Besseres Verständnis
„Da Bindegewebe die elektrischen Signale nicht selbst generieren kann, bleibt nur eine Erklärung: es wird von Muskelzellen unter Strom gesetzt“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Peter Kohl, Direktor des Instituts für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin des UHZ. Dies geschieht vermutlich durch wenige Nanometer breite und mehrere hundert Nanometer lange zelluläre Tunnel, die Bindegewebs- und Muskelzellen miteinander verbinden.
„Die neu entdeckten Tunnel sind winzig. Ihre Länge entspricht gerade einmal dem Betrag, den ein Fingernagel in einer Minuten wächst“, erklärt Prof. Kohl. Ein besseres Verständnis der Erregungsleitung durch Nicht-Muskelzellen ist für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen von Bedeutung.
So wird zum Beispiel im Rahmen einer sogenannten Ablation eine Narbe in den Herzmuskel gesetzt, die schädliche Erregungen unterbrechen soll. Doch oft funktioniert diese Unterbrechung nur unvollständig. Die neuen Erkenntnisse könnten nun verbesserte Therapieansätze ermöglichen. Die Studie wurde maßgeblich durch den European Research Council der Europäischen Union gefördert.
Quelle: Universitäts-Herzzentrum Freiburg – Bad Krozingen
Originalpublikation: Peter Kohl et al.; Electrotonic Coupling of Excitable and Non-excitable Cells in the Heart Revealed by Optogenetics; PNAS, 2016; DOI: 10.1073/pnas.1611184114