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Symbolbild Digital Health.

Auf der Digital Health Conference werden alle bedeutenden Fragen und Themen rund um die digitale Gesundheitsversorgung diskutiert. © Panuwat Sikham / iStock / Getty Images Plus

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Bitkom Digital Health Conference: Neue Lösungen rund um die Labordiagnostik

Am 30. November 2022 fand die siebte Ausgabe der Digital Health Conference der Bitkom mit über 600 Teilnehmenden in Berlin statt. Ein wichtiger Schwerpunkt war, die digitale Transformation des Gesundheitssektors endlich voranzubringen.

Die Konferenz diente unter anderem dazu, diverse Lösungen und Strategien für eine digitale Zukunft vorzustellen. Auch Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) war zu Gast. Er betonte die Dringlichkeit einer Umsetzung der Digitalisierung des Gesundheitswesens.

Neben einer Reform des Krankenhaussektors will Lauterbach Anwendungen wie die elektronische Patientenakte in den Fokus rücken und offener beim Datenschutz diskutieren. Da Pandemie und Coronavirus immer noch präsent sind, durften zwei Start-ups ihre digitalen Lösungsansätze „freetogo“ und „Probatix“ vorstellen, die im Bereich rund um die Labordiagnostik deutliche Optimierungsmöglichkeiten sehen.

Freetogo

Digitale Coronatests, um Infektionsketten zu unterbrechen und Arbeitnehmer zu schützen, ermöglicht die App freetogo, die von der nextSolution! zweipunktnull GmbH angeboten wird. Entwickelt wurde sie 2021 in der Universität Potsdam von den Gründern Leo Radloff und Matthias Weingärtner, CEOs und Juristen, sowie der Medizinstudentin Pia Junghans.

Das tägliche Testen im Zusammenhang mit dem Gang in die Testzentren empfanden die jungen Menschen nicht als sinnvoll. Deshalb entwickelten sie eine Möglichkeit, Coronatests digital zu Hause durchzuführen. Dabei fungiert das Smartphone als Testzentrum – und zwar zu Öffnungszeiten von 6 bis 22 Uhr.

Zunächst müssen Testkits für Corona- oder auch Grippeviren zu Hause vorliegen. Jeder Test wird vor der Durchführung handschriftlich mit einer vierstelligen Nummer beschriftet, abfotografiert und während der Probenentnahme per Video überwacht. Dabei stehen Experten zur Verfügung, die Hilfestellung geben können.

Weitere Sicherheitsmechanismen, beispielsweise ein ID-Check, eine Trust-ID und der Vergleich der handgeschriebenen Zahlen auf den Tests, die per Layer übereinandergelegt werden, sichern die Ergebnisse ab. Auf diese Weise ist der gesamte Testvorgang zu Hause in kurzer Zeit erledigt. Die Gründer hoffen für App und Videoüberwachung auf eine baldige Zulassung durch das Bundesgesundheitsministerium.

Neu für Firmen ist die Anwendung Freetogo Pro. Dabei wird eine vorab festgelegte Menge Testkits automatisch an die Mitarbeiter versendet. Diese Dokumentation erlaubt die gesundheitliche Überwachung von Teams, Standorten oder auch von Events zu bestimmten Terminen und/oder Zeiträumen.

Alle Daten liegen sicher geschützt beziehungsweise verschlüsselt auf deutschen und europäischen Servern vor. Freetogo funktioniert nicht nur bei Coronaviren, sondern auch bei Viren der Influenzagruppe A und B sowie beim Corona-Antikörpertest. Des Weiteren bietet Pro gesundheitsfördernde Maßnahmen für Mitarbeiter an und ist seit Dezember 2022 verfügbar.

Probatix

Das zweite auf der Konferenz vorgestellte Produkt kommt von der Venture Loop Gmbh und trägt den Namen Probatix. Dr. Daniel Werner, Gründer und CEO, referierte über Lehren aus der Pandemie und wie aufgrund von Corona das Diagnostikmanagement weiterentwickelt wurde. So entstand bereits im Jahr 2019 in Berlin die Lösung Probatix für extern durchgeführte medizinische Diagnostikleistungen.

Als 2020 die Möglichkeit von Corona-Schnelltests in Testzentren aufkam, launchten die Berliner eine Plattform – zur Terminbuchung, für den Ablauf im Testzentrum und zur Dokumentation. Nachdem 2021 auch Corona-PCR-Tests in den Testzentren durchgeführt werden konnten, wollte Werner eine digitale sichere Lösung ohne Medienbrüche schaffen, um die Anbindung externer Diagnostikleistungen an medizinische Labore zu sichern.

Bisheriger Standard war der Versand von Tests und Scheinen auf Papier. Diese mussten beim Probeneingang im Labor manuell eingescannt werden: mit hohem Zeiteinsatz und Verwechslungsgefahr. So baute Werner ein Front End für ein neues Diagnostikmanagementsystem, das nicht nur Corona-Tests, sondern weitere diagnostische Tests wie beispielsweise Blutbilder oder Krebsvorsorgen abdeckt.

Solche Untersuchungen sollen in Zukunft niedrigschwellig in Test- oder Abnahmezentren angeboten werden. Ziel ist es, den Ärzt*innen weiterhin die Durchführung und Deutungshoheit aller Laborwerte zu überlassen, die Zeit für Bürokratie und Prozesse jedoch zu verkürzen. Werner hält ärztliche Erstkontakte im Rahmen einer telemedizinischen Konsultation für möglich, insbesondere im Vorsorge- oder Routinebereich.

Anschließend kann der Gang zur Probenstation erfolgen anstatt zu einer Praxis, damit das medizinische Personal entlastet und mögliche Ansteckungsgefahren vermindert werden. Zudem erhalten Erkrankte und Vorsorgewillige schneller Termine, da es zusätzliche Möglichkeiten zur Testdurchführung gibt. Werner wünscht sich, dass alle zugehörigen Berufsgruppen – Ärzt*innen, MFA, MTLA etc. – entlastet werden. Deshalb hält er es für sinnvoll, mit allen Beteiligten in den Dialog zu treten und sinnvolle digitale Lösungen zu schaffen. Durch Innovation von unten kann die digitale Transformation des Gesundheitswesens gelingen!

Mirjam Bauer

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