlüssel, kann die Therapie über die Krankenkasse abgerechnet werden.
Symptomatik der Gaming Disorder
Betroffene können nicht mehr kontrollieren, wann, wie oft und wie lange sie Computerspiele nutzen. Das Suchtverhalten muss mindestens über einen Zeitraum von zwölf Monaten bestehen, während andere Aktivitäten und Interessen vernachlässigt werden.
Außerdem hält das Verhalten trotz negativer Konsequenzen in den unterschiedlichen Lebensbereichen (Familie, Schule, Beruf) weiterhin an. Der Gaming-Industrie gefällt die Aufnahme in die Kriterien nicht. Sie befürchtet, dass Menschen, die viel spielen, als therapiebedürftig eingestuft werden.
Therapie
Für die Behandlung gibt es mittlerweile spezialisierte Kliniken mit eigener Abteilung für das Gebiet Internetsucht (beispielsweise in Mainz, Bochum oder München). Kognitive Verhaltenstherapien sowie Selbsthilfe-Programme haben sich bei einer Internetsucht bislang bewährt. Betroffene erlernen, das eigene Verhalten sowie die Ursachen hierfür zu verstehen.
Das Ziel besteht darin, den problematischen Gebrauch des Internets zu überwinden, um wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Zudem sollten im Rahmen der Behandlung das Selbstwertgefühl gestärkt, Entspannungsmethoden erlernt und das Interesse an anderen Aktivitäten geweckt werden.
Martina Görz, PTA, Fachjournalistin, M.Sc. Psychologie
Quellen :
- Entstehung von Internetsucht; therapie.de
- Internetsucht; gesundheit.gv.at
- Sucht bewältigen; gesund.bund.de
- Internetsucht: So schützen Sie Ihre Kinder; DAK Gesundheit
- Online-Sucht; Bundesministerium für Gesundheit
- Deutschlands Jugend: Süchtig nach Social Media; Techniker Krankenkasse
- Gibt es tatsächlich eine Onlinesucht?; quarks.de
- Eine neue Klassifikation der Krankheiten; spektrum.de
- Computerspielsucht; Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
- Internet Gaming Disorder; aerzteblatt.de
- Weltgesundheitsversammlung beschließt die ICD-11; aerzteblatt.de
- Computerspielsucht wird in die ICD-11 mit aufgenommen; internetsucht-berlin.de