Das internationale Wissenschaftlerteam um Ina Danquah vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE), zu dem auch Forscher der ghanaischen Kwame Nkrumah University of Science and Technology und der Charité – Universitätsmedizin Berlin gehören, veröffentlichte seine Resultate nun in der Fachzeitschrift Journal of Infection (G. Bedu-Addo et al., 2017; DOI: 10.1016/j.jinf.2017.08.010).
In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara hat die Zahl der Menschen deutlich zugenommen, die von nicht-übertragbaren Stoffwechselerkrankungen betroffen sind. So sind allein in Ghana etwa 10 Prozent der Erwachsenen an einem Typ-2-Diabetes erkrankt, 20 Prozent sind krankhaft übergewichtig und 41 Prozent leiden unter zu hohem Blutdruck. Gleichzeitig sind viele Ghanaer von Malaria betroffen. Diese von Mücken übertragene Infektionskrankheit führt besonders bei Kleinkindern zu lebensbedrohlichen Zuständen. In Gebieten, in denen Malaria besonders stark verbreitet ist, verläuft die Erkrankung jedoch bei vielen Schwangeren ohne auffällige Symptome. Sie geht aber häufig mit einer Blutarmut der Mütter, Entzündungen des Mutterkuchens (Plazenta) und einer gestörten Entwicklung des ungeborenen Kindes einher. Als Resultat sind die Neugeborenen oft untergewichtig und kommen zu früh zur Welt.
„Dass eine Nährstoffunterversorgung ungeborener Kinder deren Stoffwechselgesundheit im Erwachsenenalter negativ beeinflussen kann, wissen wir spätestens seitdem die Auswirkungen des Holländischen Hungerwinters 1944/45 auf die Folgegeneration wissenschaftlich untersucht wurden“, sagt Studienleiterin Danquah. „Malaria kann während der Schwangerschaft ebenso wie großer Hunger zu einer Unterversorgung des Fötus führen. Daher fanden wir es naheliegend, dass auch hier eine Verbindung zwischen dem Gesundheitszustand der Mütter und später auftretenden Stoffwechselerkrankungen der Kinder bestehen könnte“, so die Wissenschaftlerin weiter. Obwohl in Westafrika Malaria, Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck weit verbreitet sind, sind nach Angaben der Forscher mögliche Zusammenhänge zwischen dem Auftreten dieser Krankheiten nur unzureichend untersucht.
Um mehr über diese Zusammenhänge zu erfahren, werteten die Wissenschaftler die medizinischen Daten von 155-Mutter-Kind-Paaren aus, die an der Gesundheitsstudie im ländlichen Ghana teilgenommen hatten. Die Daten waren kurz nach der Entbindung von den Müttern und Neugeborenen sowie 15 Jahre später von den Teenagern erhoben worden. Zum Zeitpunkt der Entbindung waren 45 Prozent der Mütter mit Malaria infiziert. 82 der Kinder waren männlich und 73 weiblich.
Die Auswertung der Daten belegt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Malaria während der Schwangerschaft und einen um durchschnittlich 0,20 mmol/L erhöhten Nüchtern-Blutzuckerwert der Nachkommen im Teenageralter. Die systolischen bzw. diastolischen Blutdruckwerte der Jugendlichen, deren Mütter zur Zeit der Geburt infiziert waren, überstiegen die Werte der anderen Kinder um durchschnittlich 5,4 bzw. 3,7 mmHg. Die beobachteten Beziehungen waren dabei unabhängig vom Alter der Mutter bei der Entbindung, der Anzahl vorangegangener Schwangerschaften sowie dem familiären sozioökonomischen Status. Die Schwangerschaftsdauer, das Geburtsgewicht der Kinder oder der Body-Mass-Index der Jugendlichen beeinflussten die beobachteten Zusammenhänge nur unwesentlich.
„Die Gesundheitssysteme in Ghana sind durch das gleichzeitige, massive Auftreten übertragbarer und nicht-übertragbarer Erkrankungen doppelt belastet. Allein durch die bestehenden tropischen Infektionskrankheiten und die dort vorherrschende Mangelernährung geraten sie schon jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen“, weiß Danquah, die aufgrund ihrer Forschungsarbeit immer wieder in der ländlichen Kleinstadt Agogo zu Gast ist.
Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler sind sich einig, dass auch wenn die Studie relativ klein ist, sie doch deutliche Zusammenhänge erkennen lässt. Nach ihren Angaben lieferten ihre Ergebnisse schon heute ein weiteres Argument dafür, die Malariaprävention und -therapie zu verstärken, um auch den in der Bevölkerung immer häufiger auftretenden Diabetes- und Bluthochdruckerkrankungen zu begegnen. Zukünftig seien natürlich weitere und umfassendere Studien notwendig. Diese sollten auch molekulare Untersuchungen einschließen, um den biochemischen Mechanismen auf die Spur zu kommen, die die Krankheiten miteinander verbinden.
Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (dife)