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Apps für die Herzgesundheit

Clinical Decision Support Tools stellen die Leitlinien-basierten Behandlungspfade für die wichtigsten akuten kardiologischen Erkrankungen dar. © ipopba / iStock / Thinkstock

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Kardiologie: Apps für die Herzgesundheit

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) präsentierte auf ihrer Jahrestagung in Mannheim eine Reihe von Apps für den Krankenhausbetrieb, mit der die Leitlinien-basierten Behandlungspfade für die wichtigsten akuten kardiologischen Erkrankungen dargestellt werden und die Behandlung insgesamt weiter optimiert werden soll.

„Die Applikation bildet sechs kardiologische Notfälle ab; Leitsymptom akuter Brustschmerz, ST- Hebungsinfarkt, Akutes Koronarsyndrom, infarktbedingter kardiogener Schock, akutes Aortensyndrom und die Lungenarterienembolie; und führt Ärztinnen und Ärzte Schritt für Schritt durch die sensible Phase der Akutbehandlung“, berichtet Prof. Dr. Peter Radke (Neustadt) auf einer Pressekonferenz in Mannheim.

„Wir sind sicher, dass unter anderem die intuitive Bedienbarkeit die Akzeptanz der Apps weiter erhöhen wird und wir damit zu mehr Sicherheit und besseren Behandlungsergebnissen von akut herzkranken Patienten beitragen können“, ergänzt Prof. Dr. Martin Möckel (Berlin). Im Medizinbetrieb, so Prof. Radke, seien digitale Orientierungshilfen nach wie vor eher die Ausnahme.

Noch vor wenigen Jahren sei die Benutzung eines Mobiltelefons im Krankenhaus absolut tabu gewesen, weil viele meinten, allfällige Interferenzen könnten die empfindlichen Geräte stören.

Neuland in mehrfacher Hinsicht

„Dieser skeptische Umgang mit den modernen Kommunikationsmöglichkeiten hat dazu geführt, dass heute deutschlandweit zwar Leitlinien von 177 medizinischen Fachgesellschaften existieren, davon aber gerade erst 15 in interaktiver Form verfügbar sind“, so Prof. Radke. „Das ist der Grund, warum die DKG eine eigene Task Force ‚Medical Apps in der Kardiologie‘ etabliert hat.“

Mit den dort entwickelten Clinical Decision Support Tools (CDS Tools) wurde in mehrfacher Hinsicht Neuland betreten, sagt Prof. Radke: „Sie ist die erste, die auf klaren, allgemein akzeptierten und vor allem publizierten Regeln beruht, auf individueller Patientenbasis arbeitet, auch parallel ablaufende Prozesse berücksichtigt und perspektiv den gesamten Entscheidungsprozess zur Patientendokumentation hinzufügen kann.“

„Ganz konkrete Ereignisprozessketten bilden das Rückgrat unserer Apps“, präzisiert Prof. Möckel. „Jede davon beruht auf gültigen Leitlinien, die in der bisherigen Form leider oft schwer auf die konkrete Arbeitssituation umsetzbar waren. Unser Ansatz war, diese in eine realitätsnahe, einfach verständliche und für jedermann nachvollziehbare Form zu bringen.“

Verbesserung der Leitlinientreue

Checklisten zeigen, ähnlich wie das im Flugverkehr praktiziert wird, mit wenigen Abfragen rasch und übersichtlich, welche Patienten akut besonders gefährdet sind und welche Prozesse wann eingeleitet werden müssen. So soll beispielsweise sichergestellt werden, dass bei akutem Thorax-Schmerz innerhalb von zehn Minuten ein EKG abgeleitet wird oder ein Infarktpatient im Krankenhaus binnen 60 Minuten einer Katheter-Untersuchung und -behandlung zugeführt wird.

„Eine an den Leitlinien der Fachgesellschaften orientierte Behandlung von Patienten mit akuten Erkrankungen des Herzens führt zu besseren Ergebnissen“, so Prof. Möckel.

„Es ist leider auch bekannt, dass die Leitlinien-Adhärenz in Krankenhäusern sehr unterschiedlich sein kann und an vielen Stellen zumindest verbesserungswürdig ist. Wir gehen davon aus, dass der Einsatz der Apps zu einer Verbesserung der Leitlinientreue und in der Folge auch der klinischen Ergebnisse in der kardiologischen Versorgung bringen wird.“ Zahlreiche Studien zeigen, dass die penible Einhaltung von Leitlinien entscheidenden Einfluss auf die Behandlungsqualität hat.

Größtmögliche Transparenz

In einer großen Studie unter Einschluss von fast 40 000 Patienten zeigt sich beispielsweise eine klare Korrelation zwischen einer hohen Leitlinientreue und einer niedrigen Sterblichkeitsrate, aber auch weniger Blutungskomplikationen bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom.

Prof. Möckel: „Wir hoffen sehr, dass die demnächst verfügbare digitale Hilfestellung auf breiter Basis angenommen wird. Schließlich zeigt auch der kürzlich vorgestellte Digitalisierungsreport der Deutschen Ärztekammer, dass sich jeder zweite Arzt die schnelle Verbreitung medizinischer Erkenntnisse auf digitalem Weg wünscht. Bei mehr als 600 befragten Ärztinnen und Ärzten standen digitale Lösungen für Leitlinien sogar auf Platz eins.“

Was im gesamten Entstehungsprozess besonders wichtig war, ist größtmögliche Transparenz. „Das betrifft nicht nur die Offenlegung der Finanzierung durch die Fachgesellschaft“, so Prof. Möckel, „wir haben auch alle hinterlegten Prozesse vorab publiziert und zur Diskussion gestellt.“

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie

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