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Blockaden im Kopf aufspüren

Über 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung kennt Denkblockaden. © Geo Martinez / Hemera / Thinkstock

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Denkfallen in der Arbeitswelt: Blockaden im Kopf aufspüren

Denkfallen, sogenannte dysfunktionale Kognitionen, können Arbeitnehmer beim Ausschöpfen der eigenen Potenziale hemmen. Ein Wirtschaftspsychologe an der Universität Koblenz-Landau hat diesen Ansatz erstmals systematisch erforscht und zeigt: Blockaden im Kopf wirken demotivierend und können sogar zu Karriereverlusten führen. Doch es gibt Wege, die Denkfallen zu entlarven und zu überwinden.

„Hätte ich doch einen anderen Job gewählt“ – Den meisten Arbeitnehmern wird dieser Gedanke hin und wieder schon durch den Kopf geschossen sein. Der Koblenzer Wirtschaftspsychologe Dr. Martin Sauerland erforscht den Hintergrund von Denkblockaden und hat publiziert, dass 60 Prozent der deutschen Arbeitnehmer diesen Gedanken hegen. Im Schnitt sogar zwei Mal pro Woche.

„Werden solche Denkschleifen nicht analysiert und lösen kein zielführendes Verhalten aus, etwa ein Jobwechsel oder eine Umschulung, können sie auf Dauer sehr demotivierend wirken“, sagt Sauerland. Insgesamt 15 dysfunktionale Denkmuster in der Arbeitswelt hat der Experte bislang festgestellt. Über 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung kennen solche Denkblockaden gar in hoher Ausprägung.

Hinter diesen Überzeugungen verbergen sich laut Sauerland meist irrationale Gründe. Verursacht werden dysfunktionale Denkmuster insbesondere durch drei Faktoren: durch Sozialisationsprozesse in Form von Leistungsimperativen, die durch Schulsozialisation und Erziehung auferlegt werden, durch eigene Motive wie die Furcht vor sozialer Rückweisung oder die Furcht vor anderen Personen sowie durch verzerrte soziale Vergleiche mit anderen, ohne die Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. „Diese Denkfallen führen dazu, dass Personen ihre Bedürfnisse nicht optimal befriedigen und ihr Leistungspotenzial nicht ausschöpfen“.

Per Diagnoseinstrument Denkblockaden selbst aufsprüren

Besonders stark kommen dysfunktionale Kognitionen unter Leistungsdruck, bei Stress, in Change-Prozessen oder in Fällen von Absentismus zur Geltung, also wenn ein Arbeitnehmer aufgrund von Motivationsverlust erhöhte Fehlzeiten hat. Was Denkblockaden im Arbeitsleben bewirken können, hat Sauerland in zahlreichen Studien untersucht und unter anderem Zusammenhänge zu Entscheidungskompetenz, Karriereerfolg, Leistungsmotivation, Abiturnote oder Burnout-Gefährdung festgestellt. Beschäftigte mit ausgeprägten dysfunktionalen Denkmustern fällt es schwerer Entscheidungen zu treffen, sie bleiben auf der Karriereleiter stecken und sind stärker gefährdet, „auszubrennen".

Sauerland hat ein Diagnoseinstrument entwickelt, mit dem Personen dysfunktionale Kognitionen systematisch selbst aufspüren können. „Dysfunktionale Gedanken können in funktionale überführt werden“, so Sauerland. Dazu müssen andere Überzeugungen erlernt werden. Helfen können Ansätze, die auch aus der klinischen Psychologie bekannt sind, um Ängsten oder Depressionen zu begegnen: Dinge objektiv zu überprüfen oder mit der Gegenhypothese zu arbeiten und zu schauen, welche Effekte dies hat.

Derzeit entsteht ein Leitfaden für Führungskräfte, mit dem diese für Denkblockaden der Mitarbeiter sensibilisiert werden. Gebündelt sind Sauerlands Studienergebnisse und Ansätze in seinem aktuell erschienenen Buch „Design your mind – Denkfallen entlarven und überwinden“.

Weitere Informationen

Die Studien:

Sauerland, M., Soyeaux, H. & Krajeweski, J. (2015). The influence of dysfunctional cognitions on job-related experiences and behaviour – a cognitive-behavioural perspective. International Journal of Human Resources Development and Management, 15 (1), 40-53.

Sauerland, M., Müller, G.-F. & Krajewski, J. (2014). It’s just the way you think. Der Einfluss dysfunktionaler Gedanken auf basale Facetten arbeitsbezogenen Erlebens und Verhaltens – eine kognitiv-behaviorale Perspektive. Wirtschaftspsychologie, 13-17.

Universität Koblenz-Landau

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