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Animierte Darstellung des Hefepilz Candida albicans.

Candida albicans ist ein harmloser Hefepilz, der bei übermäßiger Ausbreitung krankheitserregend wird. © Dr Microbe / iStock / Getty Images Plus

Infektionsrisiko: Wenn der Hefepilz Candida albicans gefährlich wird

Zahlreiche Mikroorganismen besiedeln den menschlichen Körper. Manche davon können Infektionen verursachen. Wenn Hefepilze Infektionen auslösen, spricht man von einer Candidose. Sie kann lebensgefährlich werden.

Der Hefepilz Candida albicans ist ein natürlicher Bewohner des menschlichen Körpers und eigentlich harmlos. Er ist im Mikrobiom des Darms zu finden sowie auf anderen Schleimhäuten. Er kann jedoch auch zum gefährlichen Krankheitserreger werden, wenn er sich übermäßig ausbreitet.

Pilze als Erreger

Der Hefepilz Candida albicans besiedelt die Haut, die Schleimhäute im Mund, den Verdauungstrakt und die Vagina. In der Regel verursacht er dort keinen Schaden. Besonders im feuchten Milieu findet er ideale Lebensbedingungen und kann sich stark vermehren. Dies geschieht auf den Schleimhäuten, aber auch in der Leistengegend, unter den Achseln, zwischen den Fingen und Zehen, in Bauchfalten, unter den Brüsten oder unter der Vorhaut. Dieses verstärkte Hefepilzwachstum kann zu einer Candidose führen.

Feuchte Stellen auf der Haut entstehen zum Beispiel durch schlechte Hygiene, durch seltenen Wechsel von Windeln oder Unterwäsche, bei Adipositas, aber auch bei einem geschwächten Immunsystem, beispielsweise durch die Anwendung von immunsuppressiv wirkenden Arzneistoffen wie Corticosteroide. Auch eine Antibiotikabehandlung kann das Gleichgewicht der Mikroorganismen stören und eine Candidose begünstigen.

Lebensgefahr durch Candidose

Nicht jede Candida-Infektion wird zur Lebensgefahr. Die genauen Mechanismen, wann der Pilz durch ungehindertes Wachstum zu einer Gefahr werden kann, sind noch nicht bekannt. Die Mechanismen erforscht das internationale Forschungsteam um den Infektionsbiologen Bernhard Hube vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena seit einigen Jahren.

In extremen Situationen wie bei einer Chemotherapie, einer Darmoperationen oder bei einer Organtransplantation können die Pilze tiefer ins Gewebe eindringen. Sie können über die Blutgefäße Organe befallen und im schlimmsten Fall eine lebensbedrohliche Sepsis verursachen. Die Forschungsgruppe fand heraus, dass Lactobazillen das Wachstum des Hefepilzes einschränken können.

Antikörper gegen Pilzgift

Zudem können die Bakterien eine Abstoßung befallener Zellen begünstigen, sodass das Gewebe geschützt ist. Daher sehen die Wissenschaftler in einer gezielten Therapie mit Probiotika eine vielversprechende Schutzmöglichkeit für besonders gefährdete Patienten.

Außerdem entdeckten die Forscher das Pilzgift Candidalysin, welches die Membran von Wirtszellen erst durchlöchert und am Ende zerstört. Die Ausschüttung des Toxins verursacht eine Immunantwort des Körpers. Die Zerstörung des Toxins ist nicht sinnvoll, denn dann bleibt auch die Immunantwort des Körpers aus. Derzeit forscht die Gruppe an Möglichkeiten, dieses Toxin auf andere Weise unschädlich zu machen. Nach neuen Erkenntnissen könnte dies durch den Einsatz künstlicher Antikörper ermöglicht werden.

Diagnose einer Candidose

Eine weitere Herausforderung ist die Diagnose einer Candidose. Befindet sich diese auf der Hautoberfläche, kann die Haut untersucht werden und eine Kultur abgeschabter Haut angelegt werden. Mit Antimykotika können diese Hauterkrankungen behandelt werden. Zudem sind die Patienten angehalten, die betroffenen Stellen trocken zu halten, weil sich dann der Hefepilz nicht weiter vermehrt. Hat der Pilz jedoch gewuchert und befindet sich im Gewebe, ist er nicht mehr so leicht zu erkennen. Bei einer Infektion reagiert der Körper mit Fieber.

Wird diese fälschlicherweise mit Bakterien in Verbindung gebracht und mit Antibiotika behandelt, werden die Bakterien dezimiert und der Pilz erhält die Möglichkeit, sich weiter auszubreiten. Daher arbeiten die Forscher auch daran, einen verlässlichen Biomarker zu finden, der zwischen einer harmlosen Kolonisierung von Candida albicans und einem krankhaften Befall unterscheiden kann. Laut Bernhard Hube wäre dies eine große Hilfe für Mediziner und Patienten.

Heike Lachnit


Quellen

  • MSD Manuel – Candidose
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung – Wann die Pilzinfektion zur Lebensgefahr wird
  • Rita Müller et al.; Secretion of the fungal toxin candidalysin is dependent on conserved precursor peptide sequences; Nature Microbiology, Februar 2024, DOI: 10.1038/s41564-024-01606-z

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