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Veränderungen erfordern höhere Vergütung

Laut dem Berufsverband Deutscher Laborärzte müssen die vorhandenen Mittel noch besser für die labormedizinische Versorgung eingesetzt werden. © Top Photo Corporation / Top Photo Group / Thinstock

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Gutachten Labormedizin: Veränderungen erfordern höhere Vergütung

Die Labormedizin wandelt und verbessert sich zunehmend: Diese Veränderungen spiegeln sich jedoch nicht in den Strukturen der laborärztlichen Versorgung wider. Der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) plädiert daher in einem aktuellen Gutachten für eine Reform.

Technologische, methodische und organisatorische Neuigkeiten sowie IT-Infrastrukturen bringen qualitativ hochwertige Diagnostik zeitnah in die Labore dieses Landes. Die in den letzten Jahren mehrfach nach unten korrigierte Labor-Vergütung wird sich hingegen mittelfristig negativ auf die bisher flächendeckende Versorgung auswirken. Vorhandene Mittel sollten besser für die Labormedizin in unserem Land eingesetzt werden, so der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski auf der Pressekonferenz zum Welttag des Labors in Berlin.

Mögliche Optionen für diese Reform hat das Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA) in einem Gutachten erarbeitet. Dr. Thomas Drabinski, Leiter des IfMDA, sagte ebenfalls im Rahmen der Pressekonferenz, dass es sinnvoll sei, in qualitätssteigernde Maßnahmen zu investieren und sich vermehrt auf die Patientenversorgung – egal in welchem Teil des Landes – mit Laborleistungen zu fokussieren. Die Qualitätssicherung funktioniere in medizinischen Laboratorien bereits seit Jahren vorbildlich, doch die steigende Konkurrenz im Point-of-Care-Testing (POCT) zeige deutliche Unterschiede in der Qualität: Nicht nur monetäre Aspekte, auch die Genauigkeit und Aussagekraft der Werte seien wichtig, vor allem bei sensiblen Untersuchungen.

Präanalytik-Pauschale als mögliche Lösung

Dr. Thomas Drabinski. © Michael Reiter

Volkswirtschaftler Drabinski schlägt vor, wirkungslos gewordene Instrumente der Ausgabensteuerung abzuschaffen und freiwerdende Mittel zur Honorierung der Qualität einzusetzen. Der Wirtschaftlichkeitsbonus summiere sich auf 290 Millionen Euro für Haus- und Fachärzte – ihnen bleibt jedoch mehr Honorar, wenn sie weniger Laborleistungen anfordern. Eine sinnvolle Lösung sei eine Präanalytik-Pauschale, mit denen die Probengewinnung und -vorbereitung kontrolliert sowie verbessert werden kann. Das Gutachten unterscheidet dabei die Maßnahmen der Fach- und Hausärzte von denen, die nur die rund 1000 Laborärzte erbringen; jede Gruppe erbringt die Hälfte aller Laborausgaben in Deutschland.

Um der Systemrelevanz einer laborärztlichen, ambulanten Versorgung flächendeckend gerecht zu werden, schlägt das IfMDA vor, die Laborleistungen aus der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung herauszunehmen und extrabudgetär zu vergüten. Dies beende auch den internen Honorar-Verteilungskampf zwischen Ärzten und schaffe eine Ausgabenbegrenzung, der pauschale Abzug von circa zehn Prozent der technischen Kosten könne abgeschafft werden.

Ferner schlägt das Gutachten vor, die eigentliche ärztliche Leistung klar von der technischen Kostenerstattung zur Quersubventionierung der Personalkosten zu trennen und die Honorierung für Labormediziner einem durchschnittlichen Niveau anzupassen. Im Gegenzug sollen die im Laborbereich relevanten Kosten für Geräte und Reagenzien analysiert und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Größe und Struktur der Labore neu bewertet werden. Eine Kosten-Rechnungsstudie schafft eine solide Basis für die erforderliche Neubewertung.

Das Reformgutachten und die Kosten-Rechnungsstudie sollen eine sachliche Diskussion zur Weiterentwicklung der Labormedizin in Deutschland anstoßen und einen Beitrag zur Sicherung der flächendeckenden Versorgung leisten, wünscht sich Bobrowski.

MBA


Weitere Informationen: Band 27 der IfMDA Schriftenreihe "Reformoptionen der vertragsärztlichen Labormedizin" kann hier bestellt werden. Außerdem können beim IfMDA die Folien zur Vorstellung des Gutachtens eingesehen werden.

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