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Die Bedeutung von Mikroorganismen für unser Leben

Nicht alle Mikroorganismen sind per se schlecht für uns. © prill / iStock / Getty Images Plus

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Vorurteile aufräumen: Die Bedeutung von Mikroorganismen für unser Leben

Im Rahmen des Jubiläumsmonats zum 50jährigen Bestehen des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH erläuterte der Wissenschaftliche Direktor Prof. Dr. Jörg Overmann am Samstag, den 16. November 2019, vor rund 100 Zuhörern im Roten Saal des Braunschweiger Residenzschlosses, warum Bakterien für die Menschheit überlebenswichtig sind.

Im Bewusstsein der Bevölkerung sind Mikroorganismen und vor allem Bakterien meist als schädlich angesehen – sie verursachen verschiedenste, zum Teil schwerwiegende oder sogar tödliche Krankheiten. Mit diesem Vorurteil räumt der renommierte Mikrobiologe Overmann auf: „Nur ein verschwindend geringer Anteil von weniger als 0,1 Prozent der bisher bekannten Bakterien machen krank.“

Dabei legen die krankheitserregenden Bakterien es eigentlich nicht darauf an, ihren Wirt zu töten. Denn stirbt der Wirt, geht auch das Bakterium zugrunde. Die Stadt Braunschweig, vertreten durch die Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, Dr. Anja Hesse, hatte den Roten Saal im Braunschweiger Residenzschloss für den öffentlichen Vortrag im Rahmen der Jubiläumsaktivitäten des Leibniz-Instituts DSMZ kostenfrei zur Verfügung gestellt. 

Der Mensch hat drei- bis zehnmal mehr Bakterienzellen als Körperzellen, allein 400 verschiedene Arten befinden sich im Dickdarm und sorgen für das Gleichgewicht der Darmflora. Wie wichtig diese ist, hebt Jörg Overmann anhand eines Beispiels hervor: Eine durch die Einnahme von Antibiotikum gestörte Darmflora kann auch Auswirkungen auf die Psyche haben und zum Beispiel Depressionen begünstigen. Der zum Teil unnötige Einsatz von Antibiotika begünstigt außerdem die Entwicklung von Resistenzen.

Planet der Mikroorganismen

„Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass aktuell nur ein neues Antibiotikum pro Jahr auf den Markt kommt, während sich zahlreiche Resistenzen gegen die bereits genutzten Antibiotika pro Jahr ausbilden“, warnt Professor Overmann. Während der Homo sapiens erst seit ungefähr 250.000 bis 300.000 Jahren die Erde bevölkert, besiedeln die Mikroorganismen unseren Planeten schon seit rund vier Milliarden Jahren. „Die Bakterien hatten viel Zeit, sich zu entwickeln und haben gelernt, sich äußerst schnell an Veränderungen anzupassen,“ stellt Mikrobiologe Overmann klar.

Ein gutes Beispiel dafür seien die besonders effektiven Mechanismen, die Bakterien zur Weitergabe von genetischen Informationen entwickelt haben. Diese begünstigen unter anderem die schnelle Entwicklung von Resistenzen. Die globale Bedeutung von Bakterien macht Professor Overmann unter anderem an der Produktion von Sauerstoff deutlich.

„50 Prozent des Sauerstoffs auf der Erde werden von Bakterien (Cyanobakterien) im Meer produziert“, stellt er klar. Die globale Erwärmung trifft die Kleinstlebewesen im Meer besonders stark – sie sterben bei Temperaturanstieg schneller ab als die „grünen Lungen“, die Bäume auf den Kontinenten. Neben der Sauerstoffproduktion sind Mikroorganismen auch in anderen Umweltbelangen von größter Bedeutung. Bakterien sind beispielsweise in der Lage, Plastik oder Chemikalienrückstände aus der Industrie abzubauen.

Erfolge wie in Kanada, wo sich im Grundwasser befindliche, eigentlich nicht abbaubare Chemikalien, erfolgreich von Bakterien zersetzt wurden, zeigt das große Potential der Mikroorganismen. Bisher sind nur rund 16.000 Bakterienarten bekannt, das ist nur ein Bruchteil der geschätzten 2,2 Milliarden Bakterienarten insgesamt. „Es gibt also noch großen Forschungsbedarf – und das Potential, Bakterien sinnvoll einzusetzen, ist enorm“, resümiert Overmann am Ende seines Vortrages.

Quelle: Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH

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