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Tumor-Verdachtsfälle schnell aufklären

Mit dem neuen Verfahren werden unterschiedlichste Bildgebungsmethoden mit dem Echtzeit-Ultraschallbild fusioniert, um verdächtiges Prostatagewebe optimal darzustellen. © Universitätsklinikum Freiburg

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Roboter-basierte Biopsie: Tumor-Verdachtsfälle schnell aufklären

Ein neues Biopsie-System, das an der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg im Einsatz ist, erlaubt nun die präzise Planung und Durchführung auch von schwierigen und komplexen Prostatabiopsien. Eine roboter-gestützte Navigationshilfe assistiert bei der Einführung der Biopsie-Nadel und ermöglicht so die millimetergenaue Probennahme. Das neue Verfahren erspart den Patienten unnötige Wiederholungsbiopsien.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Nur anhand einer Gewebeentnahme aus der Prostata kann die Diagnose gestellt werden. Bei anatomisch schwer zugänglichen oder kleinen Tumoren ist die Biopsie oft deutlich erschwert und Tumoren werden häufiger übersehen.

„Wir werden heutzutage immer früher auf verdächtige Prostataveränderungen aufmerksam, die wir aber mit den bisherigen Ultraschall-Untersuchungen oft nur unzureichend erkennen. Mit dem neuen Verfahren finden wir etwa bei 60 Prozent der Patienten Tumorzellen, die bei früheren Biopsien übersehen wurden“, sagt PD Dr. Cordula Jilg, Oberärztin an der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg.

Bislang führen Ärzte die Hohlnadel-Biopsie meist händisch und nur unter Kontrolle einer Echtzeit-Sonografie, auch Ultraschall genannt, durch. Dabei gelangen sie über den Enddarm in das Prostatagewebe.

Fusioniertes 3D-Bild zeigt Tumorgewebe

Das neue Verfahren hat mehrere Vorteile gegenüber der klassischen Ultraschall-kontrollierten Biopsie. Im Vorfeld der Biopsie untersuchen die Ärzte mit bildgebenden Verfahren wie der multiparametrischen Magnetresonanztomografie (MRT) Form, Struktur, Gewebedichte und Durchblutung der Prostata.

Auch andere Bildgebungsverfahren, etwa die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und hier speziell die erst kürzlich eingeführte PSMA-PET-Computertomografie, können wichtige Informationen liefern. Im nächsten Schritt werden tumorverdächtige Areale in enger Abstimmung zwischen Urologen, Radiologen und Nuklearmedizinern identifiziert, im Bild markiert und die Daten in das Biopsiegerät eingelesen.

Ablauf der Prostatabiopsie

Zu Beginn der Biopsie wird der radiologische Bilddatensatz dann mit dem 3D-Bild der Echtzeitsonografie der Prostata fusioniert. Auf diese Weise steht dem Arzt ein 3D-Echtzeit-Ultraschallbild der Prostata inklusive der verdächtigen Tumorareale zur Verfügung.

Anhand dieser Daten werden Winkel und Eindringtiefe der Biopsie-Nadel berechnet und durch einen Navigationsarm vorgegeben. „Die Roboter-assistierte Navigation ermöglicht uns eine präzise Gewebeentnahme“, sagt Dr. Jilg. Über einen Bildschirm kann der Operateur zu jedem Zeitpunkt die Vorgänge überwachen und kontrollieren.

Weniger Komplikationen und keine Antibiotikatherapie

Ein weiterer Vorteil dieses Systems liegt im gewählten Zugangsweg zur Prostata. Bislang wurde die Biopsie-Nadel über den Enddarm eingebracht. Vorab erhielten die Patienten eine Antibiotikatherapie, die den Darm keimfrei machen sollte. Doch durch die zunehmende Entwicklung von Antibiotikaresistenzen von Darmbakterien stieg zuletzt die Rate an Komplikationen durch eine Prostatabiopsie über den Enddarm.

„Im Gegensatz dazu erfolgt bei unserem Verfahren die Biopsie vom Dammbereich aus. Ein Endringen von Darmbakterien in die Blutbahn kann so vermieden werden und eine Antibiotikatherapie entfällt“, sagt Dr. Jilg. Durch die spezielle Software des Systems kann zu jedem Zeitpunkt exakt dreidimensional rekonstruiert werden, wo eine Biopsie entnommen wurde.

Gewebeproben mit unterschiedlicher Aggressivität können dem Entnahmeort zugeordnet werden. Damit wird eine räumliche Darstellung und Vermessung des Tumors in der Prostata möglich. Diese Informationen stellen die Basis für eine optimale stadienorientierte Therapie der Prostatakrebserkrankung dar. Der Eingriff findet in einer Kurznarkose im Rahmen eines stationären Aufenthalts statt.

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg

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