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Effektive Ansätze der Regelversorgung

Deutschlands größtes Telemedizin-Projekt „CCS Telehealth Ostsachsen“ ging am 1. Juli 2015 in Dresden online - Telenurse Cathleen Dufke und Dr. Jan Svitil. © Michael H. Ebner / CCS Telehealth

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Evaluation Tele-Medizin: Effektive Ansätze der Regelversorgung

In Deutschland existiert bereits eine Vielzahl an telemedizinisch unterstützten Versorgungsansätzen. Diese werden jedoch mehrheitlich im Rahmen von Modellprojekten betrieben. Nur eine Minderheit schafft es in die regel- beziehungsweise in die flächendeckende Versorgung. Methodisch solide und vollständig publizierte Evaluationen können helfen, die Wirksamkeit und Kosteneffektivität von Telemedizin-Anwendungen für Entscheidungsträger transparent zu machen und dazu beitragen, effektive Ansätze rascher in die Regelversorgung zu überführen.

Innerhalb des Projekts „CCS Telehealth Ostsachsen“ wurden in systematischer Weise Grundsätze für die Evaluation von Telemedizin-Anwendungen entwickelt. Diese sollen eine methodische Richtschnur bieten.

Anlässlich des 6. Nationalen Fachkongresses Telemedizin vom 5. bis zum 6. November 2015 in Berlin unter dem Thema „Evaluation – Qualität – Forschung“ stellten die damaligen Projektmitarbeiterinnen Katrin Arnold und Madlen Scheibe, jetzt tätig am Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, die entwickelten Grundsätze vor.

Problemstellung

Bislang wird ein beträchtlicher Teil von Telemedizin-Projekten nicht evaluiert oder die Evaluationsergebnisse werden nicht bzw. nur teilweise veröffentlicht. Das behindert den Wissenszuwachs im Gesundheitssystem enorm. Werden Evaluationen von Telemedizin-Anwendungen durchgeführt, so sind diese von sehr unterschiedlicher methodischer Qualität.

Demnach sind diverse Studien aufgrund methodischer Schwächen in ihrer Aussagekraft begrenzt. Hier fehlt es an interdisziplinär akzeptierten und verbindlichen Standards. Insgesamt behindern diese Probleme die Erzeugung belastbarer Evidenz zur Wirksamkeit und Kosteneffektivität von Telemedizin.

Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des Projektes CCS Telehealth Ostsachsen ein evidenz- und konsensbasiertes Set an Evaluationsgrundsätzen entwickelt. Im Rahmen des durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und den Freistaat Sachsen geförderten Projektes CCS Telehealth Ostsachsen wurde zwischen April 2014 und Juni 2015 durch die Projektträger Carus Consilium Sachsen GmbH (CCS) und die Telekom-Tochter T-Systems International eine offene, flexibel erweiterbare IT-Infrastruktur für telemedizinische Anwendungen in der Modellregion Ostsachsen geschaffen.

Seit 01.10.2015 ist die entstandene Telemedizin-Plattform mit den Beispielanwendungen in Betrieb. Im Rahmen der Evaluation und medizinischen Qualitätssicherung zum Projekt und unter wissenschaftlicher Anleitung durch das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung fand die Entwicklung der „Grundsätze zur Qualitätssicherung/Evaluation der über die CCS-Telehealth-Plattform laufenden telemedizinischen Anwendungen“ statt.

Evaluationsgrundsätze

Bisher existierende Evaluationsgrundsätze bzw. -standards für Telemedizin-Anwendungen weisen bezüglich ihrer Entwicklungsmethodik große Qualitätsunterschiede auf. So formulieren einige Autoren(gruppen) ihre Grundsätze auf der Basis von systematisch recherchierter Literatur und/oder auf der Grundlage eines durch mehrere Experten getragenen Konsenses.

Andere hingegen machen den Entstehungsprozess weniger transparent, was letztlich die Möglichkeit bietet, subjektive Einzelmeinungen zu publizieren. Im Rahmen der Tätigkeiten zur Qualitätssicherung im Projekt „CCS Telehealth Ostsachsen“ wurde systematisch nach Arbeiten zu Evaluationsgrundsätzen recherchiert, die auf einem systematischen Review oder auf einem Konsensverfahren basieren.

Aus diesen methodisch hochwertigen Arbeiten wurden Vorschläge für Evaluationsgrundsätze extrahiert, welche anschließend einem formalen Konsensverfahren mit einem interdisziplinären Experten-Panel unterzogen wurden. Das mehrstufige Vorgehen orientierte sich damit an der höchsten Entwicklungsstufe medizinischer Leitlinien.

Die abgestimmten Evaluationsgrundsätze geben Orientierung zum Vorgehen im Rahmen der Planung, Durchführung und Veröffentlichung von Telemedizin-Evaluationen. So werden beispielsweise Empfehlungen zu Studiencharakteristika, zu erhebenden Outcome-Parametern und Berichtsstandards gegeben.

In Anbetracht der geschilderten Probleme in der bisherigen Evaluationspraxis ist eine Rezeption und Anwendung der Grundsätze durch andere Projekte und Initiativen ausdrücklich erwünscht.

Intention

Mit den entwickelten Grundsätzen und gemeinsam mit anderen aktuellen Initiativen soll der Weg für einen breiteren Einsatz von Telemedizin in der Regelversorgung geebnet werden. Hierfür braucht es interdisziplinär akzeptierte Evaluationsgrundsätze, durch deren Beachtung eine fundierte Qualitätsbewertung erreicht werden kann. Die entwickelten evidenz- und konsensbasierten Grundsätze liefern hierzu einen wichtigen Beitrag.

Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft

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