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Ablauf des Zelltodes

Die Bcl-2-Proteine regulieren die Apoptose, die wiederum eng mit Krankheiten wie etwa Krebs verbunden ist. © Dr_Microbe / iStock / Thinkstock

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Apoptose: Ablauf des Zelltodes

Ein Forscherteam hat neue Einblicke in ein Proteinnetzwerk erlangt, das den programmierten Zelltod, auch Apoptose genannt, steuert. Nur wenige Methoden sind geeignet, um die Interaktionen der sogenannten Bcl-2-Proteine in der wässrigen Zellflüssigkeit und der ölähnlichen Membran zu analysieren. Mit einer besonderen Form der Spektroskopie entschlüsselte das Team das komplexe Zusammenspiel von drei Komponenten des Netzwerks.

„Unsere Gesundheit ist davon abhängig, dass Zellteilung und Zelltod streng reguliert werden“, sagt Dr. Stephanie Bleicken, die kürzlich von der Universität Tübingen in die Bochumer Arbeitsgruppe für Elektronenspinresonanz-Spektroskopie und zum Exzellenzcluster Resolv wechselte. Funktionieren diese Mechanismen nicht, können neurodegenerative Krankheiten oder Krebs entstehen.

„Die Apoptose, eine Art Selbstmordprogramm der Zellen, ist ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers, um beschädigte, überalterte oder nicht mehr benötigte Zellen zu entsorgen“, so Bleicken weiter. Die Bcl-2-Proteinfamilie bestimmt, wann die Apoptose eingeleitet wird. Manche Mitglieder lösen Prozesse in der Zelle aus, die zum Zelltod führen, zum Beispiel indem sie Poren in der Membran der Mitochondrien, also den Kraftwerken der Zelle, öffnen.

Durch diese Poren können bestimmte Stoffe die Mitochondrien verlassen; dann ist die Apoptose nicht mehr aufzuhalten. Andere verhindern dies und wirken damit dem Zelltod entgegen. Das Zusammenspiel innerhalb der Bcl-2-Familie ist daher entscheidend, um die Apoptose zu verstehen.

Ausschnitt aus dem Netzwerk betrachtet

Forscherin Stephanie Bleicken © RUB / KramerStephanie Bleicken interessiert sich für das komplexe Zusammenspiel von Proteinen. © RUB / Kramer

In der neuen Studie beleuchteten die Wissenschaftler mithilfe der Fluoreszenz-Kreuzkorrelations-Spektroskopie einen Ausschnitt aus dem Bcl-2-Netzwerk. Für ihr vereinfachtes Labormodell stellten sie drei Hauptkomponenten des Proteinnetzwerks her und untersuchten sie in einer Umgebung, die die Zelle in groben Zügen nachbildet.

„Lebende Zellen bestehen aus Tausenden von unterschiedlichen Molekülen, die unzählige Interaktionen eingehen und zahllose Reaktionen auslösen können“, sagt Prof. Dr. Ana García-Sáez von der Universität Tübingen.

„Um einzelne Komponenten in diesem komplexen Netzwerk zu verstehen, hilft es, sie zunächst in stark vereinfachten Umgebungen zu betrachten, zu der dann immer neue Komponenten hinzugegeben werden können.“ Genau das taten die Forscher. Sie analysierten die Proteine in Umgebungen, die die Zellflüssigkeit oder die Mitochondrienmembran nachbildeten.

Unterschiedliche Interaktionen

Das Zusammenspiel der drei Proteine hing stark von ihrer Umgebung ab. In Membranen waren andere Interaktionen möglich als in der Zellflüssigkeit. „Das war eine wichtige Erkenntnis, weil die Interaktionen in der Membran im Wesentlichen darüber entscheiden, ob der Zelltod eingeleitet wird“, erklärt García-Sáez. „Diese Umgebung ist technisch aber viel schwieriger zu erforschen als die Zellflüssigkeit.“

Da die Wissenschaftler Proteine in beiden Umgebungen vergleichen konnten, konnten sie auch frühere Befunde, die zunächst als widersprüchliche Ergebnisse interpretiert worden waren, in Einklang bringen. „Die Bcl-2-Proteine regulieren die Apoptose, die wiederum eng mit Krankheiten wie etwa Krebs verbunden ist. Wenn wir die Funktion der Proteine genauer verstehen, bilden sie günstige Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer Medikamente“, sagen die Forscherinnen.

Quelle: Ruhr-Universität Bochum


Originalpublikation: Ana J. Garcia-Saez et al.; Quantitative interactome of a membrane Bcl-2 network identifies a hierarchy of complexes for apoptosis regulation; Nature Communications, 2017; DOI: 10.1038/s41467-017-00086-6

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