Branche
on
Kleiner Junge bei CT-Scan.

CT-Untersuchungen liefern wichtige diagnostische Informationen, gleichzeitig sind die Untersuchten dabei einer viel höheren Strahlendosis ausgesetzt als bei Röntgenaufnahmen. © jjneff / iStock / Getty Images Plus

| |

CT-Untersuchung: Auswirkung von Strahlenbelastung auf Kinder untersucht

Studienergebnisse bestätigen ein höheres Hirntumorrisiko bei Kindern nach Strahlenbelastung durch Computertomographie-Untersuchungen (CT). Die Forschenden analysierten Daten von insgesamt 658 752 Kindern, die eine oder mehrere CT-Untersuchungen erhalten hatten. Dabei fanden sie einen statistischen Zusammenhang zwischen der Strahlendosis und dem Hirntumorrisiko und schätzen, dass pro 10 000 Kinder, die ein Kopf-CT erhielten, ein strahleninduzierter Hirntumor innerhalb von 5-15 Jahren nach der CT zu erwarten ist.

„Computertomographische Untersuchungen, sogenannte CT, liefern wichtige diagnostische Informationen, die lebensrettend sein können. Gleichzeitig sind die Patient*innen dabei einer viel höheren Strahlendosis ausgesetzt als bei Röntgenaufnahmen und den meisten anderen radiologischen Diagnoseverfahren. Mehrere frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass CT-Untersuchungen des Kopfes bei Kindern mit einem erhöhten Hirntumorrisiko verbunden sind. Genaue und solide Schätzungen des Krebsrisikos insbesondere in Abhängigkeit von der CT-Strahlendosis fehlten jedoch und werden dringend benötigt, um Strategien zur Dosisoptimierung zu entwickeln. Diese Schätzungen liefern nun die Ergebnisse unserer Studie“, erklärt Prof. Hauptmann, Statistiker und Professor für Biometrie und Registerforschung an der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) in Neuruppin, der die Daten analysiert hat und dabei eine statistisch signifikante lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung für Hirntumore fand.

„Das Exzess Relative Risiko pro 100 Milligray Strahlendosis für das Gehirn betrug 1,27 (mit einem 95 Prozent Konfidenzintervall von 0,51 bis 2,69). Dies bedeutet, dass das Hirntumorrisiko nach einer Belastung von 100 Milligray, was etwa 2-3 Kopf-CTs entspricht, um 127 Prozent höher ist als ohne Kopf-CTs. Trotz dieser starken Erhöhung ist das absolute Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken, für einzelne Patient*innen auch dann zwar immer noch sehr gering. Allerdings werden in Europa und anderen Ländern jährlich Millionen von Kopf-CT-Untersuchungen bei Kindern durchgeführt. Es besteht somit nach wie vor ein großer Forschungsbedarf, welche Strahlenbelastung bei welchem Organ mit welchem Risiko verbunden ist“, so Prof. Hauptmann weiter.

Größte internationale Studie zu Krebsrisiken bei Kindern

Die individuellen Strahlendosen für verschiedene Organe wurden anhand historischer Geräteeinstellungen und einer großen Stichprobe von CT-Bildern rekonstruiert. Die Mitglieder der Kohorte wurden mit Krebs- und Vitalstatusregistern abgeglichen, um festzustellen, welche Kinder wann an Krebs erkrankten.

„Es ist schwierig, Beweise für CT-bedingte Krebsrisiken bei Kindern zu erbringen, weil (a) randomisierte Daten nicht verfügbar sind, (b) die Seltenheit von Krebs bei Kindern sehr große Studien erfordert und (c) der medizinische Grund, aus dem die CTs durchgeführt wurden, die geschätzten Risiken beeinflussen kann. Die EPI-CT-Forscher haben sich mit diesen Fragen befasst und kommen zu der Überzeugung, dass diese Schwierigkeiten keinen starken Einfluss auf den beobachteten Zusammenhang haben. Vielmehr unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit, jede CT-Untersuchung zu rechtfertigen und die Strahlendosis so weit wie möglich zu senken“, ergänzt Dr. Ausrele Kesminiene von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), Koordinatorin der europäischen EPI-CT-Kohortenstudie in Lyon.

Die EPI-CT-Studie ist die bisher größte internationale Studie über Krebsrisiken bei jungen Patient*innen, die CT-Untersuchungen hatten, mit individueller Bewertung ihrer Strahlendosen. Es flossen Daten aus 276 Krankenhäusern aus neun europäischen Ländern mit ein.

Quelle: Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB)


Publikation: Prof Michael Hauptmann, PhD et al.; Brain cancer after radiation exposure from CT examinations of children and young adults: results from the EPI-CT cohort study; The Lancet Oncology, 2022; DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00655-6

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Metastasen
RNA

Das könnte Sie auch interessieren

Bakterien
Petrischale mit Blutmedium
Wissenschaftler mit Mikroskop