Zwei bis drei Prozent der Bevölkerung leiden laut Dr. Abhinav Mathur von der School of Medicine & Dentistry der Universität von Aberdeen unter einer Thrombozytose. Diese liegt vor, wenn die Anzahl der Blutplättchen 400 000 bis 450 000 pro Mikroliter übertrifft. Der Arzt erhebt im Rahmen der Diagnostik die Anamnese und führt eine klinische Untersuchung durch, einige Auslöser lassen sich auf diese Weise identifizieren. Eine Blutuntersuchung ist für die Ermittlung der Diagnose unerlässlich, darüber hinaus ist ein Blutausstrich sinnvoll, um die Form der Thrombozyten zu beurteilen.
Primäre und sekundäre Varianten
Die Ursachen einer Thrombozytose sind vielfältig: Entweder äußert die Krankheit sich als Reaktion auf eine Grunderkrankung (sekundäre Thrombozytose) oder als primäre Thrombozytose, bei der das Knochenmark unkontrolliert Blutkörperchen herstellt. Eine klonale, primäre Thrombozytose entsteht aufgrund von Myeloproliferativen Neoplasien oder anderen Knochenmarkerkrankungen.
Eisenmangel, Tumore, verschiedene Medikamente, Blutverluste, chirurgische Eingriffe (postoperativ), Infektionen oder Entzündungen führen zu einer reaktiven, sekundären Thrombozytose, diese Variante ist deutlich häufiger als die primäre Form. Der Organismus schüttet bestimmte Faktoren aus, welche zur Steigerung der Thrombozytenproduktion führen. Die Thrombozytose ist auch ein Zeichen einer hämatopoetischen Regeneration, etwa nach dem Ausgleich eines Vitamin B12– oder Folsäuremangels, nach einer Chemotherapie oder nach der Alkoholabstinenz bei Alkoholikern.
Sehr selten kommen vererbte, angeborene Formen der Thrombozytose vor. Nach einer Splenektomie, also einer Entfernung der Milz, kann sich die Anzahl der Thrombozyten ebenfalls erhöhen. Nach Operationen, Infektionen, Geburten oder akuten Blutungen sind die Veränderungen des Blutbildes in der Regel zeitlich begrenzt und verschwinden von alleine wieder.
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Patienten mit klonalen Verläufen weisen entweder keine Beschwerden auf oder es machen sich Blutungen, Taubheitsgefühle, Kopfschmerzen oder Sehstörungen bemerkbar. Gelegentlich neigen Betroffene zur Bildung von Blutgerinnseln, sodass das Risiko, Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu erleiden, insbesondere bei älteren Personen mit weiteren Risikofaktoren, besteht. Betroffene sollten sich beispielsweise durch das Tragen von Thrombosestrümpfen schützen. Häufig erhalten sie Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS), damit sich die Blutplättchen nicht zusammenballen und die Fließeigenschaften des Blutes erhalten bleiben.
Steigen die Thrombozyten sehr stark an, ist eine Therapie mit zellreduzierenden Medikamenten notwendig, um die Blutplättchen wieder in einen Normbereich zu bekommen, dafür stehen Wirkstoffe wie Interferon-alpha, Anagrelid oder Hydroxyurea zur Verfügung. Die reaktive Thrombozytose fällt oft zufällig innerhalb einer Blutuntersuchung auf. Das Thromboserisiko ist bei dieser Variante nicht erhöht, daher müssen im Rahmen der Therapie lediglich die entsprechenden Grunderkrankungen behandelt werden.
Martina Görz
Quellen:
- Thrombozytose; Deximed Hausarztwissen online
- Thrombozytose; DocCheck Flexikon
- Essenzielle Thrombozythämie (ET); mpn-netzwerk e. V.
- Reaktive Thrombozytose (sekundäre Thrombozythämie); MSD Manuals
- Thrombozytose; NetDoktor
- Thrombozytose: Thrombosegefahr durch zu viele Blutplättchen; arztsuche24.at
- Ranft, D. (18. Oktober 2019). Immer platt und viele Plättchen. Medical Tribune, S. 12