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Anstieg von Herz- und Lungenpatienten

Die Professoren Tobias Welte, Axel Haverich und Johann Bauersachs (von links) mit der tragbaren Variante einer ECMO. © MHH / Kaiser,Die Grippewelle schlägt dieses Jahr besonders heftig zu. © Dirima / Fotolia.com

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Influenza: Anstieg von Herz- und Lungenpatienten

Die Zahl der Patienten, die seit Jahresbeginn mit Grippesymptomen in die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) eingeliefert worden sind, ist um mehr als ein Drittel gestiegen. Im gleichen Umfang haben in diesem Zeitraum die Herzinfarkt-Patienten zugenommen. Außerdem gab es einen dramatischen Anstieg von Verschlechterungen bei obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD, sowie bei schweren Lungenentzündungen aufgrund von Influenzaerkrankungen.

„In unserer Zentralen Notaufnahme haben wir seit Jahresbeginn einen Anstieg von 38 Prozent bei Patienten mit Grippesymptomen verzeichnet“, sagte Professor Dr. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie, bei einer Pressekonferenz. Professor Welte nennt zwei Hauptgründe für diesen Anstieg: Zum einen habe die Impfbereitschaft deutlich nachgelassen, zum anderen hat der verwendete Grippe-Impfstoff diese Grippe nur unzureichend abgedeckt.

75 Herzinfarkt-Patienten in diesem Jahr

Als Folge der Grippewelle sind auch die Zahlen der Patienten mit Herzinfarkt in den ersten Wochen des Jahres 2017 stark gestiegen. „Die Zahl ist von 56 Herzinfarktpatienten im Mai und Juni 2016 auf 75 im Januar und Februar 2017 angewachsen“, sagt Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie, „die der schweren Fälle von akuter Herzschwäche sogar um 50 Prozent.“

Diese Tendenz kann auch Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie bestätigen: „In den vergangenen beiden Monaten mussten wir vermehrt Patienten mit einem Bypass versorgen.“ Beide Chefärzte betonen: „Die Grippe-Impfung verringert bei älteren oder Risiko-Patienten eindeutig die Zahl der Herzinfarkte, leider wird sie nicht in ausreichendem Maße wahrgenommen.“

Angespannte Situation

Professoren © MHH / KaiserDie Professoren Tobias Welte, Axel Haverich und Johann Bauersachs (von links) mit der tragbaren Variante einer ECMO. © MHH / Kaiser

„Die Situation ist angespannt, auch weil wir vermehrt Patienten aus umliegenden Krankenhäusern zugewiesen bekommen“, sagt Professor Bauersachs. Mit ihren innovativen Behandlungsmethoden können die Herz- und Lungenspezialisten der MHH Menschenleben retten.

Menschen, bei denen die Atmung versagt, wird in der MHH mit dem innovativen Verfahren einer künstlichen Beatmung, der extracorporalen Membranoxygenierung (ECMO), geholfen.

In den ersten acht Wochen des Jahres musste das Verfahren bereits bei elf Patienten angewendet werden, im Mai und Juni vergangenen Jahres wurde es nur sechs Mal angewendet. Auch die Zahl der implantierten Herzunterstützungssysteme wie etwa einer Impella-Microaxialpumpe hat zugenommen.

Hohes Engagement der Pflegekräfte und Ärzte

Neben der Grippewelle spielen in diesem Winter auch andere Virusinfektionen eine Rolle. Das bekommt auch die MHH zu spüren: „Auch unter unseren Ärztinnen und Ärzten sowie dem Pflegepersonal war der Krankenstand in den vergangenen Monaten deutlich höher“, sagt Professor Bauersachs. „Dass wir unseren Patienten trotzdem 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen, ist dem großen Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken. Dafür gebührt Ihnen ein großer Dank.“

Die Klinik-Direktoren betonen aber, dass die wegen der Grippewelle angespannte Lage durchaus zu Wartezeiten bei elektiven Patienten kommen kann. „Der Krankenhausbetrieb lässt sich nicht planen wie die Produktion in der Industrie“, erläutert Professor Welte.

„Die jährlich wiederkehrende Virusepidemien, Influenza oder auch andere Erreger, führen zu einer Vervielfachung von Erkrankungen, die die Arztpraxen, aber auch die Krankenhäuser weit über das normale Maß hinaus belasten. Unserem Gesundheitssystem fehlen Strukturen, um auf die zeitlich begrenzte Erhöhung der Patientenzahlen reagieren zu können.“

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover (MHH)

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