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EKG-Auswertung des Herzens

Das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC) nutzt gleich zwei völlig neue Systeme zur katheterbasierten Behandlung des Vorhofflimmerns. © HATICE GOCMEN / iStock / Getty Images Plus

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Vorhofflimmern: Charité nutzt weltweit einzigartige Verfahren

Als bundesweit bislang einzige Klinik nutzt das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC) gleich zwei völlig neue Systeme zur katheterbasierten Behandlung des Vorhofflimmerns – darunter auch ein weltweit bislang einmaliges Verfahren, das die Kombination verschiedener Methoden ermöglicht. Mit dem Einsatz dieser innovativen Technologie sollen auch schwere Formen des Vorhofflimmerns effektiver und zugleich schonender behandelt werden können.

Bei Vorhofflimmern kommt es in den Vorhöfen des Herzens zu einer unregelmäßigen Ausbreitung elektrischer Impulse und in der Folge zu einem unregelmäßigen und schnellen Herzschlag. Mit geschätzt rund 1,8 Millionen Betroffenen allein in Deutschland ist das Vorhofflimmern die häufigste Herzrhythmusstörung. Unbehandeltes Vorhofflimmern kann sich im Laufe der Zeit verschlimmern und somit das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Herzversagen oder Schlaganfall erhöhen.

Die Erkrankung kann entweder mit Medikamenten oder mit einer Katheterablation behandelt werden. Dabei wird das Herzgewebe, von dem die störenden Erregungen ausgehen, mit einem speziellen Katheter verödet, bei herkömmlichen Systemen mittels Hitze („Hochfrequenzablation“) oder Kälte („Kryoablation“).

Seit wenigen Jahren steht Kardiologinnen und Kardiologen nun auch die sogenannte „Pulsed-Field-Ablation“ (PFA) zur Verfügung. Bei diesem neuartigen Verfahren werden weder Hitze noch Kälte zur Verödung des Gewebes eingesetzt, sondern kurze elektrische Impulse. Diese wirken am Ursprungsort der Rhythmusstörung nahezu ausschließlich auf die Herzmuskelzellen – das umliegende Gewebe bleibt also intakt.

Verfahren seit 2022 im Einsatz

Das DHZC war 2022 unter den ersten Zentren in Deutschland, die dieses Verfahren eingesetzt haben; nun ist die DHZC-Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin die bundesweit erste Klinik, die mit dem „PulseSelect“ genannten System einen völlig neu entwickelten PFA-Katheter einsetzt. Die damit durchgeführte Ablationsbehandlung benötigt weniger Zeit, verursacht weniger Komplikationen und kann weniger Folgeeingriffe nötig machen.

In einer multizentrischen Studie („PULSED AF“), durchgeführt mit 300 Patientinnen und Patienten in 41 Zentren, konnten die hohe Effektivität und die äußerst geringe Komplikationsrate beim Einsatz dieses innovativen Verfahrens belegt werden. So kam es in nur 0,7 Prozent der Behandlungen zu ernsthaften Komplikationen, 80 Prozent der Patientinnen und Patienten spürten als Folge der Behandlung keinen unregelmäßigen Herzschlag mehr.

Kurzfristige Wahl des Ablationsverfahrens möglich

Ein weiteres, am DHZC erstmals eingesetztes System vereint drei Katheter zu einem. Das „Affera“-System bietet die Möglichkeit sowohl zur Pulsed-Field- als auch zur Hochfrequenz-Ablation und verfügt zugleich über eine hochmoderne „Mapping“-Funktion: Dabei wird mit Hilfe spezieller Sensoren ein dreidimensionales Modell der Herzkammer erstellt, in dem dann die Bereiche identifiziert werden können, die die unregelmäßigen Herzschläge erzeugen.

Bisher musste sowohl für dieses Mapping als auch für die anschließende Ablationsbehandlung jeweils ein separater Katheter vorbereitet und über die Gefäße bis ins Herz vorgeschoben werden.

Das neue System kommt weltweit erstmals mit einem Katheter aus und ermöglicht den behandelnden Ärztinnen und Ärzten dabei auch kurzfristig die Wahl des optimalen Ablationsverfahrens: Denn je nach Ursprungsort der schadhaften Reize im Herzen bieten sowohl die Hochfrequenz-Ablation als auch die Pulsed-Field-Ablation Vor- und Nachteile.

Verfahren wird bisher nur an drei Zentren angewendet

Die im Fachmagazin „JACC: Electrophysiology“ veröffentlichten Ergebnisse der 12-monatigen Studie als Grundlage für die CE-Kennzeichnung zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit dem neuartigen Katheter und den verschiedenen Ablationsläsionssets effizient, sicher und klinisch effektiv behandelt werden können.

Das DHZC (Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Charité Mitte) gehört zu den drei ersten Zentren in Deutschland, die das „Affera“-Verfahren anwenden.

„Die neuen, hochinnovativen Systeme erweitern unsere therapeutischen Möglichkeiten auf eindrucksvolle Weise“, sagt Prof. Dr. med. Gerhard Hindricks, Leiter der DHZC-Rhythmologie und Direktor der DHZC-Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Charité Mitte: „Je nach Lokalisation, Schweregrad und etwaiger Vorbehandlung können wir unseren Patientinnen und Patienten nun ein noch besseres und individuell maßgeschneidertes Angebot zur schonenden, zielgerichteten und nachhaltigen Behandlung des Vorhofflimmerns machen.“

Quelle: Deutsches Herzzentrum der Charité

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