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Wie Mobbing uns zusetzt

Aus stresstheoretischer Sicht stellt Mobbing eine Extremform sozialer Stressoren dar. © SIphotography / iStock / Getty Images Plus

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Ständige Schikane: Wie Mobbing uns zusetzt

Lästereien hinter dem Rücken, grundlose Kritik an der Arbeit und das bewusste Vorenthalten wichtiger Informationen – hierbei kann es sich um Mobbing am Arbeitsplatz handeln. Doch auch in anderen Lebensbereichen werden Menschen gemobbt.

Anfang des Jahres soll eine elfjährige Schülerin einer Berliner Schule Suizid begangen haben, weil sie immer wieder Opfer von Mobbingattacken wurde. Das Beispiel zeigt, wie gravierend die Folgen des Schikanierens sind – sie reichen von Leistungsabfall über Angst vor dem Schulbesuch bis hin zu Depressionen oder gar Selbstmord. Bei Betroffenen sind die Lebensfreude sowie das Zugehörigkeitsgefühl zur eigenen Schule stark vermindert.

Magen-Darm-, Schlaf- oder Herz-Kreislauf-Störungen, Kopfschmerzen, Verunsicherung sowie ein geringes Selbstwertgefühl sind ebenfalls Begleiterscheinungen des Mobbings. 2017 ergab eine Sonderauswertung zum Lernumfeld von 15-Jährigen, dass in Deutschland nahezu jeder sechste Neuntklässler mehrmals monatlich zum Mobbing-Opfer wird.

Der Potsdamer Mobbing-Forscher Sebastian Wachs vermutet, dass etwa zehn Prozent der Schüler betroffen sind und Mobbing an jeder Schule vorkommt. Einer britischen Studie zufolge wurde jeder dritte Erwachsene in Großbritannien, der unter Depressionen leidet, als Kind gemobbt.

Gravierende Konsequenzen

In einer Untersuchung an isländischen Schülern stellten Wissenschaftler um Dr. Pernilla Garmy von der Universität in Kristianstad in Schweden fest, dass 46 Prozent der gemobbten Schüler mindestens einmal wöchentlich Kopfschmerzmittel einnahmen. Dagegen konsumierten nur 30 Prozent der Schüler, die keine Opfer von Drangsalierungen wurden, Analgetika.

Bei schikanierten Schülern lagen neben der nachteiligen psychosozialen Entwicklung häufig somatische Beschwerden vor, die zu dem vermehrten Gebrauch von Analgetika führten. Garmy befürchtet, dass schikanierte Kinder zu chronischen Schmerzkrankheiten wie Migräne sowie zu einem Medikamentenübergebrauch neigen.

Definition

Mobbing bezeichnet einen Vorgang, bei dem einzelne Personen einer sozialen Gruppe bewusst ausgegrenzt, schikaniert und terrorisiert werden. Das Phänomen kommt in unterschiedlichen Zusammenhängen vor, häufig ist Mobbing in Schulen, am Arbeitsplatz, im Internet oder in Gefängnissen verbreitet. Die Attacken finden wiederholt, über einen längeren Zeitraum und mit der Absicht, die Person zu schädigen, statt.

Die Täter stellen den vermeintlich Schwächeren bloß, missachten seine Privatsphäre, demütigen ihn verbal oder körperlich und verbreiten nicht selten Gerüchte über ihn. Viele Menschen werden am Arbeitsplatz gemobbt, denn die Berufswelt schafft Gelegenheiten für viele Arten von Konflikten. Auslöser sind Frust, Neid, Existenzangst, überzogener Ehrgeiz oder einfach eine Antipathie gegen das Mobbingopfer.

Mobbing geschieht zum Beispiel durch organisationale Maßnahmen (wie Kompetenzentzug), durch soziale Isolation, durch Angriffe auf die Person, durch verbale Aggression, durch das Androhen oder Ausüben körperlicher Gewalt sowie durch das Verbreiten von Gerüchten. Die Schikanen sind allerdings von normalen Streitereien und Missverständnissen im Alltag abzugrenzen.

Extremer Stress

Aus stresstheoretischer Sicht stellt Mobbing eine Extremform sozialer Stressoren dar. Mobbingopfer tragen auf Dauer starke gesundheitliche Beeinträchtigungen davon, sie leiden unter körperlichen und seelischen Problemen und begehen im schlimmsten Fall Suizid. Betroffene möchten den Ort des Geschehens am Liebsten meiden und weisen erhöhte Fehlzeiten am Arbeitsplatz oder in der Schule auf.

Hilfe suchen

Um Mobbing zu beenden, sollten Konflikte und Ursachen angesprochen werden, sodass den Schikanen die Grundlage entzogen wird. Betroffene sollten sich möglichst an Vertrauenspersonen wenden und zusätzlich außerschulische bzw. außerbetriebliche Unterstützung beanspruchen. Bei sehr hohen Belastungen empfiehlt es sich, auf professionelle Hilfe (durch einen Psychologen oder eine Mobbingberatungsstelle) zurückzugreifen.

Martina Görz


Quellen:

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