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Das Leben mit bipolarer Störung in Virtual Reality

Im Projektraum der Schering Stiftung können die Besucher mithilfe einer Datenbrille, Kopfhörern und Hand-Controller in die Welt eines Bipolar-Betroffenen eintauchen. © ipopba / iStock / Getty Images Plus

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„Manic VR“: Das Leben mit bipolarer Störung in Virtual Reality

Die Filmemacherin Kalina Bertin hat die bipolare Störung ihrer Geschwister zum Anlass genommen und das Virtual Reality-Projekt „Manic VR“ entwickelt. Sie erschafft darin einen computeranimierten Raum, den die Besucher mit Hilfe einer Datenbrille betreten können und so einen Einblick in die Wahrnehmung von bipolar erkrankten Menschen bekommen.

„Manic VR“ wird vom 11. bis 17. März in der Schering Stiftung in Berlin präsentiert. Kalina Bertin spricht über die Entwicklung des Projektes anlässlich des Vortragsabends „Bipolar“ am 11. März im St. Hedwig-Krankenhaus. Eine Einführung in die Symptome, den Verlauf und die Behandlung der Erkrankung gibt vorab die Neurologin Dorothea von Haebler.

Die bipolare affektive Störung ist eine schwere psychische Erkrankung. Die Betroffenen durchlaufen Phasen der Depression und der Manie, die durch euphorische oder gereizte Stimmung mit gesteigertem Antrieb gekennzeichnet ist und von Wahnvorstellungen begleitet werden kann. Die Störung beginnt oft im jungen Erwachsenenalter und beeinträchtigt das Leben der Betroffenen im Krankheitsverlauf meist stark, z.B. mit Jobverlust, Schulden oder Ehekrisen als Folge.

So ist nicht nur die erkrankte Person selbst von der Störung beeinträchtigt, sondern auch ihr familiäres und soziales Umfeld. Vielen Angehörigen, Freunden oder Arbeitskollegen fehlt das Verständnis für die Erlebniswelt der Erkrankten und sie wissen nicht, wie sie am besten mit den Betroffenen umgehen sollen. Doch gerade dieses Wissen hilft, die Beziehung zu dem oder der Betroffenen über alle Krankheitsphasen hinweg aufrecht zu halten.

Teil der virtuell erschaffenen Erlebniswelt werden

Die kanadische Filmemacherin Kalina Bertin hat in Zusammenarbeit mit ihren erkrankten Geschwistern Felicia und François sowie Psychiater/innen und Wissenschaftler/innen vom Douglas Mental Health University Institute, dem MIT McGovern Institute for Brain Research in Cambridge und dem Stanley Center for Psychiatric Research at Broad Institute eine Virtual-Reality-Erfahrung erschaffen, die es den Zuschauer/innen ermöglicht, die Welt der manischen Depression von innen heraus zu erfahren.

Im Projektraum der Schering Stiftung können die Besucher/innen sich mithilfe einer Datenbrille, Kopfhörern und Hand-Controller frei in dem computeranimierten Raum bewegen und werden dadurch Teil der virtuell erschaffenen Erlebniswelt der Betroffenen. Sie sehen und erleben die erhöhte Sinneswahrnehmung, die poetischen Halluzinationen und die schönen, aber auch beängstigenden Fantasien, welche manische Depressionen begleiten können.

Diese Erfahrung zielt darauf ab, das Bewusstsein zu schärfen und Empathie für die realen, gelebten Bedingungen der bipolaren Störung aufzubauen. Einer der Besucher von Manic VR, der selbst erkrankt ist, findet seine Ängste in der virtuellen Realität sehr gut abgebildet. Er hat folgenden Eintrag in Kalinas Gästebuch hinterlassen. „Ich lebe mit Bipolar II und diese VR-Welt hat all meine Ängste erfasst. Danke, dass du diesen Film gemacht hast.“

Begleitender öffentlicher Vortragsabend

Die Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Sandra Dick von der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus, Berlin, ist davon überzeugt, dass das VR-Projekt anderen Menschen im Umgang mit Erkrankten helfen kann.

„Mir ist durch Manic VR erneut bewusst geworden, wie sehr die bipolare Erkrankung nicht nur die Betroffenen selbst, sondern ihr gesamtes Umfeld betrifft und das gewohnte Leben in neue Bahnen lenkt. Ich bin davon überzeugt, dass die von Kalina Bertin erschaffene virtuelle Realität Angehörigen und Klinikpersonal die Erlebniswelt der Betroffenen näher bringt und so den vorurteilsfreien Umgang aller Beteiligten mit der Erkrankung fördert.“

Begleitend zur Präsentation von „Manic VR“ findet im St. Hedwig-Krankenhaus ein öffentlicher Vortragsabend über bipolare Störungen statt. Die Fachärztin für Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapie, Frau Prof. Dorothea von Haebler, gibt eine Einführung in die Symptome und den Verlauf der Erkrankung und öffnet unseren Blick für die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten aus psychodynamischer Perspektive. Kalina Bertin wird anschließend über die Entstehung ihres Projekts „Manic VR“ sowie über ihre Erlebnisse als Angehörige von Erkrankten berichten.

Quelle: Schering Stiftung


Weitere Information: Das Multi-Plattform-Projekt „Manic“ umfasst neben dem hier gezeigten Virtual-Reality-Projekt auch einen abendfüllenden Dokumentarfilm (erhältlich als „video on demand“). Ausführliche Informationen über das Projekt finden Sie hier.

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