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Wie Hashimoto

Die Schilddrüse wird durch den Hypothalamus und die Hypophyse gesteuert. © Rasi Bhadramani / iStock / Getty Images Plus

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Schilddrüsenerkrankungen: Wie Hashimoto, Struma & Co. unseren Körper beeinflussen

Erkrankungen beziehungsweise Funktionsstörungen der Schilddrüse kommen relativ häufig vor und können in jedem Lebensalter auftreten. Um eine Funktionsstörung zu diagnostizieren, ist unter anderem die Bestimmung der Konzentration von Hormonen in unserem Blut wichtig.

Klein, aber oho! Die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) ist ein winziges Organ, doch sie produziert Hormone, die für das Wachstum, für die Psyche und für den Stoffwechsel eine wichtige Rolle spielen. Ohne diese Hormone ist der Mensch dauerhaft nicht überlebensfähig, dementsprechend schränken Störungen der Schilddrüsenfunktion die Lebensqualität mitunter enorm ein.

Das Organ fungiert als endokrine Drüse, das bedeutet, dass die Botenstoffe direkt in die Blutbahn abgegeben werden. Mit Hilfe von Jod stellt die Schilddrüse die Hormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) her. Sie wird durch den Hypothalamus und die Hypophyse gesteuert.

Erkrankungen der Glandula thyreoidea

Man differenziert zwischen krankhaften Veränderungen in der Beschaffenheit der Schilddrüse (Tumore oder Struma) und Fehlfunktionen (Hypothyreose, Hyperthyreose). Ist die Schilddrüse krankhaft vergrößert, spricht man von einer Struma, im Volksmund auch Kropf genannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet verschiedene Ausprägungsgrade (Grad 0 bis 3). Ursache für die Entwicklung einer Struma ist in der Regel ein Jodmangel.

Die Schilddrüse vergrößert sich in diesem Fall, da der Organismus versucht, den Jodmangel und die daraus resultierende hormonelle Unterversorgung durch mehr hormonproduzierende Schilddrüsenzellen auszugleichen. Auch sogenannte strumigene Substanzen wie Lithium oder Nitrat führen zu einer Zellvermehrung in der Schilddrüse. Das Wachstum der Schilddrüsenzellen mit einhergehender Vergrößerung des Organs nennt man Struma diffusa. Liegen zusätzlich Knoten im Gewebe vor, spricht man vom Struma nodosa.

Weitere krankhafte Veränderungen, die als Knoten in der Schilddrüse auftreten können, sind die Schilddrüsenadenome. Hierbei wird zwischen „kalten“ und „warmen“ beziehungsweise „heißen“ Knoten unterschieden. Diese können im Rahmen einer szintigrafischen Untersuchung diagnostiziert werden. Die kalten Knoten verursachen keine Funktionsstörung der Schilddrüse, sondern sind inaktiv. Sie nehmen kein Jod auf und stellen keine Schilddrüsenhormone her.

Auch Zysten zählen zu den kalten Knoten – hierbei handelt es sich um mit Flüssigkeit gefüllte und von einer Gewebekapsel umgebene Blasen. Die warmen Knoten dagegen speichern Jod und produzieren Schilddrüsenhormone. Sie führen langfristig oft zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und werden auch „autonome Adenome“ genannt, da sie nicht der Steuerung durch die Hypophyse unterliegen.

Karzinome der Schilddrüse bezeichnet man als Struma maligna. Als Alarmsignal gilt, wenn ein bestehender Kropf oder neue Knoten plötzlich rasch wachsen. Typische Symptome sind Heiserkeit, Hustenreiz, Schluckbeschwerden, vergrößerte Lymphknoten oder Luftnot. Um Schilddrüsenkrebs zu heilen, werden die Karzinome und die Lymphknoten des Halses operativ entfernt, im Anschluss findet gegebenenfalls eine Radiojodtherapie statt.

Durch die Beseitigung der Schilddrüse mangelt es dem Organismus an bestimmten Hormonen, sodass diese postoperativ zugeführt werden müssen. Ist die Krebserkrankung bereits weit fortgeschritten und liegen Metastasen vor, ist eine Chemotherapie indiziert.

Funktionsstörungen

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) handelt es sich um eine Unterversorgung des Organismus mit den Hormonen Trijodthyronin und Thyroxin. Die Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren oder erworben sein und Patienten leiden unter Erschöpfung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kälteintoleranz, Obstipation (Verstopfung) und/oder Gewichtszunahme. Ihre Haut ist oft trocken und die Haare wirken brüchig. Je nach Ursache kann eine lebenslange Substitution der Schilddrüsenhormone (durch Levothyroxin) erforderlich sein.

Häufigste Ursache einer Hypothyreose ist die Schilddrüsenerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Abwehrsystem des Körpers die Zellen der Schilddrüse fälschlicherweise als fremd einstuft und sie zerstört. Zunächst greift das Immunsystem die Hormonspeicher an, folglich gelangen die Botenstoffe ins Blut und rufen zunächst die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) hervor.

Durch die Entzündung des Schilddrüsengewebes wird das Organ schließlich funktionsuntüchtig und es kommt zu den charakteristischen Beschwerden der Hypothyreose (s.o.). Die Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht heilbar, sie wird symptomatisch mit Hormonen behandelt. Darüber hinaus ist es sinnvoll, das Immunsystem sowie die Darmflora zu stärken.

Umgekehrt produziert die Schilddrüse bei einer Hyperthyreose einen Überschuss der Hormone T4 und T3. Betroffene schwitzen vermehrt, bauen Gewicht ab, haben einen erhöhten Puls und Blutdruck, leiden unter Händezittern, Haarausfall, Muskelschwäche, innerer Unruhe, Schlaflosigkeit und Verdauungsstörungen.

Ursachen der Überfunktion sind zum Beispiel Morbus Basedow, bei dem das Immunsystem Autoantikörper gegen die Schilddrüse bildet, sowie eine Schilddrüsenautonomie, bei der das Organ eigenständig und unkontrolliert Hormone herstellt. Typisch für Morbus Basedow sind die hervortretenden Augäpfel, ebenso wie ein Druckgefühl hinter den Augen. Seltener sind Schilddrüsenkrebs oder Entzündungen für die Hyperthyreose verantwortlich.

Zur Behandlung der Hyperthyreose kommen Thyreostatika zum Einsatz, welche die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut vermindern. Thionamide wie Carbimazol oder Thiamazol hemmen die Synthese der Schilddrüsenhormone. Weitere therapeutische Optionen sind die Radiojodtherapie sowie operative Verfahren. Bei der Radiojodtherapie erhalten Betroffene radioaktives Jod, das sich in den Zellen, die vermehrt Schilddrüsenhormone produzieren, anreichert und diese zerstört.

Martina Görz


Quellen: 

  • Schilddrüsenvergrößerung (Struma); deutsches-schilddruesenzentrum.de
  • Heiße & Kalte Knoten, forum-schilddruese.de
  • Schilddrüsenkrebs – Symptome, Ursachen, Behandlung; leading-medicine-guide.de
  • Schilddrüsenkrebs; krebsgesellschaft.de
  • Hypothyreose; gelbe-liste.de
  • Schilddrüsenüberfunktion; endokrinologie.net
  • Schilddrüsenüberfunktion; netdoktor.de
  • Hashimoto-Thyreoiditis: Symptome und Behandlung; ndr.de
  • Schilddrüse: Mini-Organ mit Maxi-Wirkung; Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 36/2011

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