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Innovationen in Theorie und Praxis

Volles Haus: Jedes Jahr im Januar treffen sich Experten des Gesundheitswesens, um Ideen zu diskutieren und Impulse für Veränderungen unseres Gesundheitssystems zu setzen. © BMC e. V.

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BMC-Kongress: Innovationen in Theorie und Praxis

Zum diesjährigen Kongress des Bundesverbandes Managed Care e. V. in Berlin trafen einander mehr als 500 Akteure und Experten aus Politik und Gesundheitswesen. Das Programm mit dem Leitmotiv „Innovation“ bot neben Vorträgen über praxisorientierte Neuerungen auch Zeit für Diskussionen zu Prozessen und Technologien mit Entscheidungsträgern.

Prof. Dr. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Managed Care e. V. © BMC e. V.

Die Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbandes Managed Care e. V. (BMC), Prof. Dr. Volker Amelung, lenkte den Blick direkt auf das Leitthema Innovation: „Der Verband wird dieses Jahr eine Reise nach Tel Aviv anbieten, ich freue mich sehr über den Blick über den Tellerrand. Im Gegensatz zu Deutschland bejahen die Israelis Neues zügig und beginnen nicht erst damit, mögliche Nachteile aufzuzählen.“

Prof. Dr. Walter E. Haefeli, Ärztlicher Direktor der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie des Universitätsklinikums Heidelberg berichtete anschließend über die Abrechnungsmodalitäten in anderen Ländern.

„In Frankreich oder auch den USA hängt die Abrechnung eng zusammen mit der Digitalisierung. Wer die Verordnung nicht elektronisch macht, bekommt deutlich weniger erstattet oder qualifiziert sich nicht für Bonuszahlungen – das hilft.“

Geld für gute Lösungen

Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit. © Bundesregierung / Steffen Kugler

Nach dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz für neue Versorgungsformen und deren wissenschaftliche Erforschung werden jährlich 300 Millionen Euro für innovative Versorgungsprojekte bereitgestellt. Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), wünscht sich eine schnelle Entscheidung, wie dieses Geld vergeben werden soll. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und der dort eingerichtete Innovationsausschuss benötigten aber noch Zeit, um die Vorbereitungen treffen zu können.

„Innovationen stehen für echte Lebensqualität und nachhaltige Verbesserungen von Strukturen sowie Prozessen. Ferner nutzen sie Potentiale für bessere Versorgung und Arbeitsbedingungen bei geringeren Kosten. Als Basis dafür soll eine vernünftige Telematik-Infrastruktur zügig geschaffen werden“, so Stroppe.

Pēteris Zilgalvis, Leiter der Einheit „Health and Well Being“ bei der Generaldirektion Kommunikationsnetzwerke der EU-Kommission, stellte den E-Health-Aktionsplan für elektronische Gesundheitsdienste von 2012 bis 2020 vor. Der Plan soll die Hindernisse bei der EU-weiten Einführung elektronischer Gesundheitssysteme beseitigen und Interoperabilität der elektronischen Gesundheitsdienste herstellen.

Ein Green Paper zur m-Health (mobilen Gesundheit), das von der Kommission im Jahr 2014 veröffentlicht wurde, enthält konkrete Termine, um die Hindernisse und Probleme beim Ausbau mobiler Gesundheitsdienste zu diskutieren. Die erste Sitzung findet im März 2016 statt, Leitlinien werden zum ersten Quartal 2017 erwartet.

Außerdem informierte Dr. Paul Grundy, Leiter des Bereichs „Transformationen im Gesundheitswesen“ beim IT- und Beratungsunternehmen IBM, über das US-Computerprogramm Watson. Das System analysiert auf Basis künstlicher Intelligenz alle Daten, die Ärzte eingeben und nutzt die vorliegenden Datenquellen wie Behandlungsrichtlinien, elektronische Krankenakten, Forschungsergebnisse, klinische Studien, Artikel in medizinischen Fachzeitschriften, Patientendaten sowie Notizen von Ärzten und Pflegepersonal. Abschließend gibt Watson eine Liste mit möglichen Diagnosen aus. Ärzte nutzen das Programm zur Unterstützung bei der Diagnosestellung und Behandlung vor allem bei komplizierten Fällen.

Innovationen über dem Tellerrand: Fazit des Kongresses

Veranstaltungsort mit historischem Charme und vielen Treppen: das Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin. © BMC e. V.

Gesundheit besteht aus mehr als Behandlung: Prävention – etwa durch Lebensstil-Themen wie Bewegung, Ernährung, Entspannung –, Rehabilitation und soziale Kontakte spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. So wundert es nicht, dass sich zum Beispiel der Supermarkt-Konzern Migros in der Schweiz nicht nur beim Thema Ernährung engagiert, sondern auch Golf- und Fitnessparks betreibt, Events sponsert und Medizinprodukte verkauft.

Im Publikum kam die Frage auf, ob vielleicht auch in Deutschland ein großer Lebensmittel-Einzelhändler bald in Arztpraxen investieren könnte. Ein anderer Referent wettete, dass in fünf bis sieben Jahren einer der größten Player im Gesundheitswesen ein Softwareunternehmen sein wird.

MBA


Praxistest

Eine innovative Neuheit durfte unsere Autorin selbst testen. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung meldete sie sich zum Tragen eines Fitnessarmbands an. Nach einer kurzen Einweisung behielt sie das Gerät vom ersten Tagungsnachmittag bis zum Mittag des zweiten Tages ohne Unterbrechung am Handgelenk.

Das Ergebnis: Die Bewegung während eines Kongresses reicht nicht aus, um fit zu bleiben. Immerhin trug der Veranstaltungsort mit vielen Treppen über vier Stockwerke dazu bei, dass sich ihre Bewegungsaktivitäten trotz langer Sitzzeiten im Bereich von 35 Prozent des täglichen Solls einpendelten. Da sie das Armband nur jeweils einen halben Tag nutzte, kann sie mit dem Ergebnis dennoch zufrieden sein.

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