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In dieser Teilstudie wurde untersucht, ob im Blut zirkulierende Biomoleküle zur Messung von Vorhofflimmern-typischen Krankheitsprozessen verwendet werden können. © PhonlamaiPhoto / iStock / Getty Images Plus

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Krankheitsmechanismen: Bedeutung von Biomolekülkonzentrationen im Blut bei Vorhofflimmern untersucht

Eine Analyse der Biomolekül-Teilstudie der EAST – AFNET 4 Studie ergab: Biomolekülkonzentrationen im Blut von Menschen mit Vorhofflimmern können zur Identifizierung von Patient:innen mit hohem und niedrigem kardiovaskulärem Risiko verwendet werden. Die Ergebnisse wurden heute von Prof. Larissa Fabritz, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg, auf dem Kongress Frontiers in CardioVascular Biomedicine in Amsterdam vorgestellt und in der Zeitschrift Cardiovascular Research veröffentlicht.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung bei älteren Menschen. Es tritt häufig bei Patient:innen mit kardiovaskulären Begleiterkrankungen auf, denen dieselben Krankheits­mechanismen zugrunde liegen. Über die Krankheitsprozesse, die zu vorhofflimmerbedingten Komplikationen führen, und ihre Wechselwirkungen bei den Betroffenen ist wenig bekannt.

Einblick in Krankheitsprozesse

Die EAST – AFNET 4 Studie (Early Treatment of Atrial Fibrillation for Stroke Prevention) hat gezeigt: Ein frühzeitiger Rhythmuserhalt – durch Antiarrhythmika oder eine Vorhofflimmerablation – innerhalb eines Jahres nach der Diagnose Vorhofflimmern erzielte bei 2789 Patient:innen mit frühem Vorhofflimmern und kardiovaskulären Risikofaktoren über einen Zeitraum von fünf Jahren bessere Ergebnisse als die übliche Behandlung. Eine Reihe von Subanalysen des EAST – AFNET 4 Datensatzes verifizierte die Ergebnisse für verschiedene Untergruppen.

In dieser Teilstudie wurde untersucht, ob im Blut der Patient:innen zirkulierende Biomoleküle zur Messung von Vorhofflimmern-typischen Krankheitsprozessen und deren Wechselwirkungen verwendet werden können und wie sie mit Schlaganfall, Herzschwäche, akutem Koronarsyndrom und kardiovaskulärem Tod zusammenhängen.

Identifizierung von Risikogruppen

Paulus Kirchhof, leitender Prüfarzt von EAST – AFNET 4 und Autor der Studie, erklärt: „Wir hatten das Glück, dreizehn Biomoleküle, die mit verschiedenen Krankheitsprozessen in Verbindung stehen, in der EAST – AFNET 4Biomolekülstudie genau quantifizieren zu können. Cluster-Methoden, die Wechselwirkungen zwischen Biomolekülen erfassen, wurden angewandt, um Patient:innen mit einem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse anhand der Biomolekülkonzentrationen zu identifizieren.

Auf diese Weise wurden vier Subphänotypen von Vorhofflimmern mit unterschiedlichen Biomolekülprofilen und einem erhöhten Risiko für Komplikationen identifiziert. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Faktoren, die bei Patient:innen mit Vorhofflimmern zu Komplikationen führen.“

Vergleich der Patientencluster

Die vorab festgelegte Analyse der EAST – AFNET4 Biomolekülstudie teilte 1586 Patienten (71 Jahre alt, 46 % Frauen) anhand der Blutkonzentrationen von dreizehn genau quantifizierten Biomolekülen in vier Gruppen ein. Diese Biomarker spiegeln möglicherweise Alterung, Herzfibrose, Stoffwechselstörungen, oxidativen Stress, kardiale Belastung, endotheliale Dysfunktion und Entzündung wider.

In jedem Patient:innen-Cluster wurde die Häufigkeit von kardiovaskulären Todesfällen, Schlaganfällen oder Krankenhausaufenthalten wegen Herzinsuffizienz oder akutem Koronarsyndrom berechnet und zwischen den Clustern über einen mittleren Zeitraum von 5,1 Jahren verglichen. Die Ergebnisse wurden unabhängig in einer prospektiven Kohorte von 748 Patient:innen mit Vorhofflimmern (BBC-AF; mediane Nachbeobachtungszeit 2,9 Jahre) validiert.

Biomoleküle als Risikofaktoren identifiziert

Die Gruppe der Patient:innen mit dem höchsten Risiko wies vor allem kardiometabolische Störungen auf, mit erhöhten Konzentrationen der Biomoleküle BMP10, IGFBP7, NT-proBNP, ANGPT2 und GDF15. Die Patient:innen des Clusters mit dem niedrigsten Risiko wiesen niedrige Konzentrationen dieser Biomoleküle auf. Zwei Cluster mit mittlerem Risiko unterschieden sich durch hohe oder niedrige Konzentrationen von hsCRP, IL-6 und D-Dimer.

Bei den Personen in der Gruppe mit dem höchsten Risiko traten kardiovaskuläre Komplikationen fünfmal häufiger auf als bei denen in der Gruppe mit dem niedrigsten Risiko. Eine früher Rhythmuserhalt war in allen Clustern wirksam.

Neuartige Behandlungsoptionen

Prof. Fabritz kommt zu dem Schluss: „Die EAST – AFNET 4 Biomolekülstudie hat gezeigt: anhand von Biomolekülkonzentrationen lassen sich bestimmte Merkmale bei Patient:innen mit Vorhofflimmern mit hohem und niedrigem kardiovaskulärem Risiko identifizieren. Die auf der Basis von Biomolekülen definierten Patient:innen-Cluster können zur Verbesserung der Behandlung von Vorhofflimmern beitragen. Unsere Ergebnisse erfordern weitere Forschung zu den Auswirkungen von Biomolekülen auf die kardiovaskuläre Funktion. Diese Patient:innen-Cluster eröffnen neue Behandlungsmöglichkeiten in jeder Gruppe und ermöglichen die Erforschung der Wirksamkeit bei Patient:innen mit spezifischen Risikomerkmalen.“

Die EAST – AFNET 4 Biomolekül-Teilstudie wurde auf internationaler Ebene in Zusammenarbeit mit den europäischen Forschungskonsortien CATCH ME und MAESTRIA durchgeführt.

Quelle: Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)


Originalpublikation: Larissa Fabritz et al.; Blood-based cardiometabolic phenotypes in atrial fibrillation and their associated risk: EAST-AFNET 4 biomolecule study; Cardiovascular Research, 2024, DOI: 10.1093/cvr/cvae067

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