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Endometriose geht mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität einher. © wildpixel / iStock / Getty Images Plus

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Gesundheitsrisiken: Zusammenhang zwischen Endometriose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Unter Endometriose leiden weltweit rund zehn Prozent aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter. Dänische Wissenschaftler haben nun in einer umfassenden, landesweiten Kohortenstudie festgestellt, dass diese Frauen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben – ein wichtiges Thema, da Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit zu den häufigsten Todesursachen bei Frauen zählen.

Endometriose ist eine gutartige, chronische, entzündliche und hormonabhängige Erkrankung, die vor allem gebärfähige Frauen betrifft. Bisher lag der Fokus der Forschung hauptsächlich auf den reproduktiven und gynäkologischen Folgen. Es gab bisher nur wenige Studien, die sich auf einen Zusammenhang zwischen Endometriose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen konzentrierten.

Neuere Forschungsergebnisse dänischer Wissenschaftler deuten jetzt darauf hin, dass Endometriose ebenfalls negative kardiovaskuläre Folgen verursachen kann. Weitere Studien dazu sind notwendig, um die Zusammenhänge zu verstehen und anschließend geeignete Therapien anzubieten.

Die Herausforderung der Endometriose

Die genauen Ursachen für Endometriose sind noch immer nicht bekannt. Außerhalb der Gebärmutter wächst Gebärmuttergewebe (Endometrium), was Schmerzen, besonders während der Menstruation, verursacht und zu Unfruchtbarkeit führen kann. Dieses Gewebe siedelt sich im Bauchraum, an den Eierstöcken, am Darm oder im Beckenraum an. Zudem kann es außerhalb der Gebärmutter zu Verwachsungen, Vernarbungen und Entzündungen führen.

Die Erkrankung geht einher mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität. Auch wenn Ärzte dieses Gewebe entfernen können und Mittel gegen Schmerzen geben, handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Weltweit leiden bis zu zehn Prozent der Frauen an Endometriose. In Deutschland diagnostizieren die Gynäkologen jährlich bei etwa 40 000 Frauen Endometriose.

Da die genauen Ursachen der Ansiedlung von Gebärmuttergewebe außerhalb der Gebärmutter nicht bekannt sind, fokussierte sich die Forschung bislang stark auf diesen Aspekt. Angesichts der Tatsache, dass die Endometriose wie auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ähnliche pathologische Merkmale aufweisen, hat sich die dänische Forschungsgruppe um Studienleiterin Dr. Eva Havers-Borgersen vom Rigshospitalet darauf konzentriert, diese Verbindung näher zu untersuchen.

Die Forschungsgruppe fand anhand der Daten aus dem dänischen nationalen Gesundheitsregister heraus, dass Frauen, die an Endometriose leiden, ebenfalls ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen haben.

Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

In die Studie flossen Daten von 60 508 Frauen mit Endometriose und 242 032 Kontrollpersonen. Das Durchschnittsalter der Probandinnen lag bei 37,3 Jahren. Daten aus einem Zeitraum von 45 Jahren wurden berücksichtigt. Die Mediziner konnten nachweisen, dass Frauen mit Endometriose ein bis zu 20 Prozent höheres Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten als die Kontrollgruppe. Bei einigen Frauen stieg das Risiko sogar auf 35 Prozent.

Auch das Risiko für Herzrhythmusstörungen oder Herzversagen war erhöht. Zudem nahmen betroffene Frauen mehr Arzneimittel ein und litten häufiger an Komorbiditäten. Die genauen Mechanismen hinter diesem erhöhten Risiko sind nicht bekannt. Es wird vermutet, dass chronische Entzündungen, hormonelle Ungleichgewichte, oxidativer Stress und Gefäßfunktionsstörungen dabei eine Rolle spielen.

Angesichts dieser Ergebnisse sind sich die Forschenden einig, dass die Auswirkungen der Endometriose auf die kardiovaskuläre Gesundheit nicht unterschätzt werden dürfen. Vielmehr sind weitere Forschungsarbeiten notwendig, um die zugrundeliegenden Mechanismen dahinter zu untersuchen. Sie definieren dieses Forschungsfeld als „Kardio-Endometriose“ und betonen die enge Zusammenarbeit zwischen Kardiologen und Gynäkologen, um den Zusammenhang zwischen der Endometriose und den kardiovaskuläre Risiken besser zu verstehen und entsprechende Präventions- und Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Heike Lachnit 


Quellen: 

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